Kommentar
09:27 Uhr, 07.12.2018

Der Kampf des Donald Trump um die Handelsbilanz: Was nun, POTUS?

Der G20-Gipfel ist vorbei und es gab überraschend wenige Eklats. Das war insbesondere bei den Handelsfragen nicht zu erwarten, vor allem, weil Trump den Handelskrieg verliert.

Trump ist immer für eine Überraschung gut. Die einen lieben in dafür, die anderen finden das, nun ja, nicht so gut. Der G20-Gipfel sorgte am Ende für keine Überraschungen. Für manche ist schon das ein Erfolg. Zu erwarten war das nicht, denn bei einem Kernthema braucht es dringend Erfolge.

Das zeigen gerade veröffentlichte Handelsdaten. Das Bild ist katastrophal. Die Handelsbilanz der USA ist rekordverdächtig negativ (Grafik 1). Das Defizit im Warenhandel liegt bei knapp 77 Mrd. Dollar, in nur einem Monat. Das ist gigantisch und der drittschlechteste Wert aller Zeiten.

Unter Berücksichtigung des Dienstleistungsverkehrs sieht es nicht ganz so düster aus. Da die USA hier einen Überschuss erzielen liegt der Gesamtwert bei -55 Mrd. Das ist immer noch stattlich. Vor Beginn der Finanzkrise lag dieser Wert einmal bei -67 Mrd. Es geht also noch schlimmer.

Man darf allerdings nicht vergessen, dass der Ölpreis damals über 100 Dollar betrug und die USA ein großer Ölimporteur waren. Heute importieren sie kaum noch Öl und Öl ist billig. Auf vergleichbarer Basis ist das Defizit also ziemlich hoch und ein Rekord.

Das Defizit weitet sich zudem Monat um Monat aus. Seit Trump Präsident ist, hat es sich um 11 Mrd. ausgeweitet. Das war eigentlich nicht der Plan. Die Zölle führen nicht dazu, dass das Defizit schrumpft, sondern dazu, dass es steigt.

Die Zölle an sich sind dafür teilweise direkt verantwortlich. Ein Teil der Importe wird vorgezogen, um neuen Zöllen zu entgehen. Letztlich müssen US-Konsumenten aber für die gleichen Waren einfach mehr zahlen. Eine Substituierung findet derzeit nicht statt. Das Defizit wird daher auch nach Sondereffekten hoch bleiben.

Zölle sind also nicht die Lösung. Das gilt auch, weil die Zölle gar nicht so tief sind. Im internationalen Vergleich haben die USA mit der EU, Kanada und Japan die niedrigsten Zölle. Kommt es aber zu Handelsbeschränkungen aufgrund diskriminierender Bestimmungen, sind die USA ganz vorne mit dabei (Grafik 2).


Die USA werden also nicht mit Gütern überrannt, weil die Handelshemmnisse zu schwach sind. Hier belegen die USA bereits einen Spitzenplatz. Es sind andere Gründe. Kurz zusammengefasst müssen die USA einfach mehr sparen, wenn sie das Defizit verringern wollen. Genau das tut Trump nicht.

Der Kampf gegen das Defizit ist schon verloren. Der Versuch, es einzudämmen, hat sogar dazu geführt, dass es sich ausweitet. Eine gewisse Komik hat das schon. Immerhin wird jetzt vorerst gegenüber China auf Zollerhöhungen verzichtet. Es wird wieder verhandelt. Eine andere Möglichkeit hat die US-Regierung auch fast nicht. Zölle haben nicht funktioniert. Jetzt braucht es einen Kompromiss, auch wenn dieser überhaupt nichts erzielt, um wenigstens noch das Gesicht wahren zu können.

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5 Kommentare

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  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Also ich weiß nicht, was ihr alle habt: Trump macht doch vieles richtig ...

    12:41 Uhr, 07.12.2018
  • 1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Asien wird seinen eigenen Weg gehen (müssen). Mit Trump ist das alles unkalkulierbar. Der eigentliche Auslöser des Criminal Thursdays wurde hier auch gar nicht besprochen.

    Meng Wanzhou - sowas hätte früher nicht nur Diplomatisch Krisen und Kriege ausgelöst.

    10:24 Uhr, 07.12.2018
  • KPXXPK
    KPXXPK

    Falsch Herr Schmale, die USA werden den Handelskrieg gewinnen ! China öffnet seinen Markt und bekommt dafür gerade mal 90 Tage "Galgenfrist".

    Die derzeitige Handelsbilanz ist extrem durch Vorzieheffekte verzerrt, nächstes Jahr wird relevant.

    09:34 Uhr, 07.12.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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