Kommentar
12:52 Uhr, 28.08.2014

Deutsche Konjunkturerwartungen crashen

Auf den ersten Blick sieht es gar nicht so schlimm aus. Das Konsumklima in Deutschland ist lediglich um 0,3 Punkte von 8,9 auf 8,6 Punkte zurückgegangen. Die Teilkomponenten haben es allerdings in sich.

Der Konsumklimaindex setzt sich auf drei Komponenten zusammen. Die erste Komponente versucht die Konjunkturerwartung der Konsumenten zu messen. Die zweite erfragt die Einkommenserwartung und die dritte die eigentlich Konsumbereitschaft.

Die Konjunkturerwartungen sind in der Augustumfrage dramatisch zurückgegangen. Die Teilkomponenten liegen zwischen -100 und +100 Punkten. Vor einem Monat stand der Index der Konjunkturerwartungen bei 45,9 Punkten. Jetzt sind es nur noch 10,4 Punkte. Seit 1980 gab es einen so drastischen Einbruch von einem auf den nächsten Monat noch nicht. Der Index wird erst seit 1980 ermittelt. Ob es davor einen solchen Rückgang gab, kann man schwer sagen.

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Grund für den Rückgang sind die zahlreichen Krisenherde von Ukraine bis Irak. Es steht außer Frage, dass es derzeit viele belastende Faktoren gibt. Schaut man in die Nachrichten, dann findet sich kaum etwas Positives. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass die aktuellen Krisen einen so starken Einfluss hatten. Der Herbst 2008 war ja auch nicht gerade ruhig. Jeder, der Merkel und Steinbrück zusah, wie sie die Spareinlagen garantierten, muss bemerkt haben, dass die Sache wirklich brenzlig ist. Banken fielen wie Dominosteine. Es war die Rede vom Zusammenbruch unseres Finanzsystems. So etwas kann die Stimmung gar nicht aufhellen. Die Stimmung ging auch in die Knie, allerdings war der Rückgang der Konjunkturerwartungen nicht so plötzlich und heftig wie aktuell. Das gibt einem schon Rätsel auf.

Für Entwarnung sorgen die anderen beiden Komponenten. Die Einkommenserwartung gibt zwar auch nach (von 54,7 auf 50,1), aber bei weitem nicht so dramatisch wie die Konjunkturerwartungen. Zudem war der Wert des Vormonats ein Rekordwert. Eine kleine Korrektur in den Erwartungen war da angebracht.

Die Anschaffungsneigung bleibt relativ stabil und geht lediglich um 1,7 Punkte auf 49,3 Punkte zurück. Die Anschaffungsneigung wird durch eine einfache Frage ermittelt: Glauben Sie, dass es zurzeit ratsam ist, größere Anschaffungen zu tätigen?

Letztlich ist das die Kernfrage. Man kann noch so viele Konjunktursorgen haben wie man will, wer diese Frage mit Ja beantwortet, wird sich das Auto wohl trotzdem kaufen. Während diese Frage den aktuellen Zeitpunkt in den Mittelpunkt stellt, sind es bei den anderen beiden Fragen Zeiträume von 12 Monaten. Die Deutschen empfinden die Lage noch als gut, glauben aber, dass es auf Sicht von 12 Monaten eine Verschlechterung geben wird. Diese muss nicht eintreten. Wer allerdings daran glaubt und sich jeden Monat bestätigt sieht, wird irgendwann auch die Frage zur Anschaffungsneigung mit Nein beantworten.

Der Gesamtindex, der jetzt bei 8,6 Punkten steht, hat eine gewisse Aussagekraft. Der Index ist zwar sehr volatil, hat aber in der großen Tendenz einen gewissen Vorlaufcharakter. Ein Rückgang in diesem Index bringt noch keinen Konjunkturumschwung. Dennoch sollte man das Signal nicht ganz ignorieren. Die Wirtschaft wird ja aktuell vom Konsum angeschoben. Der Export schwächelt. Wenn nun die Konsumenten Bedenken bekommen und irgendwann weniger kaufen, nun, woher soll dann das Wachstum noch kommen, sei es in der Wirtschaft oder bei den Unternehmensgewinnen?

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8 Kommentare

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  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    ​Ich denke wichtig ist, dass eine Überschrift nicht in die Irre führen darf. Das ist leider häufig so heutzutage. Ein wenig Pepp muss man der Headline aber geben, da muss ich Kasnapoff Recht geben.

    08:04 Uhr, 28.08.2014
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Mein Gott, jeder Rückgang wird gleich zum Crash hochstilisiert. Ob Stanzl, Weygand oder hier Herr Schmale: inflationäre Marktschreierei und Alarmismus in den Schlagzeilen. Das Wort, es bedeutet nichts mehr (Georg Schramm).

    Am besten: gar nicht mehr lesen.

    20:42 Uhr, 27.08.2014
    3 Antworten anzeigen
  • Lumpazi
    Lumpazi

    20:37 Uhr, 27.08.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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