Kommentar
09:42 Uhr, 24.01.2022

Der große Digitalisierungsschub der Pandemie ist keiner

Schon lange sollte alles digitaler werden. Der Prozess war jedoch langsam. Die Pandemie hat vieles verändert. Die Digitalisierung entwickelte sich sprunghaft. Zumindest wurde es so wahrgenommen.

In einigen Bereichen gab es eine rasche Digitalisierung. Ein bestehender Trend wurde beschleunigt. Es ist kein Zufall, dass die Aktien von Unternehmen rasant gestiegen sind, die z.B. das Arbeiten von zu Hause ermöglichen. Nicht nur Software- und Cloudanbieter profitierten, auch Hardwareanbieter erlebten eine Renaissance. 2021 wurden so viele Laptops wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr verkauft.

Die Entwicklung in diesem Bereich wird zum Teil Bestand haben. Wird die Pandemie einmal überwunden, kann man jedoch nicht davon ausgehen, dass sich der Trend einfach fortsetzt. In einem Bereich zeigt sich nämlich, dass der Traum von Digitalisierungssprung eher eine Illusion ist.

Das beste Beispiel dafür sind Konsumausgaben. In vielen Ländern gab es mehrere Lockdowns. Geschäfte wurden geschlossen. Konsumiert wurde trotzdem. Das ging nur online. Die Onlineumsätze stiegen rasant an. In den USA gab es einen großen Sprung nach oben (Grafik 1). Der Umsatz des Onlinehandels stieg zu Beginn der Krise um ein Drittel an.

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Die Onlineumsätze sind immer noch hoch. Eigentlich besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass die Pandemie einen bleibenden Effekt hatte. Das gilt allerdings nur, solange man die Umsätze isoliert betrachtet. Was oftmals vergessen wird: Auch der Gesamtumsatz ist deutlich gestiegen.

In den USA gibt es schon länger keinen Lockdown mehr. Die Menschen haben Alternativen zum Onlinehandel und nutzen diese auch. Der Anteil der Onlineumsätze an den Gesamtumsätzen ist kurzfristig angestiegen, liegt inzwischen aber wieder beim langjährigen Trend. Man kann sogar erkennen, dass Onlineumsätze knapp unter dem Trend liegen (Grafik 2).

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So haben sich das viele nicht vorgestellt. Der sprunghafte Anstieg hätte kein einmaliger Effekt sein sollen. Es hätte ein Digitalisierungsschub sein sollen, der bestehende Trends beschleunigt. Nun stellt sich heraus, dass dem nicht so ist. Ein Großteil des Schubs wird rückabgewickelt.

Das erklärt auch, weshalb viele Aktien trotz anhaltender Pandemie nicht mehr profitieren. Egal, ob Delta im Sommer/Herbst oder nun Omikron. Die einstigen Pandemiegewinner gewinnen an der Börse nicht mehr. Zu Beginn der Pandemie preisten Anleger nicht nur den einmaligen Sprung nach oben ein, sondern gingen von einem langanhaltenden und beschleunigten Trend aus.

Nun stellt sich heraus, dass die Digitalisierung eher wieder zum langjährigen Trend zurückkehrt. Anleger eilten der Zeit voraus. Die teils schmerzhaften Korrekturen bei Unternehmen wie Zoom zeugen davon. Es ist eine gewisse Überraschung, dass Konsumenten ihr Verhalten nicht grundlegend verändert haben.

Wer als Anleger darüber nachdenkt, bei den einstigen Pandemiegewinnern nach großen Korrekturen zuzugreifen, sollte daran denken. Das Wachstum der letzten zwei Jahre war einmalig und setzt sich so nicht fort. Die Neubewertung der Aktien ist vollkommen richtig.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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