Kommentar
09:52 Uhr, 09.07.2009

Deutsche Industrieproduktion überraschend stark - JPY legt zu

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Der Euro eröffnet heute (07.30 Uhr) bei 1.3905, nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3834 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.65, während EUR-CHF bei 1.5145 oszilliert.

In vielen "Expertisen" lesen wir, daß aktuell Skepsis vor der von dieser "Expertenseite" sowieso nicht erwarteten Erholung an den Finanzmärkten dominiert.

Mit anderen Worten werden ansatzweise fundamentale Gesichtspunkte für die Erklärung der Marktbewegungen angeführt.

Diese Skepsis führt vereinfacht dargestellt angeblich dazu, daß der Aktienmarkt unter Druck steht, die Rentenmärkte sich erholen, Gold abverkauft wird und der JPY an Boden gewinnt.

Wir nehmen diese Entwicklungen zur Kenntnis und können diese Entwicklungen vor dem technischen Hintergrund der Märkte nachvollziehen. Nur mit fundamentalen Gesichtspunkten hat das nun gleich gar nichts zu tun. Im Gegenteil fliegen die Daten und die Bewertungen dieser Klientel, die diese Meinung vertritt, schlicht weg und ergreifend um die Ohren! Einmal mehr nehmen wir zur Kenntnis, wie ausgeprägt asymmetrische Wahrnehmung ausfallen kann. "Chapeau!"

Ein Auszug aus der Faktenlage dieser Woche sieht wie folgt aus:

* Der US-ISM-Dienstleistungsindex legte per Juni stärker als erwartet von 44,0 auf 47,0 Punkte zu (Prognose 46,0).
* Die deutschen Auftragseingänge per Mai legten überraschend massiv um 4,4% im Monatsvergleich zu (Prognose +0,5%).
* Der Verband der deutschen Chemieunternehmen sieht den Boden und erwartet im 2. Halbjahr Wachstum. * Die Bewertung der Geschäftslage hellt sich in China weiter auf. Per 2. Quartal ergab sich im Geschäftsklimaindex ein Anstieg von zuvor 105,6 auf 115,9 Punkte. Damit bewegt sich dieser Index deutlich oberhalb der als kritisch definierten Marke von 100 Punkten.

Mit anderen Worten haben wir also völlig unerwartete und überraschende positive Daten und Bewertungen und dazu diametral entgegengesetzte Marktentwicklungen in vollster Breite.

So etwas ist unüblich, da grundsätzlich überraschende Entwicklungen, auf die sich damit nicht im Vorwege positioniert werden konnte, nachhaltige Preisauswirkungen im Rahmen der dann stattfindenden Positionsanpassung auslösen. Das sagt der GMV (Gesunde Menschen-Verstand).

Es passiert jedoch genau die entgegengesetzte Preisbewegung! Mit anderen Worten hat die Bewegung nichts mit dem GMV zu tun!

Macht Sie das vielleicht nachdenklich? Unübliche Marktentwicklungen setzen unübliche Marktteilnehmer voraus, oder? Wir haben uns an dieser Stelle diesbezüglich am 6. Juli im Forex Report weit genug aus dem Fenster gelehnt und verweisen noch einmal auf diesen Report zur Vertiefung des Verständnisses dieser „interessanten“ Marktentwicklungen.

Die Veröffentlichung der deutschen Industrieproduktion per Berichtsmonat Mai paßt wie die Faust auf das Auge. Hier kam es nicht den Erwartungen entsprechend zu einem Anstieg um magere 0,5%, nein, hier stellte sich ein überhaupt nicht erwartete Zunahme um 3,7% ein. Da konnte auch die Revision des Vormonatswerts von -1,9% auf -2,6% nicht erschüttern.

Grund für Euphorie gibt es nicht. Das belegt der Blick auf den Jahresvergleich. Im Jahresvergleich kam es zu einem Einbruch um immer noch -17,9% nach zuvor -22,3%.

Fakt ist jedoch, daß spätestens per April (Jahresvergleich/Monatsvergleich Januar) der Tiefpunkt der Kontraktion der Industrieproduktion markiert wurde.

Dieses Glas ist mehr als halbvoll! Der Blick auf den Chart erleichtert diese Erkenntnis!

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Das BIP der Eurozone sank im Quartalsvergleich erwartungsgemäß laut der Revision um -2,5%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Anpassung von -4,8% auf -4,9%. Diese Veränderung ist insignifikant und hatte keine Marktwirkung.

Die US-Verbraucherkredite sanken deutlich geringer als erwartet per Mai um -3,23 Mrd. USD (Prognose -9,5 Mrd. USD). Der Vormonatswert wurde von -15,7 auf -16,52 Mrd. USD revidiert.

Damit kam es zu dem vierten Rückgang in Folge. Wie wir hier schon gestern betonten, darf der Rückgang als Folge einer Verschärfung der Kreditvergabestandards einerseits als auch als Folge einer Neuausrichtung bei den privaten Haushalten in ihrem Ausgabeverhalten interpretiert werden.

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Bezüglich der heute anstehenden Daten verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Herr Löhr wird Ihnen morgen den tieferen Einblick in diese Daten vermitteln.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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