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08:17 Uhr, 28.08.2017

Deutscher Mittelstand: Wer profitiert vom Dieselskandal?

Nach Einschätzung von Berenberg-Fondsexperte Andreas Strobl profitieren innovative Automobil-Zulieferer vom Dieselskandal.

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.205,17 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Hamburg (GodmodeTrader.de) - Auch in diesem Jahr dürfte der MDax den Dax schlagen, ist Andreas Strobl zuversichtlich. Der Fondsmanager des deutschen Nebenwertefonds Berenberg-1590-Aktien Mittelstand sieht trotz der guten Entwicklung in den vergangenen Jahren noch Kurspotenzial im deutschen Mittelstand. Vor allem die zahlreichen Hidden Champions, die die branchenübergreifende digitale Transformation mit vorantreiben, haben beste Chancen auf strukturelles Wachstum. Allerdings gibt es auch Anzeichen für eine erhöhte Volatilität in den kommenden Monaten, wie Strobl in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Verdeckte Absprachen und Dieselskandal – die großen deutschen Autohersteller stünden unter Druck. Auch deren Aktienkurse bekämen diesen zu spüren. Andreas Strobl beunruhigt dies nicht. Die Autozulieferer aus der zweiten und dritten Börsenreihe, die der Fondsmanager in seinem Berenberg-1590-Aktien Mittelstand halte, seien von der Krise im deutschen Autobau nicht unmittelbar betroffen und seien auch von den Investoren nicht mit abgestraft worden, heißt es weiter.

„Im Gegenteil, einige Zulieferer konnten sogar Kurszuwächse verzeichnen“, sagt der Fondsmanager und ergänzt: „Man muss klar differenzieren, wie die einzelnen Unternehmen positioniert und vom strukturellen Wandel in der Autoindustrie betroffen sind.“ Er setzt auf Firmen, die von neuen Antriebstechniken wie dem Elektromotor profitieren. „Künftig muss die deutsche Automobilbranche aufgrund des strukturellen Wandels mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Dies kann nur im Rahmen einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Zuliefer-Unternehmen erfolgen“, erläutert Strobl. Für kleine Unternehmen mit hoher Innovationskraft und Flexibilität sieht er daher erhebliche Wachstumspotenziale. Diese Hidden Champions gelte es zu finden.

Nicht nur in der Automobilindustrie gebe es solche versteckten Perlen. Der deutsche Mittelstand verfüge über eine Vielzahl von Unternehmen mit klarer Wettbewerbsposition, die durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Patente geschützt sei. Meist handle es sich um Nischenplayer mit fokussiertem Geschäftsmodell, überdurchschnittlichem Ertragspotenzial und hoher Innovationskraft. Einige Unternehmen zählten zu den Weltmarktführern ihrer Branche, was ihnen ermögliche, strukturelle Gewinne zu erzielen, unabhängig von der konjunkturellen Lage, heißt es weiter. „Mittelständische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie deutlich höhere Renditen auf das Eigen- und Gesamtkapital erzielen können als die klassischen Großkonzerne. Ein höheres Gewinnwachstum und eine höhere Rentabilität sind schlagende Argumente für Investitionen in den deutschen Mittelstand“, so Strobl.

Schon in den vergangenen Jahren hätten deutsche Small und Mid Caps die Performance in Anlegerportfolios nach oben getrieben. Für zu teuer hält Strobl sie aber noch nicht: „Die aktuelle Bewertung der deutschen Nebenwerte liegt leicht über dem historischen Durchschnitt. Im Vergleich zu den großen Standardwerten erscheint sie aber weiter attraktiv.“ Auch das anhaltend niedrige Zinsumfeld müsse bei der Betrachtung der Bewertung einbezogen werden. Bei einer Vielzahl der Unternehmen sei die positive Kursentwicklung zudem durch eine sehr erfreuliche Gewinnentwicklung untermauert, die sich Strobls Ansicht nach in den nächsten Quartalen fortsetzen werde. Gleichwohl sei nicht zu verleugnen, dass die Markterwartungen für einige Unternehmen bereits sehr hoch seien. In der jüngsten Ergebnissaison hätten nur noch wenige Unternehmen positiv überraschen und deutliche Kursanstiege auslösen können, heißt es weiter. Strobl rechnet daher in den nächsten Monaten mit höherer Volatilität, die er nutzen will, um neue Investments zu tätigen oder bestehende aufzustocken. Vor diesem Hintergrund liege die Cash-Quote des Fonds derzeit über dem historischen Durchschnitt.

Auch makroökonomische Faktoren könnten Unruhe auslösen. Insbesondere die weitere Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses hält Strobl für entscheidend. Zwar sei für die meisten deutschen Mittelstandsunternehmen der europäische Binnenmarkt der wichtigste Absatzmarkt. Daher seien sie oftmals nicht so sehr von Währungsschwankungen betroffen wie viele Blue Chips. „Wenn der Euro aber weiter steigt, könnte dies einen signifikanten Einfluss auf die Umsatz- und Margenentwicklung haben“, warnt Strobl. Positiv hingegen wirke sich das anhaltend gute Wirtschaftsumfeld in Europa für eine Vielzahl von Unternehmen aus, heißt es weiter.

„Die derzeitigen konjunkturellen Daten, aber auch die Stabilisierung des politischen Umfeldes in Europa stimmen uns optimistisch, dass sich die konjunkturelle Erholung 2018 fortsetzt“, so Strobl. Daran dürfte auch ein möglicher Kursschwenk der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht viel ändern. „Der deutsche Mittelstand hat von den gesunkenen Zinsen in den vergangenen Jahren profitiert. Die meisten Unternehmen verfügen aber über solide Bilanzen und starke Cashflows, so dass langsam steigende Zinsen sie nicht sonderlich belasten sollten“, sagt Strobl. Allerdings dürften die Entscheidungen der EZB die Kapitalmärkte allgemein bewegen. In der Summe bleibt Strobl aber aufgrund des anhaltend freundlichen Wirtschaftsumfeldes und der guten Gewinnentwicklung der meisten Unternehmen weiterhin positiv für den europäischen Aktienmarkt.

Andreas Strobl hat den 2015 aufgelegten Fonds zusammen mit Henning Gebhardt zum Jahreswechsel übernommen. Das Fondskonzept wurde konsequent fortgesetzt. „Aufgrund der erfreulichen Performance und der konstanten Mittelzuflüsse haben wir Gewinne realisiert und gleichzeitig neu investiert. So konnten wir das Risikoprofil des Fonds weiter verbessern“, sagt Strobl. IT- und Industriewerte seien im Portfolio am stärksten gewichtet. „Hier sehen wir weiterhin die größten Wachstumschancen“, so der Fondsmanager. Allerdings blickt er weniger auf einzelne Sektoren, sondern hat vielmehr das bestimmende Thema der nächsten Jahre für den deutschen Mittelstand im Blick: die digitale Transformation. Diese sei Sektor übergreifend und umfasse eine Vielzahl von Unternehmen und Unterthemen. Hierzu zählten zum Beispiel digitale Medien oder die digitale Vernetzung. „Das strukturelle Wachstum dürfte sich in diesen Bereichen fortsetzen“, meint Strobl.

Der Fondsmanager ist zuversichtlich, dass in diesem Jahr wie in den Vorjahren wieder die Kleinen gewinnen, und der Mittelstands-Index MDax den Standardwerte-Index Dax schlägt: „Sowohl die Gewinn- als auch die Kursentwicklung der Unternehmen der beiden Indizes seit Jahresanfang bestätigen uns in unserer Annahme.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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