Der US-Dollar ist nicht an allem schuld!
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Der Dollar ist aktuell an allem schuld. Konkret ist sein Wert schuld. Der Wert des Dollar ist zu hoch. In der Folge steigen die Importe aus anderen Ländern. Mit einer starken Währung kann man sich mehr im Ausland leisten. Die Kaufkraft ist höher. Gleichzeitig leiden die Exporte. Das Handelsbilanzdefizit wird größer.
Je stärker eine Währung ist und je länger sie hoch bewertet bleibt, desto eher wandern Produktionsbetriebe ab. Wieso auch sollte man in den USA z.B. für 100 Dollar produzieren, wenn man es auch im Ausland für 70 Dollar tun kann? Das gilt insbesondere, wenn man in beiden Fällen das Produkt zu 130 Dollar verkaufen kann. Die Marge ist einfach höher, wenn in einem Niedriglohnland produziert wird.
Eine überbewertete Währung kann tatsächlich dazu führen, dass ein Land als Produktionsstandort ausgehöhlt wird. Das ist freilich kein vorbestimmtes Schicksal. Man betrachte nur die Schweiz und den seit Jahren massiv überbewerteten Franken. Die Produktion ist trotzdem noch stark und die Exporte sind solide. Die Handelsbilanz ist positiv. Der starke Franken wird über höhere Produktivität wettgemacht.
Den USA ist das nie gelungen. Einen starken Dollar über höhere Produktivität wettzumachen hat seit Einführung freier Wechselkurse noch nie funktioniert. Auch aktuell sieht es nicht danach aus, als würde man diesen Weg suchen.
Der Dollar sorgt für ein Handelsbilanzdefizit und die Abwanderung der Produktion. Da hört die Sache allerdings noch nicht auf. Der starke Dollar soll nun auch an einem fallenden Lohnanteil schuld sein. Dabei geht es darum, wie viel Prozent der Wirtschaftsleistung auf Löhne und Gehälter entfallen.
Grafik 1 zeigt den Lohnanteil an der Wirtschaftsleistung. Dieser ist in den letzten 40 Jahren von über 50 % auf unter 45 % gefallen. Im gleichen Zeitraum wertete der breit gefasste Dollar Index kräftig auf. Der breite Dollar Index enthält nicht nur die Hauptwährungen, sondern auch die Währungen aus Entwicklungsländern.
Die Grafik ist eigentlich recht eindeutig. Der Dollar wertet vor allem gegenüber den Währungen von Entwicklungsländern auf. Im gleichen Zeitraum sank die Bedeutung der Löhne in der Wirtschaft. So wird argumentiert, dass durch die Abwertung der Schwellenländerwährungen gut bezahlte Jobs in der Produktion abwandern und dadurch die Löhne insgesamt sinken bzw. langsamer steigen.
So bestechend die Logik ist und so sehr der Zusammenhang grafisch vorhanden zu sein scheint, so falsch ist er doch. Grafik 2 zeigt nämlich ein vollkommen anderes Bild. Dargestellt ist wieder der Lohnanteil, doch dieses Mal der klassische Dollar Index, also der Dollarkurs gegenüber den Hauptwährungen. Hier zeigt sich seit Jahrzehnten ein komplett anderes Bild: Löhne gewinnen an Bedeutung, wenn der Dollar aufwertet.
Nun stellt sich zwangsläufig die Frage, was denn nun gilt. Es gilt der Zusammenhang der zweiten Grafik. Wieso? Weil die Hauptwährungen nach wie vor den überwiegenden Teil des US-Handels ausmachen. Wie viel Prozent des Handelswertes auf die Hauptwährungen und abwertende Währungen der Entwicklungsländer entfällt, zeigt Grafik 3.
Unter den Hauptwährungen sind der australische und kanadische Dollar, der Yen, der Euro (und Vorgängerwährungen) und der Franken zusammengefasst. Hinzu kommt der Handel mit Ländern, die ihre Währungen an den Dollar gekoppelt haben. Obwohl der Dollar gegenüber den Hauptwährungen tendenziell abwertet und gegenüber Sekundärwährungen aufwertet, bleibt der Anteil des Handels mit den Hauptwährungsräumen stabil. Das Argument, dass die Dollaraufwertung gegenüber Sekundärwährungen eine Rolle spielt, zieht also nicht.
Der Dollar ist für die Handelsbilanz und die Produktion ein Problem. Der Dollar ist systematisch überbewertet. Die sinkende Bedeutung der Löhne lässt sich dadurch jedoch nicht erklären. An allem ist der Dollar nicht schuld.
Clemens Schmale
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In Deutschland will das niemand hören, aber ein Teil der Misere in Europa geht auf Deutschland's Gap zwischen den Überschüssen aus dem Handel und den Inlandsinvestitionen.
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Immer schön zuerst vor der eigenen Tür kehren, bitte.