Kommentar
09:37 Uhr, 30.09.2016

Der große OPEC Deal

Nach Bekanntgabe des OPEC Deals sprang der Ölpreis in die Höhe. Man gewinnt dadurch den Eindruck, dass der OPEC da etwas ganz Großes gelungen ist. In Wirklichkeit ist der große Deal jedoch ziemlich klein.

Zunächst muss man der OPEC doch ein wenig Anerkennung aussprechen. Kaum jemand hat nach zwei Jahren noch daran geglaubt, dass eine Fördermengenobergrenze beschlossen werden kann. Immer wieder hatten einzelne OPEC Länder einen Vorstoß gewagt, allen voran Venezuela. Bisher gelang es den Staaten nicht, sich auf eine Obergrenze zu einigen. Seit gestern ist das anders.

In den letzten zwei Jahren fragt man sich, wieso es die OPEC überhaupt noch gibt, wenn sie ohnehin nur durch Handlungsunfähigkeit glänzt. Jetzt haben die Staaten gezeigt, dass sie doch noch in der Lage sind, miteinander zu reden und sich zu einigen. Im Detail ist die Einigung jedoch kaum der Rede wert.

Die OPEC muss zunächst die Einigung offiziell beschließen. Das geschieht Ende November. Das ist der Plan. Dann findet das nächste offizielle OPEC Meeting in Wien statt. Bis dahin kann noch viel geschehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der vorläufigen Einigung auch ein Beschluss folgt, ist hoch. Sie Wahrscheinlichkeit ist jedoch alles andere als 100 %. Dessen muss man sich bewusst sein.

Vor allem "Details" können noch zu Stolpersteinen werden. Zu diesen Details gehört etwa, wer seine Förderung tatsächlich um wie viel herunterfährt. Da dies noch nicht ganz klar ist und vielleicht auch niemals klar sein wird, gibt es keine harte Obergrenze, sondern eine Bandbreite. Die Förderung soll auf 32,5 Mio. bis 33 Mio. Barrel pro Tag begrenzt werden. Wie signifikant das ist, zeigt Grafik 1. Die Obergrenze führt praktisch zu keiner nennenswerten Reduktion. Im Extremfall sinkt die OPEC Produktion um lediglich 0,6 %. Die Weltproduktion würde dadurch um 0,2 % sinken. Das ist nicht gerade der ganz große Wurf.

Ein anderes Detail ist ebenfalls noch ungeklärt. Es ist nicht klar, wer die Obergrenzen kontrolliert und wie die Durchsetzung erfolgen soll. Da diese Details auch in der Vergangenheit nicht klar waren, wurden die Förderquoten praktisch nicht eingehalten. Grafik 2 zeigt den großen Erfolg, den die OPEC bisher mit ihren Quoten hatte.

Kurz gesagt: der große Deal ist keiner. Die meisten OPEC Staaten können ohnehin nicht noch mehr fördern. Sie haben ihre maximale Förderkapazität ausgeschöpft. Der Deal hat so gut wie keine Auswirkung auf das Angebot, zumal stark bezweifelt werden kann, dass die Umsetzung gelingt.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • josua1123
    josua1123

    Der OPEC Scherzladen wird sich nie einigen

    und wenn unerwarteterweise doch dann hält die Vereinbarung von

    12 bis zu Mittag

    13:43 Uhr, 30.09. 2016
  • Chronos
    Chronos

    Hört sich eher an, als hätte jemand den entry verschlafen.

    12:49 Uhr, 30.09. 2016
  • Morningstar
    Morningstar

    Das ist zu 100% korrekt und daher ist die Bewegung nur als kurzfristiges Short-Covering zu sehen. Der Glut an sich wird durch diese Förderbegrenzung nicht aufzulösen sein und damit weiter Druck auf dem Ölpreis bleiben.

    10:09 Uhr, 30.09. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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