Kommentar
10:30 Uhr, 25.07.2017

Der OPEC-Schwindel

Das war – wieder einmal – viel Lärm um nichts. Die OPEC verspricht zwar viel, doch wer hinter die Kulissen blickt, merkt schnell, wie wenig dahintersteckt.

Der Ölpreis will nicht so recht. Seit der Ankündigung der Förderkürzung Ende letzten Jahres hat sich beim Ölpreis unterm Strich wenig getan. Unter größeren Schwankungen ging es seitwärts. Das bleibt wohl auch vorerst so, obwohl großspurige Ankündigungen gemacht werden.

Die OPEC erklärt, dass nicht alle Länder ihren Zusagen Folge geleistet haben. So gehe es nicht weiter, ist man sich einig. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: die OPEC rügt sich dafür, dass sie ihre Zusagen nicht erfüllt. Viele Länder schummeln ein wenig und haben ihre Produktion nicht so stark gesenkt wie sie sollten.

Das war eigentlich nicht anders zu erwarten. Seit es Förderkürzungen gibt (bereits seit Jahrzehnten), gibt es auch Betrug dabei. Die Rüge an sich selbst hat etwas vom Kind vor der Keksdose: die Eltern haben es verboten und man hat geschworen nicht heimlich Kekse zu essen – gemacht wird es trotzdem. Der Verzicht ist äußerst schwierig (auch im Marshmallow Test zu sehen: gmtr.ly/NJo7jQ1IX ).

Insgesamt haben die OPEC Staaten aber bisher gar nicht einmal so wenig erreicht. Die Produktion wurde durchaus gekürzt (Grafik 1). Von der Kürzung ausgenommen waren der Iran, Libyen und Nigeria. Sie haben ihre Produktion auch tatsächlich gesteigert. Das wird auch so bleiben.

Libyen und Nigeria dürfen zusammen noch 630.000 Barrel/Tag mehr fördern als derzeit. Ein Großteil der erreichten Kürzungen wäre damit futsch. Saudi-Arabien springt da nun ein und sagt, es werde die Produktion um weitere 600.000 kürzen. Konkreter sogar: die Exporte werden um 600.000 pro Tag gekürzt. Beides zusammengenommen ergibt dann gegenüber heute trotzdem eine leicht höhere Förderung (Grafik 2).

Die Exportkürzung kann sich dennoch als effektiv erweisen. Die bisherigen Produktionskürzungen von 1,2 Mio. Barrel haben ihre Wirkung nämlich bisher verfehlt. Woran das liegt? Nur, weil weniger produziert wurde, wurde nicht weniger exportiert. Einigen Berechnungen zufolge wird heute lediglich um 120.000 Barrel/Tag weniger exportiert als vor einem Jahr.

Viele OPEC Staaten, die aufgrund der niedrigen Ölpreise ihren Gürtel enger schnallen mussten, verbrauchen gerade selbst weniger Öl. So blieb trotz Produktionskürzung mehr für den Export. Erst, wenn der Weltmarkt tatsächlich mit weniger Öl versorgt wird, kann der Preis steigen. Das, was Saudi-Arabien nun angekündigt hat, ist ein erster Schritt in diese Richtung. Er ist aber zu wenig, um etwas auszurichten. Der OPEC Deal bleibt ein Schwindel und ohne großen Effekt auf den Ölpreis.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Heute zumindest steigt der Ölpreis, wie von der Tarantel gestochen. Solange die depperten Finanzmärke auf solche Ankündigungen reagieren und der Preis steigt, haben auch solche Ansagen den Sinn erfüllt. Ob das Nachhaltig ist oder nicht. Fällt der Preis wieder, dann erzählt man wieder so einen substanzlosen Mist und der Preis zieht wieder an. Sinn wieder erfüllt. Wo ist das Problem?

    15:39 Uhr, 25.07.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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