Der Rubel rollt zwar nicht, wertet dafür auf: Wieso?
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Zu Beginn des Krieges verlor die russische Währung rasant an Wert. Gegenüber dem Dollar wertete der Rubel innerhalb von weniger als zwei Wochen um fast 50 % ab. Die Abwertung erscheint nachvollziehbar. Hunderte Milliarden an Devisenreserven wurden eingefroren, Unternehmen stellen reihenweise die Geschäfte ein, immer mehr Produkte wurden sanktioniert usw. Eine Währung kann da nur abwerten.
Seither ist viel geschehen. Die Verluste sind vollkommen wettgemacht. Tatsächlich erreichte der Rubel im Tageshoch Ende vergangener Woche einen Wert, der zu den besten der letzten Jahre zählte. Der Rubel war plötzlich stärker als vor Kriegsbeginn (Grafik 1). Das macht deutlich weniger Sinn als die vorherige Abwertung.
Tatsächlich spricht alles für einen Währungskollaps. Der Kurszettel sagt etwas anderes. Dafür kann man das verantwortlich machen, was im Normalfall zum Kollaps führt. Der Devisenhandel ist kaum noch existent (Grafik 2). Es fließt kaum noch Geld nach Russland. Fehlende Kapitalzuflüsse sorgen im Normalfall für eine Abwertung. In diesem Fall hat Russland jedoch strikte Kapitalverkehrskontrollen erlassen. Es kommt kein bzw. kaum noch Geld aus Russland heraus.
Dadurch gilt das Grundgesetz aktuell nicht. In normalen Zeiten folgt der Rubelkurs dem Transaktionsvolumen (Grafik 3). Seit März ist das nicht mehr der Fall. Aus Russland kommt kein Geld mehr heraus, dafür wird weiter Öl und Gas gekauft. Der Zustrom ist zwar wesentlich geringer, doch der Abfluss hat stärker abgenommen als der Zustrom.
Der Hebel des geringen Zustroms ist aufgrund fehlenden Ausgleichs (Abfluss) enorm. Das hilft den Menschen vor Ort wenig. Da kaum noch importiert wird, hilft die Währungsaufwertung bei der Inflation wenig. Auch die freundschaftlichen Beziehungen zu China helfen bisher kaum. Das Transaktionsvolumen in Yuan ist im Vergleich zu Euro und Dollar praktisch nicht vorhanden (Grafik 4).
Der starke Rubel ist kein Ausdruck einer starken Wirtschaft. Wie zu erwarten, ging es mit dem Einkaufsmanagerindex bergab (Grafik 5). Besonders bezeichnend ist der Lieferzeitenindex. Lieferzeiten sind länger als selbst inmitten des Corona-Lockdowns. Da viele Güter nicht mehr importiert werden können, ist das kein Wunder. Die Bevölkerung muss sich auf eine Mangelwirtschaft einstellen.
Die Aufwertung des Rubels erlaubte es der Notenbank immerhin die Zinsen zu senken. Der Leitzins fiel von 20 % auf 17 % und wird aller Voraussicht nach weiter sinken. Zu erwarten war die Aufwertung in diesem Ausmaß nicht. Der Binnenkonjunktur hilft es jedenfalls über den Zinsumweg.
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