Der Brexit kommt in der Variante, die keiner wollte
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Würde heute noch einmal über den Brexit abgestimmt, sähe das Ergebnis wahrscheinlich anders aus. Umfragen zeigen, dass 6 % mehr Stimmberechtigte für den Verbleib in der EU sind. Das Wahlergebnis wäre damit relativ klar. Es war aber eigentlich auch vor dem Referendum klar. Am Ende kam es aber zur Überraschung. Obwohl Umfragen den Befürwortern einen Sieg zutrauten, wurde dagegen gestimmt.
So mancher fordert nun eine neue Abstimmung. Persönlich halte ich das für unsinnig. So kurz vor dem eigentlichen Austritt kochen die Emotionen hoch und das Wahlergebnis wäre mehr ein emotionales als ein vernünftiges. Aus Angst, dass mit dem Austritt doch nicht alles besser wird, könnte gegen den Austritt gestimmt werden. Es wäre also nicht wirklich fair, die Bevölkerung unter diesen Umständen abstimmen zu lassen.
Andererseits ist auch das Demokratie. Nicht immer kommt das dabei heraus, was am Ende vielleicht doch besser gewesen wäre. Eigentlich bräuchten wir mehr davon. Nur dann, wenn Wähler merken, dass ihre Entscheidung reale Folgen hat, wird auch vor der Wahl überlegt, wo man sein Kreuz macht.
Mit Wahlen, die alle 4-5 Jahre stattfinden, trägt man praktisch keine Verantwortung. Insofern fällt es auch leichter,rein aus der Emotion heraus zu wählen und weniger aus fundierten Überlegungen heraus.
Wie dem auch sei, der No-Deal-Brexit kommt näher. Politiker und Unternehmen werden immer nervöser, denn keiner weiß so recht, was eigentlich geschieht, wenn kein Deal erreicht wird. Einige Unternehmen bereiten sich vor, indem sie noch schnell ein Büro in einem EU-Land eröffnen. Andere, wie die RBS Bank, macht schon einmal Rückstellungen für alle möglichen Risiken.
Die Stimmung ist dabei gar nicht so schlecht (Grafik 2). Vor allem in der Industrie ist die Stimmung noch passabel, obwohl man von Horrormeldungen überschüttet wird. Am Ende wird vielleicht auch der No-Deal Brexit nicht so schlimm. Wir wissen es einfach nicht.
Es bleibt uns allen zu wünschen, dass es besser kommt als gedacht. Der Handel zwischen Großbritannien und der EU liegt bei über 500 Mrd. Pfund, wobei Großbritannien mehr importiert als exportiert (Grafik 3).
Das Handelsvolumen bricht nicht notwendigerweise sofort ein. Gibt es jedoch keinen Deal, kann es zu Engpässen kommen, bis die Lage geklärt und die Prozesse eingerichtet sind. Einige Firmen horten daher schon einmal Vorräte.
Reibungslos wird es jedenfalls nicht über die Bühne gehen. Langfristig mag das irrelevant sein. Kurzfristig ist es für Europa, in dem die Wirtschaft generell wieder lahmt, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen kann. Noch ist ein klein wenig Zeit und man kann nur hoffen, dass sich die Politiker auf beiden Seiten zusammenreißen, um einen Deal zu finden.
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