Kommentar
08:41 Uhr, 12.02.2015

Der Markt glaubt wieder an eine Zinserhöhung

Eigentlich kann man sich gar nicht vorstellen, dass die US Notenbank die Zinsen in diesem Jahr tatsächlich erhöhen wird. Der Markt hatte zeitweise seinen Glauben daran verloren. Nun kehrt der Glaube zurück.

Der Jobreport der vergangenen Woche war solide. Das weckte sofort Zinserhöhungsfantasien. Der Zinsmarkt spielte nach Veröffentlichung der Daten bis Börsenschluss verrückt. Die Rendite für zehnjährige US Staatsanleihen stieg gleich um 8% von 1,8 auf 1,95%. Das ist ein ziemlich stattlicher Anstieg und lässt sogar die Hoffnung zu, dass die US Renditen nun einen Boden gebildet haben. Im Jahr 2012 fiel die Rendite bis unter 1,5%. Im Januar ging es nicht noch einmal ganz so tief. 1,6% wurden aber immerhin fast erreicht. Bleibt es nun dabei, dann hätte sich hier ein schöner Doppelboden gebildet.

Ähnlich sieht es bei den Leitzinsen aus. Diese stehen momentan noch dort, wo sie auch schon die letzten Jahre standen – nämlich zwischen 0 und 0,25% - die Erwartung hat sich aber deutlich verändert. Grafik 1 zeigt den erwarteten Leitzins bis Ende 2017. Dieser lässt sich aus den Fed Funds Futures ableiten. Die Einschätzung hat sich zwischen Ende Januar und vergangenen Freitag drastisch geändert. Vor zwei Wochen wurde erst mit einer Zinserhöhung Ende 2015 bis Anfang 2016 gerechnet. Das lässt sich ungefähr am erwarteten Zinsniveau ablesen. Man kann davon ausgehen, dass die erste Zinsanhebung den Leitzins auf 0,5% bringt. Dieser Wert wurde vom Future erst auf Zwölfmonatssicht signalisiert.

Die aktuelle Einschätzung ist deutlich optimistischer. Der Markt sieht zwischen September und Oktober einen ersten Zinsschritt. Ende 2015 wird ein Zins von 0,5 bis 0,75% erwartet. Die Meinung der Notenbanker ist da noch optimistischer. In ihrer letzten Schätzung lag das Zielband im Bereich von 0,75 bis 1%.

Insgesamt sind die Notenbanker etwas optimistischer, was die Geschwindigkeit der Zinsanhebung anbelangt. Ende 2016 dürfte man demnach mit über 2% rechnen. Der Markt sieht hier lediglich einen Wert von 1,5%. 2017 erwartet die Fed wieder Zinsen um 3% oder sogar darüber. Der Markt sieht den Leitzins 2017 noch unter 2%.
Wer Recht hat wird sich zeigen. Die Fed hat einen Weg eingeschlagen, den sie kaum mehr verlassen kann. Mit den enormen Gelddruckprogrammen in Europa und Japan sowie zahllosen Zinssenkungen rund um die Welt ist es jedoch schwer vorstellbar, dass die Fed den Leitzins schnell anhebt. Es wird einen ersten Schritt geben. Dieser wird erwartet. Es wäre für die Märkte definitiv schädlicher, wenn der Schritt nun nicht käme als der Wirtschaft die minimal höheren Zinsen zuzumuten. Was dann aber danach geschieht wird interessant. Hier geht zumindest der Markt nicht davon aus, dass sich das Zinsniveau schnell wieder normalisieren wird. Diese Einschätzung macht absolut Sinn. Es ist einfach kaum denkbar, dass die USA 2017 schon wieder 3% Zinsen haben sollen, während z.B. die EZB erst darüber nachzudenken beginnt, ob sie eventuell eine Zinsanhebung wagen könnte.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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