Kommentar
12:40 Uhr, 27.09.2018

Der Druck auf die US-Notenbank steigt

Die Zinsen sind wieder um 25 Basispunkte gestiegen. Das ist für die Fed ein wichtiger Schritt. Mit jedem Zinsanstieg fühlt sie sich sicherer, zukünftigen Krisen begegnen zu können.

Notenbanker lassen es uns gebetsmühlenartig wissen: Die Zinsen müssen rauf, damit man sie während der nächsten Rezession senken kann. Zinserhöhungen sind damit zum Selbstzweck geworden. Sinn der Sache ist das eigentlich nicht, aber das ist der Notenbank egal. Sie will Zinsen von über 3 %, damit sie dann wieder auf 0 % gesenkt werden können.

Jeder Zinsschritt, der glückt, nimmt so von der Notenbank Druck weg. So nehmen es die Notenbanker jedenfalls selbst wahr. In Wahrheit stimmt das nicht. Der Selbstzweck der Zinserhöhungen dient ja nicht der Wirtschaft. Hier steigt der Druck.

Höhere Zinsen sind für die Wirtschaft immer schwierig. In diesem Konjunkturzyklus gilt das besonders für Unternehmen, die sich so munter verschuldet haben wie nie zuvor. Privathaushalte sind besser gerüstet, aber das hilft wenig, wenn die Unternehmen nicht mehr auf die Beine kommen.

Eine Rezession kommt derweil immer näher, auch weil die Notenbank an ihrem Zinskurs festhält. Als die Zinskurve bzw. der Zinsspread in der Vergangenheit so tief war wie heute, brauchte es noch 4-6 Zinsschritte von je 25 Basispunkten, um die Wirtschaft in eine Rezession zu drängen. Behält die Fed ihr derzeitiges Tempo bei, ist das spätestens bis Ende 2019 vollbracht.

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Danach verging historisch nicht mehr viel Zeit, bis die Wirtschaft tatsächlich zu schrumpfen begann. Wieso es diesmal anders sein sollte, konnte noch niemand stichhaltig erklären. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass sich die Geschichte fast haargenau wiederholt.

Der Zinsspread ist bereits sehr tief. Die Diskussionen über eine invertierte Zinskurve nehmen zu. Das war auch Ende der 90er Jahre der Fall und auch vor der letzten Rezession. Es wurden immer Argumente gefunden, weshalb es jetzt anders sein sollte. Am Ende kam es wie immer.

Die Notenbank hielt an Zinserhöhungen fest, weil sie ja Argumente hatte, weshalb die Zinskurve nicht aussagekräftig war. Das ist jetzt wieder der Fall, sodass die Zinskurve innerhalb der nächsten ein bis zwei Quartale wohl invertieren wird.

Da sich die Fed daran nicht stört, geht es auch danach noch mit ein paar Zinsschritten weiter. Dann ist es aber schon zu spät. In der Vergangenheit kam die Zinswende während sich der Zinsspread im negativen Bereich befand. Geholfen hat das nicht. Die Rezession kam trotzdem.

Will die Notenbank den Fehler der Vergangenheit nicht zum x-ten Mal wiederholen, muss sie jetzt mit den Zinsanhebungen aufhören. Bereitschaft dazu ist allerdings nirgends zu erkennen. Nur vereinzelte Stimmen können sich das vorstellen. Das reicht jedoch nicht, um das Ruder herumzureißen. Statt mit Zinserhöhungen Druck von sich selbst zu nehmen, sollte die Fed lieber den Druck von der Wirtschaft nehmen und ihre Zinspolitik überdenken.

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2 Kommentare

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  • Elchness
    Elchness

    Die Frage ist : Wäre die Rezession 08-09 nicht gekommen, wenn die FED die Zinsen davor nicht (oder nicht so stark) angehoben hätte?

    Ich denke, die Finanzkrise, und damit auch die Rezession, wäre so oder so gekommen, sie wäre nur vielleicht etwas milder ausgefallen.

    Ausschließlich der FED und ihren Zinserhöhungen die Schuld an Rezessionen zu geben, ist wohl etwas kurz gedacht. Auch wenn es nach der Grafik oben nach einem starken causalen Zusammenhang aussieht.

    15:28 Uhr, 27.09.2018
  • Max_Berlin
    Max_Berlin

    die sinnlose Religion Zentralbank muss erhalten bleiben, sonnst wären sie sinnlos und der Markt wäre frei und könnte sich selbst bereinigen..

    Aber zuviele Menschen profitieren an diesen Entscheidungen... Politiker, Lobbys, Banker

    ceo's cfo's Aufsichtsräte (gleich Politiker) ...

    "würden die menschen das geldsystem verstehen hätten wir eine revolution noch vor morgen früh"

    "Woodrow Wilson: " Ich hab unbeabsichtigt mein Land ruiniert.

    - Eine große Nation wird nun durch das Kreditsystem kontrolliert, in den Händen weniger. Wir sind keine Regierung der freien Meinung, der Wahlmehrheiten, sondern eine ,

    - die von einer kleinen Gruppe mächtiger Männer kontrolliert wird".-

    13:08 Uhr, 27.09.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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