Kommentar
15:59 Uhr, 23.06.2020

Die Achillesverse der US-Wirtschaft

Am Aktienmarkt erkennt man es nicht, aber die US-Wirtschaft steht ganz nah am Abgrund.

Der Aktienmarkt steht unterhalb der bisherigen Rallyhochs. Gemessen an den Kursen, die Ende März zu sehen waren, ist der Aktienmarkt dennoch weit gekommen. Kaum ein Index hat weniger als 30-40 % gewonnen. Vielen Anlegern war das suspekt und ihre Skepsis könnte demnächst belohnt werden. Viele Anleger trauen der Rallye nicht. Gekauft wurde trotzdem, wenn auch mit wenig Überzeugung. Argumente dafür gab es viele. Die Regierung hat über 3 Billionen Dollar an Hilfen freigegeben und die Notenbank hat ihre Bilanzsumme fast verdoppelt. Was kann das schon schiefgehen? Vieles kann schiefgehen. Das Zünglein an der Waage ist die Wirtschaft. Anleger vertrauten auf eine V-förmige Erholung. Der Einbruch der Wirtschaft ging schnell und tief, dafür aber sollte auch die Erholung schnell erfolgen. Wirtschaftsdaten zeigten genau das. So brachen die Konsumausgaben im März und April zweistellig ein. Im Mai ging es dann wieder zweistellig nach oben. Die V-förmige Erholung schien sich zu bestätigen...

Währenddessen traten immer mehr Notenbanker vor die Presse und äußerten sich skeptischer als noch im Mai. Sie tun das nicht ohne Grund. Die Erholung stockt nämlich bereits wieder. Die Fortschritte ebben ab.

Ein Zeichen dafür sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Grafik 1). Wer arbeitslos wird, stellt einen solchen Antrag und erscheint in der Statistik. Pro Woche melden sich immer noch 1,5 Millionen Amerikaner arbeitslos. Das ist eine hohe Zahl und sie geht nur noch langsam zurück.


Die Anträge zeigen allerdings nicht wie viele Menschen auch wieder eine Anstellung finden. Um zu sehen wie viele Menschen tatsächlich arbeitslos sind, kann man einen Blick auf die fortgesetzten Anträge werfen (Grafik 2). Hier stagniert die Zahl. Die Arbeitslosigkeit geht nicht mehr zurück.

Das sollte tiefe Sorgenfalten hervorrufen. Die Wirtschaft hat in den meisten Bundesstaaten wieder geöffnet. All jene, die im Tourismus, in der Gastronomie usw. arbeiteten und ihren Job verloren, sollten bei der Öffnung eigentlich wieder in Scharen zurückkommen und aus den Arbeitslosenstatistiken verschwinden. Das ist nicht der Fall.

Man kann nicht bestreiten, dass viele wieder einen Job haben. Trotzdem stagniert die Anzahl an Arbeitslosen. Das lässt nur einen Schluss zu: es werden weiterhin viele Arbeitnehmer entlassen. Während ein Teil der Beschäftigten in stark betroffenen Sektoren wieder Arbeit hat und aus den Statistiken verschwinden, kommen neue Arbeitslose aus anderen Sektoren neu hinzu.

Es läuft eine zweite Entlassungswelle. Die Öffnung der Wirtschaft hilft einigen Sektoren wieder Beschäftigung aufzubauen, doch andere Sektoren entlassen und machen diesen Fortschritt zunichte. Notenbanker gehen daher nicht mehr von einer raschen Erholung aus. Der Ausblick der Notenbank trübt sich weiter ein. Da der Aktienmarkt eine V-förmige Erholung eingepreist hat, ist eine Korrektur fällig.

Clemens Schmale


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  • qwasi
    qwasi

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    19:49 Uhr, 23.06. 2020
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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