Kommentar
14:30 Uhr, 10.12.2008

Der geniale Schlüssel zum US-Markt?

Wie mittlerweile wohl fast jeder Anleger weiß, werden Veräußerungsgewinne ab dem kommenden Jahr von der neuen Abgeltungssteuer kräftig betroffen sein. Höchste Zeit also, um noch einmal in einem fremden, dafür allerdings noch bis zum Jahresschluss steuerbegünstigten Terrain zu wildern, den strukturierten Fonds. Dabei handelt es sich um eine Spezies, die Strategien in einen Fondsmantel kleidet, die ansonsten nur über ein entsprechendes Zertifikat abbildbar wären. Auf dem Prüfstand steht dabei einmal kein wie sonst übliches einfaches oder rollierendes Bonus-, Discount- oder Garantie-Produkt, sondern mit dem noch bis zum 12. Dezember zeichenbaren 4Keys Macro Strategy US-Fonds der HypoVereinsbank-Tochter Structured Invest S.A., ein Ansatz, der versucht, Markttrends aufzuspüren und in Form einer daraus abgeleiteten Long-, Short- oder geldmarktbezogenen Neutral-Position aktiv umzusetzen. Da der Anleger hier von jeder Marktsituation profitieren soll, könnte man das Vorhaben mit anderen Worten auch als die Suche nach der „eierlegenden Wollmilchsau“ oder dem „heiligen Grahl“ bezeichnen. Strategien dieser Couleur gibt es am Markt zwar bereits mehrere, aber nur wenige wie z.B. der in zwei Zertifikate gepackte RADA-Ansatz der UBS (UB0C7T, UB0C7T), konnten dabei wirklich überzeugen und einen echten Mehrwert erbringen. Auf der anderen Seite ist der vorhandene Track-Rekord vielfach einfach noch zu gering, um ein wirklich realistisches Bild von der Güte des jeweiligen Konzeptes zeichnen zu können.

Die HypoVereinsbank konzentriert sich gegenüber anderen Emittenten ausschließlich auf den US-amerikanischen Markt in Form des marktbreiten S&P 500 Index, wobei wie der Name schon andeutet, vier Schlüsselfaktoren die jeweilige Vorgehensweise bestimmen. Dabei handelt es sich um das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und die Volatilität des Börsenbarometers, sowie die US-Inflationsrate und den US-Tagesgeldsatz. Sollte beispielsweise das ganze Quartett einen steigenden Verlauf aufweisen, geht man gemeinhin von einem negativen Umfeld für den Aktienmarkt aus und umgekehrt. Das Problem liegt aber häufig darin, dass sich keine eindeutigen Trends ableiten lassen bzw. diese sich zeitlich verschieben können. Die HVB versucht dem ihrerseits mit einem klaren Regelwerk entgegenzuwirken, dass eine monatliche Überprüfung anhand der vier Schlüsselfaktoren vorsieht. Je nachdem, ob ein entsprechendes Signal für einen steigenden oder fallenden Aktienmarkt bzw. keines von beiden spricht, wird für den jeweiligen Folgemonat eine Anpassung der Gewichtung hinsichtlich eines Engagements in dem S&P 500 bzw. einer verzinsten Geldmarktkomponente vorgenommen, wobei die Investition in den Aktienmarkt von -50 bis +150 Prozent variieren kann. Ebenso ist auch ein 100-prozentiger Geldmarktanteil möglich. Doch was auf dem ersten Blick so einfach klingt, kann bei einer Falschinterpretation wegen des Hebels bzw. des teilweisen „Shortens“ der Aktienkomponente unter Umständen eine schlechtere Performance erbringen, als ein Direktinvestment. Danach sieht es nach einer von der Emittentin durchgeführten 30-jährigen Rückrechnung allerdings nicht aus, die auf Basis von jeweils fünfjährigen Betrachtungsperioden eine durchschnittliche Rendite von 17,81 Prozent p.a. gegenüber „nur“ 12,20 Prozent bei einer Direktanlage ergab. Investoren sollten auch die Kostenseite beachten mit einem 5-prozentigen Ausgabeaufschlag, sowie einer jährlichen Gebührenbelastung von über 1,8 Prozent, die allerdings dann eher in den Hintergrund treten dürfte, wenn die Strategie wirklich langfristig aufgehen sollte. Auf der anderen Seite wäre da auch noch der Sicherheitsaspekt des als Sondervermögen aufgelegten Produktes und der nach der aktuellen Gesetzgebung immer noch vorhandene Steuervorteil beim diesjährigen Erwerb und anschließenden Halten über die 12-monatige Spekulationsfrist hinaus, in die Waagschale zu werfen.

Der BörseGo Tipp:
In Ermangelung eines entsprechenden Track-Rekords steht dem steuergetriebenen Investor bei dem neuen Fonds-Produkt leider nur eine zweifellos interessante „Black-Box“ zur Verfügung, die bislang lediglich in der Rückrechnung überzeugen konnte.

4Keys Macro Strategy US-Fonds

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / A0Q713

Laufzeit:

Endlos

Preis: (in Zeichnung: 08.12.08-12.12.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. bis 5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten