Kommentar
07:45 Uhr, 26.05.2018

Der Schuldenberg der USA: Eine Klasse für sich

Staaten tendieren dazu, Geld mit vollen Händen auszugeben, wenn sie können. Das ist in den USA nicht anders. Die Dimension ist aber immer wieder beeindruckend.

In den vergangenen 12 Monaten gab der US-Staat knapp 1 Billionen an neuen Anleihen aus (Grafik 1). Dieser Wert entspricht mehr oder weniger den neuen Schulden. Im Vergleich zu den letzten Jahren wirkt dieser Betrag fast schon bescheiden. Zur Zeit der Großen Rezession lag der Wert beim Doppelten.

Dass der Staat während einer Rezession mehr Schulden ausgeben muss, ist verständlich. Die Einnahmen sinken und die Ausgaben steigen. Nach Ende der Rezession normalisiert sich die Lage. In den USA kommt es nun zur Trendwende, ganz ohne wirtschaftliche Probleme.

Die Nettoausgabe von Anleihen erzählt nur die halbe Geschichte. Der Staat muss auch auslaufende Anleihen refinanzieren. Berücksichtigt man den Refinanzierungsbedarf, ergibt sich ein Bild wie in Grafik 2. Über 9 Billionen Dollar an Anleihen müssen jährlich begeben werden. Effektiv neue Schulden machen davon nur einen Bruchteil aus. Das ist das Volumen aus Grafik 1.

Die Schulden, die während der Finanzkrise aufgenommen wurden, waren vor allem Notes und Bonds. Notes sind Anleihen mit einer Laufzeit bis 10 Jahre, Bonds sind Anleihen mit einer längeren Laufzeit. Bills wiederum haben eine Laufzeit von maximal 52 Wochen.

Die Finanzkrise ist jetzt fast 10 Jahre her. Immer mehr Anleihen, die damals ausgeben wurden, werden jetzt fällig. Daher steigt der Refinanzierungsbedarf so schnell an. Ursprünglich wollte der Staat die Refinanzierung mit langlaufenden Anleihen bestreiten, doch jetzt sind die Zinsen wieder deutlich höher als noch vor zwei Jahren.

Das Finanzministerium geht daher dazu über, immer mehr Bills auszugeben. Das spart etwas an Zinsen, birgt jedoch ein anderes Problem. Je mehr Bills ausgegeben werden, desto höher ist der kurzfristige Refinanzierungsbedarf. Er liegt schon jetzt bei 7 Billion Dollar pro Jahr. Das ist eine unvorstellbare Größenordnung. Es entspricht 75 % der gesamten Staatsschulden der Eurozone.

Wer sich übermäßig an kurzfristige Refinanzierung bindet, kann ein Problem bekommen. Banken hatten das Problem vor 10 Jahren. Ihre Verbindlichkeiten waren langfristig, die Finanzierung war kurzfristig. Fehlt plötzlich Liquidität, können sie sich nicht mehr refinanzieren und sind schnell insolvent.

Ein Staat ist keine Bank und wenn der Finanzmarkt unter Druck steht, kaufen Anleger gerne Staatsanleihen. Es kann aber niemand garantieren, dass das immer so sein wird. 2011 wollte niemand mehr italienische oder spanische Anleihen kaufen. Vollkommen ausgeschlossen ist eine Kaufverweigerung also nicht. Die Zinsen würden entsprechend schnell und stark steigen.

Das Geld für die Refinanzierung muss irgendwo herkommen. Derzeit kommt die Hälfte aus dem Ausland. Trocknet dieser Kapitalstrom irgendwann einmal aus, gibt es ein riesiges Problem. Es ist ein Szenario mit geringer Wahrscheinlichkeit, doch dafür sind die Folgen umso größer.

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4 Kommentare

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    für jeden institutionellen händler sind die bills ein geschenk.

    bei 7 bil$ und 1% zinsen sind das schlappe 70 mrd$ an risikolosen zinseinnahmen.

    wenn jetzt mit einem hebel von 10 gehandelt wird ist das eine rendite von 10% nicht schlecht für ein no risk invest und das jährlich. ;))

    das no risk kommt von der eigenen möglichkeit $ in unbegrenzten maße auszugeben.

    10:25 Uhr, 26.05. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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