Kommentar
07:16 Uhr, 02.11.2018

Der Brexit kommt in der Variante, die keiner wollte

Wirklich begeistert ist vom Brexit inzwischen niemand mehr. Trotzdem kommt er. Man kann nur beten, dass es kein No-Deal Brexit wird.

Würde heute noch einmal über den Brexit abgestimmt, sähe das Ergebnis wahrscheinlich anders aus. Umfragen zeigen, dass 6 % mehr Stimmberechtigte für den Verbleib in der EU sind. Das Wahlergebnis wäre damit relativ klar. Es war aber eigentlich auch vor dem Referendum klar. Am Ende kam es aber zur Überraschung. Obwohl Umfragen den Befürwortern einen Sieg zutrauten, wurde dagegen gestimmt.

So mancher fordert nun eine neue Abstimmung. Persönlich halte ich das für unsinnig. So kurz vor dem eigentlichen Austritt kochen die Emotionen hoch und das Wahlergebnis wäre mehr ein emotionales als ein vernünftiges. Aus Angst, dass mit dem Austritt doch nicht alles besser wird, könnte gegen den Austritt gestimmt werden. Es wäre also nicht wirklich fair, die Bevölkerung unter diesen Umständen abstimmen zu lassen.

Andererseits ist auch das Demokratie. Nicht immer kommt das dabei heraus, was am Ende vielleicht doch besser gewesen wäre. Eigentlich bräuchten wir mehr davon. Nur dann, wenn Wähler merken, dass ihre Entscheidung reale Folgen hat, wird auch vor der Wahl überlegt, wo man sein Kreuz macht.

Mit Wahlen, die alle 4-5 Jahre stattfinden, trägt man praktisch keine Verantwortung. Insofern fällt es auch leichter,rein aus der Emotion heraus zu wählen und weniger aus fundierten Überlegungen heraus.

Wie dem auch sei, der No-Deal-Brexit kommt näher. Politiker und Unternehmen werden immer nervöser, denn keiner weiß so recht, was eigentlich geschieht, wenn kein Deal erreicht wird. Einige Unternehmen bereiten sich vor, indem sie noch schnell ein Büro in einem EU-Land eröffnen. Andere, wie die RBS Bank, macht schon einmal Rückstellungen für alle möglichen Risiken.

Die Stimmung ist dabei gar nicht so schlecht (Grafik 2). Vor allem in der Industrie ist die Stimmung noch passabel, obwohl man von Horrormeldungen überschüttet wird. Am Ende wird vielleicht auch der No-Deal Brexit nicht so schlimm. Wir wissen es einfach nicht.

Es bleibt uns allen zu wünschen, dass es besser kommt als gedacht. Der Handel zwischen Großbritannien und der EU liegt bei über 500 Mrd. Pfund, wobei Großbritannien mehr importiert als exportiert (Grafik 3).

Das Handelsvolumen bricht nicht notwendigerweise sofort ein. Gibt es jedoch keinen Deal, kann es zu Engpässen kommen, bis die Lage geklärt und die Prozesse eingerichtet sind. Einige Firmen horten daher schon einmal Vorräte.


Reibungslos wird es jedenfalls nicht über die Bühne gehen. Langfristig mag das irrelevant sein. Kurzfristig ist es für Europa, in dem die Wirtschaft generell wieder lahmt, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen kann. Noch ist ein klein wenig Zeit und man kann nur hoffen, dass sich die Politiker auf beiden Seiten zusammenreißen, um einen Deal zu finden.

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten