Kommentar
11:18 Uhr, 07.03.2019

Arbeitsmarkt boomt: Alles gut in der deutschen Wirtschaft?

Die deutsche Wirtschaft stagniert, aber der Arbeitsmarkt läuft weiter rund. Können wir so dem Abschwung entgehen? Nicht ganz.

Zunächst die positiven Nachrichten: die Arbeitslosenquote liegt mit 5,3 % ziemlich tief. Sie ist höher als noch im November als sie bei 4,8 % lag, doch im Januar und Februar ist die Quote saisonbedingt immer höher. Vor einem Jahr lag die Quote im Februar bei 5,7 %. Die Quote sinkt also immer noch.

Zunächst die positiven Nachrichten: die Arbeitslosenquote liegt mit 5,3 % ziemlich tief. Sie ist höher als noch im November als sie bei 4,8 % lag, doch im Januar und Februar ist die Quote saisonbedingt immer höher. Vor einem Jahr lag die Quote im Februar bei 5,7 %. Die Quote sinkt also immer noch.

Die Zahl der Arbeitslosen ist mit knapp 2,4 Mio. nur noch halb so hoch wie vor der Krise. Ohnehin stieg die Zahl der Arbeitslosen während der Krise kaum an (Grafik 1). Zu verdanken hatten wir das der Kursarbeit. Zwischenzeitlich waren es 1,5 Mio. Kurzarbeiter. Ohne die Kurzarbeit wäre die Quote massiv gestiegen.

Das ist die erste Erkenntnis. Kurzarbeiter werden nicht zu den Arbeitslosen gezählt. Die Quote kann daher stabil bleiben, obwohl flächendeckende Unterbeschäftigung herrscht. Im nächsten Abschwung ist die Entwicklung der Kurzarbeit wohl deutlich aussagekräftiger als die Arbeitslosenquote.

Derzeit scheint man sich noch keine Sorgen machen zu müssen. Die Arbeitslosigkeit fällt und noch immer sind 800.000 Stellen unbesetzt. Der Aufschwung kann also noch weitergehen. Ohnehin ist die anhaltende Dynamik bemerkenswert. Auf Jahressicht hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 6,8 % reduziert (Grafik 2).

Der Rückgang lag auch schon einmal bei 8 %, doch eine massive Verlangsamung des Jobwachstums kann man nicht erkennen. Dafür, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2018 unterm Strich geschrumpft ist, ist die Dynamik sensationell.

Das hat einige Kommentatoren dazu veranlasst, die Februardaten als kleines Wunder zu bezeichnen. Viel wurde hineininterpretiert. Unternehmen würden auf „Halde“ einstellen. Sollte der Aufschwung weitergehen, will man die Arbeitskräfte haben. Nichts könnte an der Wahrheit weiter vorbei sein.

Der Arbeitsmarkt ist langsam. Er reagiert auf das Wirtschaftswachstum mit enormer Verzögerung. Grafik 3 zeigt dazu den Einkaufsmanagerindex der Industrie und die Veränderung der Arbeitslosenzahl auf Jahressicht. Beide Zeitreihen verlaufen parallel, wenn man die Veränderung der Arbeitslosenzahl um 8 Monate nach hinten verschiebt.

Der Arbeitsmarkt reagiert also mit fast 3 Quartalen Verzögerung auf die Eintrübung der Aussichten. Das ist heute nicht anders als in den letzten Jahren. Die Dynamik sollte auf dem Arbeitsmarkt also erst in den kommenden Monaten abnehmen. Die jetzige Robustheit ist kein Wunder, sondern ganz normal.

Das heißt nun nicht, dass Deutschland zwingend vor einer Arbeitsmarktkrise steht. In einem normalen Abschwung steigt die Arbeitslosenquote vielleicht um einen Prozentpunkt. Der Rest wird über Kurzarbeit abgefangen. Hohe Arbeitslosigkeit wie im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts ist nicht zu befürchten.

Gleichzeitig sehen wir allerdings auch keinen außergewöhnlich robusten Arbeitsmarkt. Es braucht nur einfach noch etwas mehr Zeit bis sich die Wachstumsschwäche auf dem Arbeitsmarkt durchsetzt.

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2 Kommentare

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  • Jigsaw
    Jigsaw

    Das ist ein Lohndumpingarbeitsmarkt, nicht mehr und nicht weniger.

    Statistiken erkauft auf dem Rücken derjenigen die noch beriet sind was zu tun. Die Hartzer profitieren davon, das ist Dekadenzdeutschland

    13:09 Uhr, 07.03. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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