Kommentar
07:49 Uhr, 06.05.2020

Deutschland: Diesmal kein Beschäftigungswunder

Während der Finanzkrise blieb Deutschland ein Jobkahlschlag erspart. Kurzarbeit machte es möglich. In dieser Krise ist das nicht genug.

Wer nach Gründen sucht, weshalb die Krise länger dauert als der Aktienmarkt im April durch die Rally andeutete, findet diese in Deutschland. Deutschland kam ohne große Verluste auf dem Arbeitsmarkt durch die Krise. Das Geheimrezept: Kurzarbeit. Anstatt Arbeitnehmern zu kündigen, konnten Unternehmen Kurzarbeit anmelden. Das hilft beiden, sowohl den Unternehmen, als auch den Arbeitnehmern. Unternehmen können Mitarbeiter halten. Ihnen zu kündigen und im Aufschwung neue Arbeitnehmer zu finden ist teurer als Kurzarbeit. Arbeitnehmer in Kurzarbeit erhalten zwar weniger Gehalt, sind aber nicht arbeitslos. Das gibt Sicherheit und verhindert, dass der Konsum massiv einbricht. Kurzarbeit schien für diese Krise wie geschaffen zu sein. Tatsächlich wird Kurzarbeit von vielen Unternehmen mit großem Enthusiasmus in Anspruch genommen. Im April gab es so viele Anträge, dass über 7 Mio. Stellen für Kurzarbeit gemeldet wurden...

Zusammen mit den Arbeitslosen erreicht der Wert 10 Mio. Das stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten.

Kurzarbeit funktioniert. Das ist eine gute Nachricht. Kurzarbeit allein reicht aber nicht. Bei den enormen Kurzarbeiterzahlen gerät die Zahl der Arbeitslosen in den Hintergrund. Die Zahl stieg allerdings um 308.000 an. Der Arbeitsmarktbericht für April zeigt dabei die Daten bis Mitte des Monats. Im kommenden Monat ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.

Die Arbeitslosenquote stieg von 5,1 % auf 5,9 % an. Eigentlich sollte Kurzarbeit Kündigungen verhindern und die Beschäftigung aufrechterhalten. Das ist nur zum Teil gelungen. Zugegeben, ohne Kurzarbeit hätten wir ähnliche Zustände wie in den USA. Dass allerdings trotz Kurzarbeit die Arbeitslosenquote in einem Monat gleich über 10 % ansteigt ist bedenklich.

Es zeigt, wie ernst die Krise wirklich ist und dass Anleger zu optimistisch sind, wenn sie von einer schnellen Normalisierung ausgehen. Einmal verlorene Arbeitsplätze kommen nicht so schnell zurück. Für viele Branchen waren selbst wenige Wochen Lockdown zu viel. Man denke an die Luftfahrtindustrie.


Ohne Massenentlassungen geht es nicht. Das haben sowohl Lufthansa als auch Airbus bereits mehr oder minder deutlich gemacht. Das gleiche gilt für die Gastronomie, Konzertveranstalter, Sportgroßereignisse, Hotellerie usw. 3-5 % der Arbeitsplätze werden trotz Kurzarbeit nicht zu retten sein.

In Deutschland dürfte die Zahl der Arbeitslosen vermutlich um eine Mio. steigen. Das sind fast 50 % mehr als noch im Februar. Unter diesen Umständen ist eine V-förmige Erholung der Wirtschaft vollkommen illusorisch. Das sollten auch Anleger in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen. Die Rallye im April erweckte den Eindruck, dass wir uns in einem Sprint befinden. Es ist ein Marathon.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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