Kommentar
18:48 Uhr, 19.10.2020

Der Erholung geht die Luft aus

Schon vor der Verhängung neuer Corona-Maßnahmen hat sich die wirtschaftliche Erholung stark verlangsamt, wie der wöchentliche Aktivitätsindex der Bundesbank zeigt.

Die deutsche Wirtschaft hat sich zunächst mit rasantem Tempo von den Corona-Lockdows erholt. Doch inzwischen gerät die Erholung ins Stocken, noch bevor wegen der heranrollenden zweiten Welle neue Corona-Beschränkungen im großen Stil verhängt werden könnten.

Der wöchentliche Aktivitätsindex (WAI) der Bundesbank soll die Entwicklung der deutschen Wirtschaft annähernd in Echtzeit abbilden. Neben traditionellen Datenreihen wie der monatlichen Industrieproduktion sowie dem vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) fließen in den WAI verschiedene Indikatoren ein, die ohne große zeitliche Verzögerung in wöchentlicher Frequenz zur Verfügung stehen. Dazu gehören unter anderem der Stromverbrauch, das Passantenaufkommen in Einkaufsstraßen, die Anzahl der weltweiten Flüge, Fahrten von Lkws in Deutschland oder Google-Suchanfragen zum Beispiel nach Arbeitslosigkeit.

Der WAI ist so konstruiert, dass sein langfristiger Mittelwert bei null liegt. Der WAI entspricht der trendbereinigten Wachstumsrate der wirtschaftlichen Aktivität in den letzten 13 Wochen (ungefähr ein Quartal) gegenüber den vorangegangenen 13 Wochen. Ein Wert von größer null bedeutet eine überdurchschnittlich stark steigende Aktivität in der Realwirtschaft, ein Wert unter null eine überdurchschnittlich stark sinkende Aktivität.

Nachdem der WAI in den zurückliegenden Monaten eine starke wirtschaftliche Erholung gezeigt hatte, verlangsamt sich diese Erholung inzwischen deutlich. Für die Kalenderwoche 42 bis zum 18. Oktober liegt der WAI bei 2,8. Der Indexwert zeigt laut Bundesbank, dass die trendbereinigte Wirtschaftsaktivität in den dreizehn Wochen bis zum 18. Oktober um 2,8 Prozent über der Aktivität der vorhergehenden dreizehn Wochen lag. Der Index liegt damit zwar noch im positiven Bereich, verzeichnete aber bereits den fünften Rückgang in Folge, nachdem der Index in der Vorwoche noch ein trendbereinigtes Wachstum von 2,8 Prozent angezeigt hatte.

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Ein noch negativeres Bild ergibt sich, wenn man die Veränderung der vom WAI implizierten trendbereinigten Wachstumsrate gegenüber der Vorwoche abbildet. Bei dieser Darstellung, bei der die Veränderung des WAI (also gewissermaßen die erste Ableitung der Echtzeit-Wachstumsrate) in Prozentpunkten abgebildet wird, hat die zweite Abwärtsbewegung der Wirtschaft bereits begonnen, und zwar bevor im großen Stil neue Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verhängt wurden.

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Fazit: Die wirtschaftliche Erholung ist schon vor der Verhängung neuer Corona-Maßnahmen ins Stocken geraten, wie der wöchentliche Aktivitätsindex der Bundesbank zeigt. Da wegen der stark steigenden Corona-Zahlen in den kommenden Wochen wohl neue Verschärfungen der Corona-Politik bis hin zu neuen Lockdowns drohen, könnte der deutschen Wirtschaft ein dramatischer Winter bevorstehen.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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