Kommentar
09:01 Uhr, 17.01.2017

Der Trump Trade schwächelt!

Es heißt, politische Börsen haben kurze Beine. Das bestätigt sich wieder einmal. Der große Trump Trade hat gerade einmal 6 Wochen gedauert.

2016 war ein Jahr, indem Anleger mehrmals überrascht wurden. Da war einmal der Brexit, in dessen Folge nach einem kurzen Abverkauf in mehreren Ländern neue Allzeithochs erreicht wurden. Dann war da auch Italien. Nach dem gescheiterten Referendum sprangen Aktien nach oben. Und da war natürlich Donald Trump.

Der Abverkauf nach der US-Wahl dauerte praktisch nur ein paar Stunden und fand größtenteils nur auf den Future Märkten statt. Als der reguläre Handel startete, begann eine große Aufholjagd. Dazu hat sicherlich beigetragen, dass Trump wachstumsfreundliche Politik machen will. An vorderster Front stehen Steuersenkungen, Deregulierung und staatliche Investitionen. Das alles sollte das Wachstum anschieben.

Inzwischen ist der Markt davon nicht mehr ganz so überzeugt. Man kann noch nicht davon sprechen, dass der Trump Trade rückabgewickelt wird. Man kann jedoch sagen, dass dem Trade gehörig die Puste ausgeht.

Mit den Erwartungen einer ganz bestimmten Politik waren einige Sektoren und Anlageklassen sehr gefragt. Dazu gehörten die Rüstungsindustrie (Trump will ein starkes Militär), Banken (mehr Investitionen führen zu höherer Inflation und höheren Zinsen, was Banken hilft), Infrastrukturaktien (Trump will bauen) und der Dollar Index (höhere Zinsen und potentielle Einfuhrzölle sprechen für eine Dollaraufwertung).

Die Medaille hat natürlich zwei Seiten. Einige Anlageklassen waren ganz und gar nicht gefragt. Gold wurde verkauft, weil höhere Zinsen, vor allem höhere Realzinsen gegen Gold sprechen. Die Realzinsen stiegen tatsächlich von nahe 0 % auf gut 0,7 %. Im gleichen Atemzug wurden Anleihen und Anleihe-Futures verkauft.

Grafik 1 fasst die Performance zwischen der Wahl und Mitte Dezember/Ende 2016 zusammen sowie der Zeit danach bis jetzt. Es zeigt sich dabei relativ eindeutig, dass die Sektoren, die vom Trump Trade profitieren sollten, nun nicht mehr outperformen, sondern verkauft werden. Dafür läuft alles, was zuvor schlecht lief, nun gut.


Wer den Trump Trade im vergangenen Jahr verpasst hat und eigentlich noch auf den Zug aufspringen wollte, ist zu spät dran. Man muss die Flinte aber auch nicht gleich ins Korn werfen. Es ist üblich, dass der Markt nach der Wahl seine Erwartungen schnell einpreist. Dann wird erst einmal abgewartet und es werden Gewinne mitgenommen.

Zwischen der Wahl und der Angelobung steigt die Verunsicherung des Marktes mit der Zeit an. Direkt nach der Wahl scheint noch alles vollkommen klar zu sein. Mit dem Übergang und der Ernennung von Kabinettsmitgliedern beginnt die Sache weniger klar zu werden. Erste Details über Vorhaben werden publik und die sind dann doch oft komplexer als die Erwartungen direkt nach der Wahl.

Am Anfang interessiert sich der Markt für Schlagworte, z.B. Steuersenkungen. Irgendwann kommt aber der Punkt, an dem das nicht mehr reicht. Es braucht schon etwas Fleisch am Knochen. Nur von der Hoffnung allein steigen Kurse nicht ewig. Die Sache spitzt sich bis zur Angelobung des Präsidenten zu. Der Markt kauft tendenziell bis dahin die Erwartung, quasi die Schlagworte wie Steuersenkungen, Investitionen und Reform von Obamacare.

Spätestens nach der Angelobung wird es ernst. Die Fakten kommen auf den Tisch. Anleger tendieren dazu, direkt nach der Angelobung Aktien zu verkaufen (s. Grafik 2). Der Trend, der sich davor etabliert hat, setzt sich nach einer Verschnaufpause dann allerdings meistens wieder fort. Der Trump Trade ist also noch nicht ganz am Ende. Bis zur Angelobung und auch in den ersten paar Wochen danach dürfte er sich relativieren, bevor er dann wieder neu zum Leben erweckt wird.

Die nächsten Tage und Wochen könnten etwas ungemütlich werden – zumindest im Vergleich zu den letzten Wochen. Vor allem Großanleger bereiten sich derzeit darauf vor. Sie kaufen Call Optionen auf den S&P 500 Volatilitätsindex VIX mit Verfall im Februar. Das Volumen war zuletzt überdurchschnittlich hoch. Man sichert sich vorsichtshalber also ab.

Clemens Schmale

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  • Hriob Zagel
    Hriob Zagel

    Der VDAX dümpelt derzeit bei ca. 15,60 auf historisch niedrigem Niveau, wäre nicht auch hier ein call auf ansteigende Vola interessant?

    14:26 Uhr, 17.01.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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