Kommentar
07:17 Uhr, 06.11.2017

Der unendliche Aufschwung?

Die meisten Länder wachsen in diesen Tagen im Gleichschritt. Einen so weitreichenden globalen Aufschwung gab es schon lange nicht mehr. Doch wie lange noch kann dieser Ausnahmezustand anhalten?

Als Anleger lohnt es sich einen gesunden Skeptizismus zu haben. Jeder Aufschwung und Bullenmarkt endet irgendwann einmal. Gerade Bullenmärkte enden, wenn der Optimismus am größten ist. Wer sich von der Stimmung mitreißen lässt, läuft ins Verderben. Entsprechend sinnvoll ist es, wenn man selbst in guten Zeiten skeptisch bleibt. Dann wird man nicht auf dem falschen Fuß erwischt.

Nicht zuletzt deswegen beschäftige ich mich häufig mit den Gefahren und Problemen, die vielleicht nicht sofort ersichtlich sind. Das bedeutet nicht, dass die Börse und die Wirtschaft permanent vor dem Zusammenbruch stehen. Es ist vielmehr Zweckskeptizismus.

Heute will ich einmal nicht das Negative herausstreichen, sondern das Positive. Obwohl es eine lange Liste an Herausforderungen gibt, die die Wirtschaft in der Eurozone oder den USA jederzeit kippen kann, gibt es auch eine ganz andere Sichtweise.

Der Aufschwung dauert in den USA nun schon 8 Jahre lang an. Ähnlich verhält es sich in Deutschland und es ist noch kein Ende in Sicht. Einer der besten Indikatoren, die eine Rezession anzeigen, ist der Zinsspread zwischen lang- und kurzfristigen Zinsen. Die Zinskurve oder der Spread ist in Normalfall positiv. Die langfristigen Zinsen sind höher als die kurzfristigen.

Invertiert die Zinskurve, so ist das ein zuverlässiger Indikator für eine aufkommende Rezession. Es gab keinen solchen Abschwung in den letzten Jahrzehnten, der nicht von einer solchen Inversion angekündigt wurde.


Die Zinskurve ist gerade in den USA stark abgeflacht. Der Spread zwischen 10- und 2-jährigen Anleihen lag in diesem Aufschwung schon einmal bei 2 %. Der Spread hat sich inzwischen halbiert. Viele deuten das als Warnzeichen. So viel fehlt eigentlich nicht mehr, bis wir eine inverse Zinskurve haben.

Vergleicht man den aktuellen Zinserhöhungszyklus mit früheren, dann stellt sich das als zu pessimistisch heraus. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Zinsdifferenz in den letzten Zinserhöhungszyklen. Zwei Jahre nach der ersten Zinsanhebung lag die Zinsdifferenz in früheren Zyklen deutlich tiefer als heute.

Es gab praktisch keinen solchen Zyklus, der nach zwei Jahren keine Inversion ausgewiesen hat. Da ist der heutige Spread mit 1 % sehr komfortabel. Flacht die Zinskurve weiter im Schneckentempo ab, hat sie noch mindestens zwei Jahre, bevor sie invertiert. Danach dauert es vermutlich noch einmal zwei Jahre, bis die Rezession wirklich da ist.

Unter diesen Umständen kann der aktuelle Aufschwung der längste der Geschichte werden. Ewig wird auch dieser nicht andauern. Die Chancen stehen aber gut, dass es noch eine ganze Weile so weitergeht wie bisher, also bergauf.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Zinsen kommen seit Jahren nicht mehe frei zustande....dementsprechend ist es aktuell sinnlos irgendwelche Zinsspread-Korrelationen zu analysieren. Mag sein, dass das früher einmal gut funktioniert hat (und irgendwann auch wieder geht) - Zur Zeit kann man das vergessen.

    10:15 Uhr, 06.11. 2017
  • Merl
    Merl

    Na also, den Bullenmarktes genießen. Ein Bärenmarkt kommt nicht über Nacht. Wir haben noch viele Monate mit Kurssteigerungen vor uns.

    08:50 Uhr, 06.11. 2017
  • tourguide
    tourguide

    Hallo Herr Schmalle, die Frage ist aber auch ob das Wachstum der Allgmeineheit zugute kommt, oder ob es z.B. die Erhöhten Ausgaben im Bereich Rüstung, bzw Verwaltung sind, welche das Wachstum treiben.

    08:08 Uhr, 06.11. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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