Kommentar
12:13 Uhr, 17.08.2011

Deutsche Post – Verlässlichkeit sieht anders aus

Das hatte sich die Deutsche Post so schön ausgedacht: Die Einbußen aus dem traditionellen Briefgeschäft könnte man doch einfach durch eine Auslagerung in den virtuellen Bereich in Form des gleich teuren sogenannten E-Postbriefs auffangen, für den es eine persönliche Registrierung in Verbindung mit einer zusätzlichen persönlichen Mail-Adresse bedarf. Das Angebot, das bisher vor allem Firmen und Behörden nutzen, sollte eine „vertrauliche, verbindliche und verlässliche“ Kommunikation über das Internet ermöglichen. Doch nun wurden die markigen Werbesprüche laut „Verivox.de“ durch das Bonner Landgericht auf eine Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) hin untersagt, das den Tatbestand einer irreführenden Kundenansprache für erfüllt sieht, würden die Aussagen doch den Eindruck einer rechtsverbindlichen Erklärung auf elektronischen Wege erwecken, was de facto nicht stimme. So ist beispielsweise bei der Kündigung eines Jobs oder einer Mietwohnung auch weiterhin die Schriftform mit eigenhändiger Unterschrift zwingend notwendig, was man nach den Worten aus der Werbung eigentlich nicht unbedingt hätte annehmen müssen. Das man das Ganze bei der Post völlig anders betrachtet und den Weg der Berufung einschlägt, ist klar. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit der E-Postbrief überhaupt bei den Privaten ankommt, die sich dadurch lediglich das Papier, sowie den Gang zum Briefkasten ersparen.

Auf jeden Fall einen Mehrwert hätte wohl dagegen ein auf elektronischen Wege versendetes Päckchen, dass es natürlich nicht gibt, hatten doch „Kerner“-Reporter laut „News aktuell“ zu Testzwecken mehr als drei Duzend Briefe und Pakete mit Geld über den normalen Postweg quer durch Deutschland geschickt. Das Ergebnis war ebenso hanebüchen wie erschreckend zugleich, denn bei fast jeder dritten Testsendung kam das Päckchen zwar an, das Geld war aber weg. Kein guter Schnitt, der das Vertrauen in die Dienstleistung auch nicht gerade erhöhen dürfte.

Der Rückschlag bei der Werbekampagne beschäftigt zum Teil sogar Analysten, wie Jochen Rothenbacher von Equinet, der das Urteil als „eindeutig negativ für die Deutsche Post“ einstuft, zumal der Logistikkonzern laut „dpa-AFX“ bereits eine dreistellige Millionensumme darin investiert habe. Da der E-Postbrief in seiner Prognose allerdings sowieso keine Rolle spielt, hat er seine Kaufempfehlung mit einem Kursziel für die Aktie von 14 Euro bestätigt. Andere Analysten fokussierten sich derweil mehr auf die Q2-Zahlen des Unternehmens, die von Zafer Rüzgar von Independent Research als solide eingeschätzt werden. Seine Einstufung deshalb „Kaufen“ mit einer Zielmarke bei 17 Euro. Ähnlich beurteilen Mark McVicar von Nomura und Johannes Braun von der Commerzbank die Lage bei der Deutschen Post und bleiben ebenfalls bei ihrer Einordnung „Buy“ mit einem Kursziel von 18 Euro. Christopher Combe von JP Morgan sah sich trotz leicht verfehlter Gewinnschätzungen vor allem wegen des niedrigeren Ergebnisses aus dem Briefgeschäft nicht dazu genötigt, seine „Overweight“-Einschätzung zu überdenken. Der Analyst bestätigte aufgrund der unerwartet guten Zahlen aus der Express-Sparte sogar die Aktie als „Top Pick" im Sektor und belasse ihn deshalb auf der „Analyst Focus List". Laut John Woodman von Goldman Sachs fährt die Deutsche Post vor dem Hintergrund der Zahlen zum zweiten Quartal „mittlerweile die Früchte des vor knapp zwei Jahren verstärkten Fokus auf die Profitabilität und eine entsprechenden Restrukturierung“ ein. Dennoch nimmt er sein Kursziel leicht von 16,20 auf 15,80 Euro zurück, bleibt aber bei seiner Kaufempfehlung.

Etwas konservativere Anleger können mit einer bis Juni 2012 laufenden Aktienanleihe-PLUS von Macquarie Oppenheim auf die Deutsche Post eine maximale Seitwärtsrendite von 5,84 Prozent bzw. 6,88 Prozent p.a. erzielen. Der Puffer beträgt bei dem Produkt noch stolze 39 Prozent. Sollte die Marke von 6,60 Euro zu keinem Zeitpunkt berührt oder unterschritten werden, erhält der Investor bei Fälligkeit den vollständigen Nennbetrag zurück. Für diese Tilgungsvariante müsste die Aktie sonst am Ende zumindest den bei 10,75 Euro fixierten Basispreis zurückerobern, da es im anderen Fall zur Aktienandienung kommen würde.

6,25 % p.a. Deutsche Post 6,60 Aktienanleihe-PLUS

Emittent/WKN:

Macquarie Oppenheim / MQ48GQ

Laufzeit:

22.06.2012

Preis: (16.08.2011)

Geld / Brief: 99,31 % / 99,51 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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