Kommentar
14:18 Uhr, 30.10.2007

Deutschland: Arbeitsmarkt sprüht vor Optimismus

1. Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich im Oktober einmal mehr von seiner goldenen Seite. Mit einem Rückgang um mehr als 650 Tausend gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der registrierten Arbeitslosen auf 3,43 Millionen Personen. Gegenüber dem Vormonat sind das gut 110 Tausend weniger. Saisonbereinigt betrug der Vormonatsrückgang 40 Tausend auf jetzt 3,66 Millionen Arbeitslose. Ob diese gute Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt in die Zukunft fortgeschrieben werden kann, bleibt abzuwarten. Die Zeichen für eine abnehmende Konjunkturdynamik werden anhand der Stimmungsindikatoren sichtbar und lenken den weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit in langsamere Bahnen. Im Augenblick ist die Arbeitskräftenachfrage, vor allem nach qualifizierten Mitarbeitern, sehr stark. Das wird auch durch die Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der gemeldeten offenen Stellen untermauert. Auch der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) weist im Oktober mit 229 Punkten einen neuen Höchstwert aus. Jedoch, die Materialisierung der für die nähere Zukunft gedämpften Konjunktursicht wird sich auch am Arbeitsmarkt als nachlaufendem Indikator zeigen.

2. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit spiegelt sich auch in der Arbeitslosenquote wider. Mit nicht saisonbereinigt 8,2 % und saisonbereinigt 8,7 % bewegt sich die Arbeitslosenquote in den Sphären von Anfang der Neuzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. Nebenbei bemerkt: Die im April 2007 letztmals durchgeführte Telefonbefragung zur Ermittlung der Erwerbslosenquote mit einer eingeschränkten Fortschreibung für die Folgemonate wurde jetzt auf die Arbeitskräfteerhebung, die im Mikrozensus integriert ist, umgestellt. Die neue Zeitreihe weicht erheblich von den bisher veröffentlichten Daten ab. Nach der Umstellung weist die Zeitreihe im Schnitt rund 800.000 Erwerbslose mehr aus als vor der Revision. In der Erwerbslosenquote schlägt sich das mit einem Sprung von über 2 Prozentpunkten nieder. So erhöht sich die Quote für den vor einem Monat gemeldeten Augustwert von 6,1 % auf 8,3 %. Für den Monat September wurden heute 8,1 % gemeldet. Diese Umstellung dürfte auch negative Auswirkungen auf die von Eurostat ermittelte ILOErwerbslosenquote haben.

3. Mit den Arbeitslosenzahlen wurden auch die Daten für die Erwerbstätigkeit im September und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für August veröffentlicht. Beide Indikatoren zeigen weiterhin Nordwärts. Die Anzahl der Erwerbstätigen ist nicht saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 323 Tausend Personen erstmals auf über 40 Millionen (40,179) angestiegen. Saisonbereinigt gab es einen Vormonatsanstieg um 39 Tausend auf 39,85 Millionen Personen. Die turnusmäßige Überprüfung der Erwerbstätigenzeitreihe brachte leichte Abwärtskorrekturen für die Monate Februar, März und Juni bis August. Für die Monate April und Mai wurde die Anzahl der Erwerbstätigen leicht angehoben. Im Durchschnitt betrug die Korrektur - 15 Tausend Personen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im August 2007 erstmals seit 2003 wieder auf über 27 Millionen Personen angestiegen. Gleichwohl zeigen sich insbesondere im Baugewerbe leichte Ermüdungserscheinungen, hier ist der Aufbau an Beschäftigung nur noch minimal (+ 7 ½ Tausend). Gründe dafür finden sich vor allem bei den Vorzieheffekten von Baumassnahmen im letzten Jahr wegen der MWSt-Erhöhung und wegen des milden Winters am Anfang dieses Jahres. In den Monaten November 2006 bis April 2007 wurde im Baugewerbe Personalbestand massiv aufgebaut, um die Auftragsschwemme abarbeiten zu können.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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