Kommentar
07:51 Uhr, 03.11.2018

Steckt die deutsche Wirtschaft schon in der Rezession?

Nach und nach werden die Wachstumszahlen für das dritte Quartal veröffentlicht. Das kann richtig böse Überraschungen bereithalten.

Dafür, dass in Deutschland eine hohe Beschäftigungsquote herrscht und die Bevölkerung im Durchschnitt zu den ältesten der Welt gehört, war das Wirtschaftswachstum zuletzt ziemlich stark. Wachstumsraten von 2 % sind unter den gegebenen Umständen wirklich gut. Japan, welches sich in einer ähnlichen Situation befindet, kann von 2 % nur träumen.

In Deutschland hat es sich nun aber ausgeträumt. Es ist unwahrscheinlich, dass sich der positive Trend fortsetzt. Man muss sogar eine böse Überraschung befürchten. Dafür verantwortlich ist unter anderem die Industrie. Die Industrieproduktion ist seit Monaten rückläufig (Grafik 1). Das Quartalswachstum ist zudem negativ.

Daten sind nur bis August verfügbar. Für das dritte Quartal fehlen also noch die Daten für September. Vorausgesetzt, dass es im September keinen sensationellen Rebound gab, war das Wachstum im dritten Quartal negativ. Die Industrie trägt nun fast ein Viertel zur Wirtschaftsleistung bei. Schrumpft dieser Wirtschaftsbereich, bleibt das auch in den Zahlen für die Gesamtwirtschaft nicht unbemerkt.

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Etwas über 50 % trägt der Privatkonsum zur Wirtschaftsleistung bei. Auch hier gibt es schlechte Neuigkeiten. Im Juli und August waren die Konsumausgaben rückläufig (Grafik 2). Auch hier gilt: wenn im September kein Kaufrausch stattgefunden hat, ist der Beitrag zum Gesamtwachstum bestenfalls neutral.


Der Staat ist ebenfalls eine wichtige Stütze der Wirtschaft. Nun wird Deutschland immer wieder vorgeworfen, dass es zu knausrig sei. Der Staat erwirtschaftet zwar einen Überschuss, gibt aber dennoch mehr aus. Die Ausgaben wachsen nur langsamer als die Einnahmen.

Von staatlicher Seite wird das Wachstum derzeit also gestützt. Der Anteil an der Wirtschaftsleistung ist jedoch im Vergleich zur Industrie und dem Privatkonsum klein. Alleine reicht das Ausgabenwachstum hier nicht, um aus einer negativen Dynamik in der Privatwirtschaft eine positive Dynamik machen zu können.

Das führt am Ende dazu, dass die Wachstumszahlen für das dritte Quartal richtig schlecht ausfallen könnten. Es gibt gewissen Parallelen zu 2012 in den Konsumausgaben und der Industrieproduktion. Damals kam es zu negativem Wachstum (Grafik 3). Auch heute könnte es wieder dazu kommen.

Das wird viele auf dem falschen Fuß erwischen. Mit negativem Wachstum rechnet fast niemand. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings nicht einmal so gering. Es kommt natürlich noch darauf an wie stark sich der Außenhandel entwickelt hat. Die Wirtschaft kann sich im dritten Quartal durchaus noch positiv entwickelt haben.

Vieles deutet jedoch auf negatives Wachstum hin oder zumindest auf eine sehr starke Abkühlung. Das würde auch erklären, weshalb der Dax zu den großen Underperformern in der Welt zählt.

Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel kommt zu einem ähnlichen Schluss, wenn auch aus anderen Gründen. Die Vorausschätzung der EU zum Wachstum legt nahe, dass die deutsche Wirtschaft um 0,3 % geschrumpft sein könnte.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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