Kommentar
07:16 Uhr, 17.03.2015

Deutschland: bald 3% Wachstum?

Deutsche Konsumenten sind so gut gelaunt wie noch nie. Der Binnenkonsum schiebt die Wirtschaft an. Zu mehr als 1,6% Wachstum im vergangenen Jahr hat es trotzdem nicht gereicht.

Deutschland ist und bleibt eine Exportnation. Der deutsche Konsument kann noch so gut gelaunt sein, er wird der Wirtschaft nicht in neue Wachstumssphären bringen. Dafür braucht es ein überproportionales Exportwachstum. Dieses steht vor der Tür.

Die europäische „Wachstumslokomotive“ Deutschland kam auf den ersten Blick ganz gut durch die Eurokrise. Deutschland galt als Stabilitätsanker. Leugnen kann man die Stabilität nicht. Nach dem Schock 2008/09 erholten sich die Wirtschaft und vor allem der Arbeitsmarkt sehr schnell. Das ging bis 2011 gut. Danach lag das Wachstum nur so gerade im positiven Bereich. Der Hauptgrund war die Instabilität der restlichen Eurozone. Die Rezession in vielen der Eurozonenländer hat einen enormen, negativen Sog auf die Wirtschaft ausgeübt.

Für eine exportorientierte Wirtschaft übt jeglicher Rückgang der Ausfuhren einen hohen Abwärtsdruck auf das Wachstum aus. Dieser Sog hat sich bis Anfang 2014 bemerkbar gemacht. Die Ausfuhren in die Eurozone waren rückläufig. Deutschland konnte nur wachsen, weil ein Teil des Rückgangs vom Rest der Welt wettgemacht wurde.

Wie stark die Krise auf den deutschen Export einwirkte zeigt Grafik 1. Hier ist dargestellt wie viel Prozent der Exporte in die einzelnen Weltregionen geht. Zwischen 1994 und 2004 tat sich relativ wenig. 48% der Ausfuhren gingen in die heutigen Euroländer. Dieser Prozentsatz hat sich über die Jahre bis 2004 kaum geändert. Das heißt nichts anderes, als dass die Exporte in die Eurozone genauso schnell wuchsen wie die Exporte in andere Regionen. Wären die Exporte in die Eurozone langsamer gewachsen, dann hätte sich der Prozentsatz verändert. Das war nicht der Fall – bis zur Krise.

2014 betrug der Anteil der Eurozone noch 40%. Das ist ein Rückgang von 8 Punkten. Das entspricht vom Hoch zum Tief einer Differenz von 100 Mrd. Euro. Das ist ziemlich viel. Kompensiert wurde die Schwäche der Eurozone vor allem durch China und den europäischen Ländern außerhalb der Eurozone. Der Anteil Chinas stieg von 3% auf 7%. Insgesamt hat sich der Exportwert der Waren, die nach China gehen, von 21 Mrd. auf 79 Mrd. erhöht.
Insgesamt sollte das Exportwachstum außerhalb der Eurozone stabil bleiben. Kommt der Export in die Eurozone nun noch hinzu, also kann er wieder auf den Wachstumspfad einbiegen, dann beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland erheblich. Wie das aussehen könnte zeigt Grafik 2. Gezeigt werden die Exporte und Importe in bzw. aus der Eurozone.

Gleichzeitig sind das Wirtschafts- und das Exportwachstum abgebildet. Das BIP entwickelt sich absolut parallel zum Exportwachstum in die Eurozone. Das ist nicht wirklich überraschend, weil die Eurozone 40% Anteil hat. Nach jahrelanger Stagnation bzw. sogar Rückgang der Exporte könnte dieser nun wieder deutlich anziehen. Aufzuholen gäbe es genug. 2014 legte der Export nach 2 Jahren Rückgang wieder zu. Noch ist das Wachstum aber unterdurchschnittlich.

Würde das Wachstum nun wieder zum langjährigen Durchschnitt zurückkehren, dann beschleunigt das das Wachstum in Deutschland massiv. Gelingt das in diesem Jahr, dann würde diese Normalisierung dafür sorgen, dass die Wirtschaft in Deutschland um einen Prozentpunkt mehr wächst als 2014. Dann sehen wir vielleicht noch nicht 3% BIP Wachstum, aber immerhin Werte um 2,5%.

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4 Kommentare

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  • The Economist
    The Economist

    Sehr geehrter Herr Schmale, leider reihen Sie sich mit Ihrem Beitrag in die lange Liste von in Deutschen Medien systematisch platzierten "Schönfärbereien" ein. Sie sprechen von Deutschland als "Wachstumslokomotive" und "Stabilitätsanker". Leider sehen die Fakten anders aus. Die Eurozone hat die Weltwirtschaft seit 6 Jahren in eine nie dagewesene Krise gestürzt mit Millionen von Arbeitslosen. Deutschland befindet sich seit Jahren in der Stagnation, mit mehrfachen Rezessionsphasen, genau wie andere Länder in der Eurozone. 2012 und 2013 ist die deutsche Wirtschaft fast gar nicht mehr gewachsen (Nahe 0%). Das die Eurozone überlebt und einige Länder, inklusive Deutschland nun wieder einen "Hoffnungsschimmer auf etwas Wachstum haben" ist einzig und allein einem Mann zu verdanken: Mario Draghi!

    16:27 Uhr, 17.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Deutschland unterliegt einem Fehldenken, nämlich dass Exportüberschüsse Volkswohlstand schaffen.

    Dem ist aber nicht so, solange die Exportüberschüsse in uneinbringbaren (Papiergeld-) Forderungen bestehen.

    Also sollten wir endlich aufhören, auf den Export zu gucken und im Inland endlich die Löhne usw. für breite Bevölkerungsschichten erhöhen.

    Dieser ständige Lohndumping im Namen des Exports vernichtet Volksvermögen und Volkswohlstand ...

    10:20 Uhr, 17.03. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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