Kommentar
00:00 Uhr, 29.05.2008

Der Zertifikatemarkt in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme - Als hätte es die Kreditkrise nicht gegeben

Dafür, dass Zertifikate eine relativ neue Anlageform sind, haben sie sich schon sehr ordentlich etabliert. Rund 4,5 Mio. Bundesbürger halten diese Papiere, die formal betrachtet Schuldverschreibungen der Emittenten sind. Zum Vergleich: Die Zahl der Direktaktionäre beträgt um die 4 Mio., Fonds halten ca. 8 Mio. Deutsche.

Das investierte Volumen stagniert seit einiger Zeit bei rund 130 Mrd. EUR. Aber angesichts der Turbulenzen an den Börsen muss man Stagnation vielleicht sogar als Erfolg interpretieren. Es ist wirklich bemerkenswert, dass der Markt angesichts der US Kreditkrise stagniert und nicht einmal abgegeben hat.

In der folgenden Tabelle 1 sehen Sie eine Statistik des Deutschen Derivateverbandes, der Branchenvertretung der 20 führenden Emittenten derivativer Wertpapiere in Deutschland. Die Zahlen zum Gesamtmarkt sind eine Hochrechnung dieser Daten – der DDV repräsentiert derzeit ca .90% des Marktvolumens, es wird erwartet dass dieser Wert gegen 100% steigen wird.

Sie sehen die Aufteilung des Open Interest auf die beiden Grundkategorien „Anlagezertifikate“ und „Hebelprodukte“. Letztere teilt sich auf in KO-Produkte (also mit Knockout- Schwelle) und Optionsscheine, die es bereits vor dem Siegeszug der Zertifikate gab. Formal betrachtet ist ein Optionsschein allerdings nichts anderes, denn es handelt sich ebenfalls um eine Schuldverschreibung des Emittenten (im Gegensatz zur Option an den Terminbörsen). Aus der Grafik nicht ersichtlich: Der KO-Markt ist derzeit, gemessen an den Börsenumsätzen, ca. 1,7mal. so groß wie der Optionsscheinmarkt.

Innerhalb der Anlagezertifikate ist die Dominanz der Aktien mit 82% klar ersichtlich, ebenso bei den Hebelprodukten mit 67%.

Interessant ist der Anteil der Währungen/ Rohstoffe, der bei den Hebelprodukten mit fast 33% rund 3mal so hoch ist wie bei den Anlagezertifikaten. Devisen und Rohstoffe haben offensichtlich immer noch ein Zockerimage, weswegen eher der KO-Typ auf diese Kategorie springt.

Renten (Anleihen) als konservative Anlage stehen als Underlying immerhin für 11% der Anlagezertifikate, spielen bei Hebelprodukten aber nur eine unbedeutende Nischenrolle.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als seien die Hebelprodukte für den Markt unbedeutend. Allerdings ändert sich das, wenn man das gehandelte Volumen betrachtet. Denn obwohl der Open Interest der Hebelprodukte nur ein gutes Prozent des Gesamtvolumens ausmacht, ist das Handelsvolumen an der Börse wesentlich stärker gewichtet.

Rund 45% des Börsenumsatzes in derivativen Papieren geht auf das Konto der Hebelprodukte, 55% machen die Anlagezertifikate aus.

In der Tabelle 3 sehen Sie eine Aufsplittung der Anlagezertifikate nach Produktklassen. Ganz klar dominant weiterhin die Garantiezertifikate mit über einem Drittel Anteil. Bonus-und Teilschutzzertifikate mit knapp 19%.

Hier zeigt sich das Sicherheitsstreben, das den Zertifikatemarkt von Anfang an ausgezeichnet hat. Eine nennenswerte Rolle spielen ansonsten nur Discounter, die gerade in Zeiten hoher Volatilität ein erstklassiges Investment sind und die pfi ffi gen Expresszertifikate.

Und abschließend ein Blick auf die umfassende Statistikerhebung für den Monat April 2008 :

http://www.deutscher-derivate-verband.de/DE/MediaLibrary/Document/Statistics/DDV_Statistik_April_08.pdf

Nähere Erläuterungen zu den einzelnen Zertifikatekategorien finden Sie hier:

http://www.godmode-trader.de/wissen/anlagezertifikate/

Und der deutsche Derivate Verband informiert Sie umfassend unter http://www.deutscher-derivate-verband.de

Dieser Artikel wurde im Tradersjournals veröffentlicht, der Publikation für den aktiven Anleger : http://www.tradersjournal.de

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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