Kommentar
09:00 Uhr, 25.04.2017

Der Schulden-Präsident

Die globale Staatsverschuldung bleibt ein heißes Thema. In den USA droht wieder einmal ein Government-Shutdown, aber das ist fast Nebensache.

Donald Trump wurde bereits vor Amtsantritt als Schuldenkönig abgestempelt. Allen war klar: Die Absenkung der Unternehmenssteuern und ein gigantisches Infrastrukturprogramm würden die Schulden der USA förmlich explodieren lassen. Inzwischen wird mehr und mehr deutlich, dass Trump nicht mehr an einem Schuldenexzess interessiert ist.

Diese Woche soll zwar eine „phänomenale“ Ankündigung zum Thema Steuern stattfinden, doch was auch immer angekündigt wird, ohne Gegenfinanzierung wird es wohl nicht beschlossen werden. Ohne Gesundheitsreform, die 900 Mrd. über 10 Jahre einsparen soll, lassen sich Steuergeschenke nicht finanzieren.

Alternativ zur hohen Einsparungen im Gesundheitssystem sind nach wie vor Grenzausgleichssteuern denkbar. Die Regierung hat sich noch nicht auf die eine oder andere Lösung (oder eine Kombination von beidem) festgelegt. Trotz Gegenfinanzierung werden die Schulden steigen. Dagegen kann fast niemand etwas tun. Die Sozialsysteme fressen inzwischen mehr als 50 % der Staatseinnahmen. Der Anteil wird weiter steigen. Der demographische Wandel sorgt ganz alleine dafür.

Neben dem Sozialsystem gibt es weitere Ausgabenposten, die man nicht auf null kürzen kann. Die Regierung kann etwa nicht einfach sämtliche Bildungs- und Militärausgaben streichen. Insgesamt machen so alle Ausgaben, die nicht angetastet werden können, über zwei Drittel der Einnahmen aus. In 15 bis 25 Jahren werden diese Ausgaben 100 % der Einnahmen ausmachen. Man kann sich ausmalen, dass die Verschuldung bis dahin und darüber hinaus systematisch ansteigen wird.

Was auch immer Trump tut, er wird es ganz schwer haben, die Verschuldung nicht weiter steigen zu lassen – und er kann gar nichts dafür. Trotzdem wird er schon jetzt vorsichtshalber dafür gescholten. Sein Vorgänger Obama hingegen wird vor allem in Europa geradezu verehrt. Obama war dabei der größte Schulden-Präsident seit Roosevelt, der den Zweiten Weltkrieg über Schulden finanzieren musste (Grafik 1).

Obama hatte natürlich auch eine Krise zu bewältigen. Ohne ein gigantisches Budgetdefizit wäre aus der Finanzkrise eine Depression geworden. Langfristig hätte das der Verschuldung keinen Abbruch getan. Selbst wenn der Staat spart, gleichzeitig aber die Wirtschaftsleistung um 20 % einbricht, steigt die Verschuldung. Griechenland lässt grüßen.

Dennoch: Obama hat einen hohen Schuldenberg vererbt, der vermutlich nie wieder abgetragen werden kann. Aktuell ist die hohe Verschuldung kein Problem. Grafik 2 zeigt, wieso. Die Ausgaben für Zinsen sind so niedrig wie zuletzt in den 50er und 60er Jahren. Die Zinsen, relativ zu den Einnahmen des Staates, haben sich seit Anfang der 90er Jahre halbiert.

Die orangene Linie zeigt, dass der Staat trotz allem mehr ausgibt als er einnimmt. Derzeit werden 20 % mehr ausgegeben als eingenommen. Das geschieht, obwohl sich der Ausgabenanteil für Zinsen von 18 % auf 8 % reduziert hat. Das wäre eigentlich die Gelegenheit gewesen den Haushalt zu sanieren. So funktioniert Politik leider nicht. Freiwerdende Mittel sind schon verplant, bevor sie anfallen.

Sofern Trump nicht vollkommenen Unsinn macht, wird er in 4 Jahren nicht als Schulden-Präsident in die Geschichte eingehen. Bleibt er eine zweite Amtszeit, könnte sich das ändern. Das Defizit steigt zwangsweise und es ist unwahrscheinlich, dass über 8 Jahre keine Rezession stattfindet, die das Defizit wieder deutlich steigert. Obama den Rang als Schulden-Präsident abzulaufen, wird dennoch sehr schwierig.

Clemens Schmale

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  • Unbedingt
    Unbedingt

    Staatsverschuldung ist eine pikante Sache. Meiner Meinung nach ist es kein Problem, die Schuldner des Staates so mit gesetzlichen Verpflichtungen zu überhäufen, sie bei Fehlverhalten mit dem Verlust oder der Verjährung der Forderungen zu bedrohen, dass jedes Jahr ein gewünschter Anteil der Verschuldung dadurch aus der Welt verschwindet. Natürlich gehört dazu dass der Staat lernt, sich wie jede andere Rechtsperson eigenständig und direkter zu finanzieren.

    17:58 Uhr, 27.04.2017
  • netzadler
    netzadler

    mit hilfe der Globalisierung verarscht das kapital die nationalstaaten nach strich und faden. die Konsequenz wird wie immer krieg heissen. dem kann man nur mit kapitalverkehrskontrollen zuvorkommen.

    Edelmetalle, diamanten sonst nichts

    17:34 Uhr, 25.04.2017
  • mantra
    mantra

    schuldengrenze NEU = schuldengrenze ALT * 1,5

    was bringt eine obergrenze wenn diese beliebig nach oben gezogen werden kann. betrug, farce, mafia!!!

    12:20 Uhr, 25.04.2017
  • Goethe63
    Goethe63

    Es bleibt nur zu sagen:

    Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!

    Egal ob Finanzen, Arbeitslose oder Kriminalität etc..

    Das Gefühl überall nur noch betrogen zu werden, ist ein Bauchgefühl und Bauchgefühlen kann man eher trauen!

    10:12 Uhr, 25.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Gast1
    Gast1

    Nicht nur die USA haben ein Schuldenproblem. Die ganze Welt ist überschuldet,schaut euch mal Japan an. Bei den USA ist es nur am offensichtlichsten. Die Lösungen:

    1. Reset (Währungsreform + Neustart)

    2. Inflationierung ( läuft gerade)

    Bei langsristigen Investments sollte man dies stets bedenken.

    09:39 Uhr, 25.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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