Kommentar
11:52 Uhr, 21.05.2010

Deutschland: Bruttoinlandsprodukt - 2010 unter den Top Ten

1. Mit den Details zum Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal wurde heute die Schnellschätzung einer Zunahme um 0,2 % qoq bestätigt.

2. Weiterhin enttäuschend schwach zeigt sich der private Konsum. Trotz eines robusten Arbeitsmarktes mussten die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben drosseln. Verantwortlich für den Rückgang um 0,8 % qoq war die schlechte Entwicklung der real verfügbaren Einkommen, die um über 1 % zurückgingen. Gleichzeitig stieg die Sparquote leicht an, was zum Teil auf den Schuldendienst für die im vergangenen Jahr infolge der Abwrackprämie auf Pump gekauften Pkw zurückzuführen ist. Allerdings wurde die Konsumtätigkeit der privaten Haushalte im Schlussquartal 2009 ungewöhnlich stark um 0,8 %-Punkte auf -0,2 % qoq oben revidiert.

3. Die Exporte nahmen zwar „nur“ um 2,6 % qoq zu, doch die dahinter liegende Dynamik ist viel versprechend. Dank eines Zuwachses der nominalen Warenausfuhr um über 5% mom im Februar und über 10% mom im März konnte nicht nur die starke Schrumpfung im Januar mehr als ausgeglichen werden, sondern auch ein statistischer Überhang von 8,6 % qoq für das zweite Quartal eingefahren werden: Das bedeutet, dass selbst bei einer anhaltenden Stagnation während des gesamten zweiten Quartals, die Warenausfuhr um eben diese 8,6 % qoq zulegen wird. Die Importe stiegen mit 6,1 % um einiges stärker als die Exporte, was zu der starken Bremswirkung des Außenbeitrags um 1,1 %-Punkte qoq führte.

4. Das Importplus dürfte allerdings zu einem nicht unwesentlichen Teil in die Vorproduktlager der Unternehmen gegangen sein. Eine solche Lageraufstockung ist normalerweise geplant und dient als Vorbereitung für eine Phase einer regeren Produktionstätigkeit. Doch die unerwartet unterbrochene Erholung der Industrie dürfte zusätzlich auch zu einer ungeplanten Aufstockung der Fertigwarenlager geführt haben. Im abgelaufenen Quartal haben damit die Lagerinvestitionen den stärksten Wachstumsimpuls geliefert (1,9 %- Punkte). Im zweiten Quartal sollte es zu einer teilweisen Gegenbewegung kommen, denn zumindest die ungeplanten Fertigwarenlagerbestände werden abgebaut werden und ersetzen in diesem Umfang Produktionstätigkeit.

5. Während die Ausrüstungsinvestitionen um 1,6 % qoq leicht zulegen konnten – vermutlich überwiegend Rationalisierungs- und Ersatzinvestitionen – gingen die Bauinvestitionen stark zurück (-3,8 % qoq). Hier schlug der harte Winter zu: Um fast 19% sank die Bauproduktion von November bis Februar. Der März brachte zwar ein Plus von über 27 % mom, doch zwei Drittel dieses Plus gehen als statistischer Überhang in das zweite Quartal (+16,4 % qoq).

6. Der Ausblick für das zweite Quartal ist somit stark durch die vom ersten Quartal geerbte Dynamik geprägt. Der Konjunkturmotor wurde spät im ersten Quartal auf Hochtouren gebracht und nun rollt der Konjunkturwagen schon mit einer hohen Geschwindigkeit über die Startlinie ins zweite Quartal. Ein Wachstum von einem Prozent in diesem Zeitraum ist damit wohl leicht zu bewerkstelligen.

7. Nimmt man die Aufwärtsrevisionen des Schlussquartals 2009, das glimpflich ausgegangene erste Quartal 2010 und die starken Perspektiven für das Frühjahr zusammen, so kommt man leicht auf ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von rund zwei Prozent im Gesamtjahr 2010. Das mag auf den ersten Blick nicht so spektakulär erscheinen wie beispielsweise die für China erwarteten 10,1 % Wachstum, doch vor der Krise (2003 bis 2007) konnte die chinesische Volkswirtschaft im Mittel um 10,6 % wachsen. Deutschlands Wachstum liegt hingegen über dem Vorkrisenwachstum von 1,5 %, und zwar so deutlich, dass es zu den Top-Ten-Ländern zählt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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