Kommentar
12:45 Uhr, 21.01.2019

Der Beweis: Quantitative Tightening ist schlecht für Aktien

Die US-Notenbank entzieht dem Markt Geld. Das kann nur schlecht sein. Was viele nur vermuten, kann man sogar „beweisen.“

Persönlich bin ich ja der Meinung, dass sich der Markt wegen Quantitative Tightening (QT) nicht so anstellen soll. Ja, die Notenbank entzieht dem Markt Geld. Zuvor hat sie ihn aber geflutet. Das führte dazu, dass das Geld als Überschussreserven der Banken wieder auf dem Konto der Notenbank landete. Solange lediglich diese Reserven abgebaut werden, wird dem Markt effektiv kein einziger Dollar Geld entzogen.

Nun gibt es bei dieser Sichtweise ein Problem. Betrachtet man die Performance des Aktienmarktes und das Ausmaß von QE, muss man nicht lange suchen, um einen Zusammenhang zu finden. Grafik 1 zeigt dazu die Performance des S&P 500 auf Jahressicht. Parallel dazu findet sich die Nettoausgabe von Staatsanleihen.

Die Nettoausgabe ist das Volumen an Anleihen, die neu ausgegeben wurden, abzüglich des Volumens, welches die Notenbank kaufte bzw. jetzt wieder auf den Markt wirft. Generell ist die Nettoausgabe positiv. Das heißt, der Staat gibt mehr neue Anleihen aus als die Notenbank aufkauft.


Die Notenbank hat für feste Beträge pro Monat Anleihen erworben. Der Staat hingegen ändert die Menge, die er monatlich ausgibt, recht dramatisch. Daher ergeben sich starke Schwankungen. Die Tendenz und der parallele Verlauf werden aber auch ohne Glättung recht offensichtlich.

Die Sache scheint auf der Hand zu liegen. QE war gut, QT ist schlecht. Aber wie sagt man so schön: traue keiner Analyse, die du nicht selbst erstellt hast. Das bringt mich zu einer anderen Darstellung (Grafik 2). Hier sind nicht nur Anleihen mit einer Laufzeit von 2 Jahren und mehr berücksichtigt, sondern auch Treasury Bills mit einer Laufzeit bis 12 Monate. Hier wird dem Markt bereits seit Sommer 2014 Geld entzogen. Der Markt konnte trotzdem steigen.

Noch ein bisschen undeutlicher wird es, wenn man das staatliche Defizit mit dem Markt vergleicht (Grafik 3). Der Zusammenhang wird noch etwas unklarer. Die Situation ist seit 2014 unterm Strich unverändert. Damals hat allerdings niemand von QT und dessen Schädlichkeit gesprochen. Heute soll das plötzlich anders sein.

Das passt nicht zusammen. Man kann durchaus feststellen, dass der Markt zur Zeit von QE immer dann stieg, wenn die Notenbank kräftig Anleihen kaufte. Hörte sie auf, kam es zu einer Korrektur. Meiner Meinung nach liegt das allerdings nicht daran, dass viel mehr Geld vorhanden war.

Die Zinsen von Anleihen sollten eigentlich sinken, wenn die Notenbank diese aufkauft. In den USA war genau das Gegenteil der Fall. Die Renditen stiegen. Das ist einfach Ausdruck der Risikobereitschaft. Unter QE waren Anleger risikofreudiger und verkauften sichere Anleihen, um volatile Aktien zu kaufen.

Liquiditätsentzug ist auf Dauer schädlich, wenn Geld wirklich knapp wird. Das ist momentan nicht der Fall. Man darf zudem nicht vergessen, dass die Schulden des Staates das Vermögen eines anderen sind.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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