Desertec-Ziele bleiben Illusion
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München/ Ouarzazate (BoerseGo.de) - Am Freitag ist im Süden Marokkos der Spatenstich für das bislang größte Solarkraftwerk der Welt in der Kleinstadt Ouarzazate am Rande der Sahara erfolgt. Nach Angaben der KfW-Bankengruppe entsteht in Marokko ein solarthermisches Kraftwerk mit einer Leistung von 160 Megawatt. Der insgesamt 700 Millionen Euro teure Bau soll Energie für mehr als eine halbe Million Menschen liefern und bereits Ende 2015 in Betrieb gehen. Der deutsche Beitrag beträgt 115 Millionen Euro.
Das Wüstenstromprojekt „Desertec“ schaut bei dem Vorhaben aber erst mal in die Röhre: Die Vision vom Strom, der aus der Wüste kommt und nach Europa fließt, bleibt nach Einschätzung des „Handelsblatts“ auf mittlere Sicht unrealistisch. Der Strom dieses Pilotprojektes soll zunächst in Marokko genutzt werden. Von Investitionen in Nordafrika und Nahost, die einen wesentlichen Beitrag für die Stromversorgung Europas leisten sollen, spreche niemand mehr, schreibt das Blatt. Sogar Paul van Son, Geschäftsführer der Industrieinitiative Dii, backe nun kleinere Brötchen. Vor drei oder vier Jahren hätten noch viele Akteure die Vorstellung gehabt, es ginge in erster Linie darum, in der Wüste Strom zu produzieren und diesen dann nach Deutschland zu schicken, sagt van Son dem Handelsblatt. „Diese erste Erwartung in der Öffentlichkeit konnten und wollen wir auch nicht erfüllen.“
Einzelne assoziierte Partner hätten zu hohe Erwartungen gehabt, erklärt van Son die Schwierigkeiten des Projekts. Auch unter den Gesellschaftern habe es immer wieder Diskussionen über die Strategie von Dii gegeben. Nun sei aber Konsens, „dass wir den physischen Stromfluss aus der Wüste nach Europa nicht allein in den Fokus rücken“. Man wolle vielmehr bewirken, in den Ländern Nordafrikas einen maximalen Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung zu erreichen. „Die Länder werden damit zunächst ihre eigene Versorgung verbessern“, sagt van Son. In vielen Ländern der Region sei Strom Mangelware, an Export nach Europa sei nicht zu denken. Außerdem würde dies zunächst massive Investitionen in die Netzinfrastruktur erforderlich machen.
Bis 2020 plant Marokko die Errichtung von fünf solarthermischen Kraftwerken mit insgesamt 2000 Megawatt Leistung. Der Anteil erneuerbarer Energien im Land soll dann bei 42 Prozent liegen. Zwar sahen bisherige Pläne den Export von Teilen der Stromproduktion vor, um Einnahmen zu schaffen. Dies könnte aber erst nach möglichen Erweiterungsstufen der Analge nach dem Jahr 2020 in Angriff genommen werden, teilte nun auch die an dem Projekt beteiligte KfW am Dienstag mit.
Die Planungsgesellschaft Dii mit Sitz in München war vor vier Jahren gegründet worden. In ihr haben sich bislang mehr als 50 Großkonzerne wie Eon, RWE, die Deutsche Bank zusammengeschlossen.
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