Kommentar
15:05 Uhr, 09.07.2019

Deutsche Bank: Stürzt die Aktie jetzt ins Bodenlose?

Der Markt fällt ein vernichtendes Urteil über den am Wochenende vorgestellten radikalen Konzernumbau. Auf Twitter gibt es derweil jede Menge Spott und Schadenfreude.

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Es hätte eigentlich ein Befreiungsschlag werden sollen: Am Wochenende stellte die Deutsche Bank den Plan für einen radikalen Konzernumbau vor. Geplant sind die Streichung von insgesamt 18.000 Stellen bis 2022, eine drastische Verkleinerung des Investmentbankings mit einem (fast) kompletten Rückzug aus dem Aktienhandel und einer deutlichen Beschneidung des Anleihehandels sowie die Ausgliederung von milliardenschweren Derivaten in eine Bad Bank.

Doch spätestens seit Montagnachmittag ist klar, dass es mit dem Befreiungsschlag nichts wird. Vorstandschef Christian Sewing und Finanzvorstand James von Moltke waren extra nach London geeilt, um vor Investoren und Analysten ihre Pläne persönlich zu präsentieren. Mehr als zwei Stunden dauerte die Präsentation, die sich Interessierte auf der Website der Deutschen Bank auch als Aufzeichnung ansehen können.

Während Sewing und von Moltke sprachen, fiel der Aktienkurs der Deutschen Bank immer deutlicher vom Tageshoch zurück. Nachdem die Aktie am Montagvormittag zeitweise um mehr als vier Prozent im Plus notiert hatte, fiel sie im Handelsverlauf immer weiter (und sollte den Handel mit einem Minus von mehr als fünf Prozent beenden).

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Sieht man sich die Aufzeichnung der Präsentation und den Aktienkurs an, dann kommt man zu einem vernichtenden Urteil: Der Markt störte sich nicht etwa an bestimmten Aussagen, sondern am Gesamtpaket. Der Umbau, so das Urteil des Marktes, wird den Unternehmenswert der Deutschen Bank nicht etwa steigern, sondern eher den Niedergang noch weiter beschleunigen.

Ein möglicher Grund für die überwiegend stark negative Einschätzung: Die Deutsche Bank beteuert zwar, sich künftig auf die Bereiche konzentrieren zu wollen, in denen man auch wirklich Geld verdienen kann. Doch zu dieser Aussage will nicht so ganz passen, dass ausgerechnet das Investmentbanking so stark beschnitten wird. Denn zumindest in der Vergangenheit, insbesondere vor der Finanzkrise, war das Investmentbanking der Garant für hohe Renditen. Das galt zwar seit der Finanzkrise nicht mehr, aber so mancher Anleger hatte wohl bisher noch die Hoffnung, dass die goldenen Zeiten wieder zurückkehren. Doch Sewing sieht die Sache jetzt offenbar anders.

Statt sich auf das Investmentbanking zu konzentrieren, wird nun der Geschäftskundenbereich gestärkt. Im Rahmen einer neuen "Unternehmensbank" sollen nun alle Firmenkunden wieder zusammen betreut werden, vom kleinen Mittelständler bis zum multinationalen Konzern. Die Begleitung von deutschen und europäischen Unternehmen bei ihren Geschäften in aller Welt sei die eigentliche DNA der Deutschen Bank, sagt Christian Sewing.

Das Problem an der Strategie: Die Deutsche Bank mag zwar im Geschäft mit Unternehmenskunden eine starke Marktstellung haben (und betreut etwa nach eigenen Angaben alle 30 DAX-Konzerne), doch schiere Größe ist eben kein Garant für attraktive Renditen. Ganz im Gegenteil muss die Deutsche Bank gerade im Geschäft mit Firmenkunden aufpassen, dass sie nicht links und rechts von neuen Wettbewerbern überholt wird. Im Transaktionsgeschäft, das Kernbereich der neuen Unternehmensbank sein soll, dürfte durch die zunehmende Digitalisierung der Wettbewerb zunehmen und die Margen eher sinken als steigen. Und gerade im Bereich der Digitalisierung hat die Deutsche Bank erheblichen Nachholbedarf gegenüber der Konkurrenz.

Betrachtet man den Kursverlauf seit dem Wochenende, dann ist jedenfalls klar, dass der Markt ein vernichtendes Urteil zu den Umbauplänen fällt. Unterdessen haben die Pläne auf Twitter jede Menge Spott und Schadenfreude ausgelöst. Die folgenden Tweets zeigen nur eine kleine Auswahl.

Eine aktuelle Chartanalyse für die Aktien der Deutschen Bank finden Sie hier: DEUTSCHE BANK - Euphorie völlig ins Gegenteil verkehrt

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22 Kommentare

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  • WilfriedHuebner
    WilfriedHuebner

    Fake News! Bei den beiden Herren auf dem ersten Foto handelt es sich nicht um Banker, sondern um Schneider. ;-)

    11:02 Uhr, 10.07.2019
  • wolp
    wolp

    Da ist noch jede Menge Luft drin. Nichts für die Zittrigen!

    22:08 Uhr, 09.07.2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • wbluemi
    wbluemi

    Die nun verbreitete Auffassung einer totalen Verabschiedung aus dem Investmentbanking kann ich nicht nachvollziehen. Gestrige Aussage des CEO : "75 % der verbleibenden Investmentbanking-Geschäfte sind in Top 5"!!

    17:16 Uhr, 09.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Bulle86
    Bulle86

    Draghi hat schon vor Jahren betont, dass Bankfiliale geschlossen werden müssen in Europa und Mitarbeiter entlassen werden müssen, um wieder Effizient zu werden. Genau das passiert seit Jahren und schreitet weiter voran.

    Die Deutsche Bank schrumpft sich zusammen und kann in 5 Jahren immer noch z.B. mit der Commerzbank fusionieren, wo die Lage vergleichsweise besser ist. Am Ende ist eine große Bank verschwunden, genau wie die integrierte Postbank ebenfalls verschwinden könnte, sodass aus 3 Banken, eine Bank werden kann. Da ist in meinen Augen auch Fantasie da, das auf Sicht von 10 Jahren ein Turnaround geschehen kann.

    Den größten Fehler den viele jetzt schon machen ist die neue EZB Chefin als Niedrigzinsversprechen einzuordnen. Entscheidungen werden dort nicht von einer Frau oder einen Mann getroffen. Wenn wir jetzt, wie Hr Schmale schreibt, in eine Rezession kommen oder sind, dann folgt darauf irgendwann auch wieder der Aufschwung und da wird man dann die Zinsen zumindest nicht weiter senken. So in Steingemeißelt Zinsen sinken weiter, Deutsche Bank geht kaputt ist das alles nicht

    16:56 Uhr, 09.07.2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Was mich interessieren würde: Kann man so einfach seine faulen Kredite in eine Badbank ausbuchen? Wer wird Eigentümer dieser Leichensammelstelle? Der Steuerzahler? Ohne dass das übrige Vermögen der DeuBa herangezogen wird?

    16:11 Uhr, 09.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • new-agens
    new-agens

    "Es gab frischen Spargel." Für den Josef aus der Schweiz und liebe Freunde. Zum Geburtstag. Damals, auf Einladung von der Angela. In MEINEM Kanzleramt. Ja, das gehört auch mir. Kurz gefasst: Ich könnt hier in etwa so durchdrehen wie der HSV-Fan da immer auf youtube.

    15:38 Uhr, 09.07.2019
  • netzadler
    netzadler

    das kapital zerstört Gesellschaften, weil es nicht smart ist und wohl auch nie wird.

    insofern sind kapitalmärkte über ihren Zenit, Peak Deregulierung ist durch. der wähler ist nicht blöd.

    aus dem investmentbanking wird die luft abgelassen, da muss man nicht dabei sein.

    ich zögere bei der deutschen bank eher, weil es die deutsche realwirtschaft aktuell zerlegt.

    15:13 Uhr, 09.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Ex-Seemann
    Ex-Seemann

    Soll man denn nicht kaufen, wenn alle Hoffnung verloren ist? Es setzt ja keiner einen Cent auf die Aktie. Kann man ja auch als Kontraindikation werten. Was sagt denn der Antizykliker Herr Hoose dazu? Ich finde sie schon fast wieder interessant...

    14:46 Uhr, 09.07.2019
    2 Antworten anzeigen

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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