Kommentar
06:02 Uhr, 25.11.2016

Der Bullenmarkt endet 2017!

Jubelnd in den Abgrund – so lässt sich die Lage am Aktienmarkt derzeit am besten beschreiben. Die Party steht vor dem Ende.

Die Party ist noch nicht vorbei. Eine Flasche Champagner steht noch herum. Man kann jedoch förmlich spüren, wie sich der Korken bereits löst. Ist die Flasche erst geöffnet, dann geht es schnell und die ersten Gäste verlassen die Party.

Am Aktienmarkt wird gefeiert, das steht außer Frage, aber wieso eigentlich? Was hat sich fundamental geändert, was diesen Rausch rechtfertigen würde? Eigentlich hat sich nur eine Sache geändert, und die ist negativ. Während das Wachstum immer noch moderat ist, steigen die Zinsen in der Erwartung einer höheren Inflation. Was sich geändert hat, sind die Inflationsaussichten.

In den letzten Jahren wurde jedem durch die Notenbanken eingebläut, dass Inflation gut ist. Inzwischen glaubt jeder daran, auch der Markt. In der Praxis hat sich das noch nie bestätigt. Man kann sogar mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass Inflation für den Aktienmarkt höchst problematisch ist.

Bis das die Masse der Anleger erkennt, wird es noch eine Weile dauern. Wie lange diese Weile ist, kann man nicht sagen. Die Wahrscheinlichkeit für ein Ende des Bullenmarktes im kommenden Jahr ist jedoch gehörig gestiegen. Angedeutet wird dies durch einen Rekord.

Die US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen in der vergangenen Woche auf ein Rekordtief von 235.000. Das ist der tiefste Wert seit über 40 Jahren. Bedenkt man nun noch, dass die Bevölkerung seit dem letzten Rekord um ein Drittel gestiegen ist, dann handelt es sich bei den 235.000 bevölkerungsgewichtet um einen absoluten Rekordstand.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung über die letzten Jahrzehnte. Die Erstanträge – das sieht man deutlich – sind zuletzt regelrecht eingebrochen. Das scheint auf den ersten Blick eine großartige Entwicklung zu sein. Auf den zweiten Blick ist sie es nicht. Das zeigt der Vergleich zur Inflation.

Inflation und Erstanträge laufen parallel. Fallen die Erstanträge, dann fällt auch die Inflation. Dieser Zusammenhang gilt mit einer gewissen Einschränkung. Die Inflationsrate läuft der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt um ungefähr ein Jahr voraus. Die Inflationsrate erlebt gerade ein Comeback, nachdem der Effekt sinkender Rohstoffpreise abebbt. Der Logik zufolge dürften die Erstanträge also spätestens in einem Jahr wieder deutlich zu steigen beginnen.

Die Erstanträge sind ein exzellenter Maßstab, um die Entwicklung des Aktienmarktes zu beurteilen. Grafik 2 zeigt den Vergleich der Erstanträge und des S&P 500. Erreichten die Erstanträge ein zyklisches Tief, dann befand sich der Aktienmarkt nahe seiner zyklischen Hochs. Dieser Zusammenhang gilt fast ausnahmslos. Bisher einzige Ausnahme war der Wechsel von den 80er zu den 90er Jahren. Die Erstanträge stiegen, doch der Aktienmarkt fiel nicht.

Der Aktienmarkt lässt sich auch direkt mit der Inflation vergleichen (Grafik 3). Ein rascher Inflationsanstieg deutete bisher zuverlässig Trendwenden an. Die Inflation steigt dabei zunächst parallel zum Aktienmarkt. Der Aktienmarkt beginnt danach zu fallen, während die Inflation noch eine Zeit lang weiter ansteigt. Die Tiefs werden wieder größtenteils gleichzeitig erreicht.

Die Sache lässt sich einfach zusammenfassen: der US-Arbeitsmarkt beginnt sich zu überhitzen. Das sorgt für einen Inflationsanstieg. Inflation wiederum führt zu geringeren Margen bei Unternehmen, die in der Folge weniger investieren und Personal abbauen, um die Margen irgendwie zu retten. Gleichzeitig steigen die Zinsen, was Konsum und Investitionen nicht gerade begünstigt. Die Tage des Bullenmarktes sind gezählt.

Wir befinden uns zeitlich am Anfang der Übertreibung. Ein Jahr lang können Aktien noch steigen und neue, signifikante Allzeithochs erreichen. Danach dürfte Schluss sein. Der Bullenmarkt wird bald 8 Jahre alt. Den neunten Geburtstag wird er höchstwahrscheinlich nicht mehr erleben.

Clemens Schmale

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30 Kommentare

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  • Zukunft21
    Zukunft21

    Herr Schmale ein riesen Kompliment meiner Seits,

    Ihren Ausführungen ist nichts mehr hin zu zufügen.

    Lese Ihre Kommentare immer wieder gerne denn dies sind die einzigen Komentare hier die ich für ernst nehme denn sie sind unterlegt mit Wahrheiten und Tatsachen.

    Wie lange dieses treiben noch anhält ist einzig und alleine die Frage die wir uns stellen sollten (müssen), denn der Wahnsinn was die EZB zum beispiel macht mit ihrer Zinspolitik wird uns schon in den Abgrund reißen ist aberwitzig mit welchen Summen hier versucht wird das Rad am laufen zu halten doch früh oder später wird es untergehen und wir zahlen alle die Rechnung dieser Machenschaften der Notenbanken.

    Wären die Notenbanken nicht am Drücker währe schon sehr lange Landunter ist also nur erkaufte Zeit bis zum Niedergang so meine Meinung.

    Der gesunde Menschenverstand sagt dies hat nichts mehr mit Realität zu tun !!

    Weiter so !

    16:28 Uhr, 25.11.2016
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    einfach mal alle Weihnachtseinkäufe ausfallen und den konsumterror sein lassen, das System ist in ein paar Monaten tot.

    es kann nicht behauptet werden, man ist dem ganzen treiben wehrlos ausgeliefert. als freier mensch kann ich noch jede menge Entscheidungen selbst treffen.

    15:31 Uhr, 25.11.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Marco Soda
    Marco Soda

    was sagt uns das ?? die meisten habe 2 Jobs um über die runden zukommen

    Die US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen in der vergangenen Woche auf ein Rekordtief von 235.000. Das ist der tiefste Wert seit über 40 Jahren. Bedenkt man nun noch, dass die Bevölkerung seit dem letzten Rekord um ein Drittel gestiegen ist, dann handelt es sich bei den 235.000 bevölkerungsgewichtet um einen absoluten Rekordstand.

    12:03 Uhr, 25.11.2016
  • motörhead
    motörhead

    Hallo Herr Schmale,

    sehr interessanter Beitrag. Danke. Zitat:" Man kann sogar mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass Inflation für den Aktienmarkt höchst problematisch ist." Könnten Sie vielleicht noch den Zusammenhang zwischen der Inflation und dem Aktienmarkt, speziell in Dtld. der Jahre 1920-1923, erklären? Vielen Dank.

    http://www.goldseitenblog.com/daniel_haase/index.p...

    11:34 Uhr, 25.11.2016
  • Introspective
    Introspective

    Schaut man sich nur einmal die Performance im DAX seit vielen Jahren an,so darf mit absoluter Sicherheit gesagt werden-welche Party???

    Und vom Eurostoxx ganz zu schweigen.Party???

    09:06 Uhr, 25.11.2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • tommess
    tommess

    Grundsätzlich ein interessanter Artikel.

    ABER:

    "Fallen die Erstanträge, dann fällt auch die Inflation. ... Die Inflationsrate läuft der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt um ungefähr ein Jahr voraus."

    Finde den widersprüchlichen Fehler :-)

    Auf meinem Bildschirm fällt Blau zuerst oder zumindest gleichzeitig mit Orange.

    08:58 Uhr, 25.11.2016
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Herr Schmale, sehr interessante und logische Sichtweise! Das Problem ist nur dass man sich in diesen Tagen nicht mehr auf alte Logik verlassen kann. Notenbanken werden alles tun um den Kollaps hinauszuzögern. =)

    Ich denke in zwei Szenarien:

    1) nächstes Jahr ist eine leichte bis mittlere Korrektur möglich (50%) Diese wird jedoch sofort gekontert und wird zu einer weltweiten Megarally und totalen Übertreibung führen.

    2)oder es wird mittel bis ordentlich korregiert und der Aktienmarkt kommt in den kommenden Jahren nicht vom Fleck.

    08:56 Uhr, 25.11.2016
  • Introspective
    Introspective

    Überlegt einmal selbst:hat man in den letzten-ich begrenze es einmal auf 12 Monate-mehr Artikel und Überschriften gelesen a la DOW steigt auf 30000 Punkten,oder mehr warnende Stimmen a la die Party ist langsam vorbei bzw.der Crash steht vor der Tür gelesen?.Für meinen Teil ist die Antwort glasklar.Und solange das so ist wird es keine wirklichen Crash´s oder sonstige wirkliche dramatische Wendungen geben.

    Armstrong war 2015 "dran",2016 Jadeja und für 2017 der Nächste bitte...

    Hier nocheinmal Jadeja für 2016

    http://www.businessinsider.de/crash-prophet-lag-ri...

    Ich kann nur sagen,wer nicht dabei ist/war ist selber Schuld.

    08:54 Uhr, 25.11.2016
    1 Antwort anzeigen
  • backstage
    backstage

    Interessante Makro-Analyse. Vielen Dank, Herr Schmale.

    Finanztechnisch kann man Aktien ja auch als Anleihen mit unendlicher Laufzeit (perpetuals) und mit ungewissen Couponzahlungen ansehen - also auf jeden Fall Instrumente mit sehr hoher Duration. Dann wird sofort klar, daß derartige Finanzinstrumente fallen sollten in einem Umfeld steigender Zinsen - der NPV (net present value) der zukünftigen Couponzahlungen sinkt halt zwangsläufig bei steigendem Zinsfuß. Und Steigerungen des Gewinns pro Aktie werden bei steigenden Zinsen ja für die Mehrzahl der Unternehmen (außer financials) ja auch nicht gerade leichter... Aktien werden also von mehreren Seiten in die Zange genommen...

    08:22 Uhr, 25.11.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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