Kommentar
09:12 Uhr, 03.01.2018

Der Euro bleibt ein Spielverderber

Die europäische EInheitswährung hat dem Dax nicht nur die Jahresendrallye gestohlen, sondern auch den Jahresauftakt vermiest.

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Obendrein hält sich der Euro auch gar nicht an die Gesetze des Marktes. Da geht das Jahr schon gleich mit erhöhtem Blutdruck los. Da ich weder Dax long bin, noch auf eine bestimmte Richtung des Eurokurses setze, könnte mir die Sache eigentlich egal sein. Ist sie aber nicht.

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Seit ungefähr einem Jahr klafft zwischen dem Euroraum und den USA eine große Lücke. Diese Lücke ist in der Grafik dargestellt. Während das Realzinsdifferential zwischen den beiden Währungsräumen auf immer neue Tiefs fällt, steigt der Euro.


Das ist ziemlich ungewöhnlich. Im Normalfall folgt der Währungskurs dem Realzinsspread ziemlich penibel. Es kommt bisweilen zu kleinen Verzögerungen, doch unterm Strich fällt der Kurs, wenn das Realzinsdifferential schrumpft bzw. negativer wird und umgekehrt. Seit einem Jahr gilt diese Logik nicht mehr.

Es sehr wahrscheinlich, dass sich die Divergenz auflösen wird. Große Währungspaare bemessen sich am Zinsdifferential. Das war auch zu Zeiten der Eurokrise nicht anders. Obwohl Griechenland und andere Staaten am Bankrott vorbeischrammten, gewann der Euro mit dem Zinsdifferential in der Zeit von Juni 2012 bis April 2014.

Andere Währungspaare können durch ganz andere Faktoren beeinflusst werden. So verliert etwa die türkische Lira mehr, als sie aufgrund des Zinsdifferentials verlieren müsste. Die Politik spielt hier eine tragende Rolle. Bei Euro/Dollar war das bisher nicht der Fall.

Die Sache ist schon etwas mysteriös. Keine Frage, die Zinsen können im Euroraum eigentlich nur noch steigen. Doch das gleiche kann man auch von den USA sagen. Hier ist eine Abkehr von der Zinswende nicht zu erkennen und faktisch steigen die Zinsen in den USA, während sie in der Eurozone auf tiefem Niveau verharren.

Charttechnisch ist der Euro bullisch. Fundamental ist er ein klarer Short. Würden sich die Fundamentaldaten durchsetzen, wäre auch dem Dax geholfen. Als Index, der die vom Export stark abhängigen Unternehmen abbildet, drückt ein starker Euro die Kurse. Das war in der Vergangenheit ein vorübergehender Belastungsfaktor. Der Dax kann auch bei stärker werdendem Euro steigen. Kurzfristig aber belastet die Euroaufwertung.

Wann es in diesem Jahr zu einer Trendwende kommt, muss man abwarten. Derzeit ist das allgemeine Börsenumfeld noch gut. Finden Fundamentaldaten und Wechselkurs dann noch wieder zueinander, wird der Dax wohl den Turbo einlegen. Bis dahin kann man nur zuschauen und sich wundern.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • Powerseller61
    Powerseller61

    Korrelationen sind nur Zufall und im fundamentalen Bereich sind Sie immer 2. Sieger (oder BigPlayer). Also an Charttechnik halten und diesen Kommentaren nicht nacheifern. Jeder kann sich gegen Währungsdifferenzen absichern. Also alles gut, wenn man's weiß. Ein glückliches 2018 lt. Bhutaner Verfassung. Finde ich mal toll.

    12:34 Uhr, 03.01.2018
  • frischfisch
    frischfisch

    Danke für den Artikel. Ich bin leider nicht so wissend, aber vielleicht gibt es eine Kraft die den Euro "künstlich" oben hält?

    10:39 Uhr, 03.01.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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