Kommentar
16:19 Uhr, 27.04.2021

Der Aktienmarkt ist so stark wie seit 2009 nicht mehr

Wer daran glaubt, dass wir erst am Beginn eines Bullenmarktes wie 2009 stehen, bekommt gerade gute Argumente.

Bevor ich auf die schier unglaubliche Stärke des Marktes eingehe, lohnt ein Blick auf das, was in den vergangenen zwei Wochen geschehen ist. Der Markt korrigiert und keiner bekam es mit. Die Marktbreite baute sich im April sukzessive ab.Der Anteil an Aktien im Nasdaq 100, die über der 50-Tage-Linie notierten, fiel von 88 % auf 71 %. Der Markt selbst blieb stabil. Solche Divergenzen führen häufig zu Korrekturen. Man konnte eine Korrektur erwarten. Die Korrektur, zumindest bei den Kursständen der Indizes, kam nicht. In der vergangenen Woche erholte sich die Marktbreite sogar wieder und das bei allen drei der wichtigen US-Indizes (S&P 500, Nasdaq, Russell 2000). Bei den Small Caps (Russell 2000) und Nasdaq gab es eine Divergenz zwischen Marktbreite und Kursen. Nur der S&P 500 behielt eine sehr hohe Marktbreite. Inzwischen sind der Nasdaq 100 und S&P 500 wieder im grünen Bereich.


Man kann das auf zwei Arten interpretieren. Entweder interpretiert man es so, dass die Marktbreite rechtzeitig vor der Korrektur wieder zugenommen hat oder dass der Markt eine Korrektur „heimlich“ vorgenommen hat. Viele Aktien haben korrigiert. Sonst wären sie nicht unter ihre 50-Tagelinie gerutscht. Bemerkt hat man es bei den Indizes jedoch nicht. Das ist vor allem den Schwergewichten in den Indizes zu verdanken.

Aktuell ist der Markt kurzfristig, gemessen am Prozentsatz an Aktien oberhalb der 50-Tage-Linie, jedenfalls wieder robust. Mittelfristig, gemessen an der 200-Tage-Linie, erreichte der S&P 500 eine Marktbreite wie zuletzt 2009 (Grafik 3). Damals begann der Bullenmarkt erst.

Viele Anleger sind sich unsicher, ob wir erst am Anfang einer Bewegung stehen, die wie nach dem Tief im März 2009 noch jahrelang anhalten wird oder ob wir uns bereits am Ende eines Bullenmarktes befinden. Auch professionelle Anleger rätseln darüber. Fondsmanager tendieren dazu, den Markt am Ende eines Bullenmarktes zu verorten.

Persönlich halte ich es für zu früh, um eine Aussage zu machen. Im Sommer und Herbst kann mit einer Marktschwäche gerechnet werden. Das hat viele Gründe. Das Wirtschaftswachstum wird sich in den USA bald wieder abschwächen. Das belastet Aktien. Auch eine sehr hohe Marktbreite ist keine Garantie für steigende Kurse. Kurz bevor der Markt 2010 korrigierte, war die Marktbreite ebenfalls über 90 %. Extremwerte können ein Kontraindikator sein.

Persönlich favorisiere ich daher auf Sicht der nächsten Wochen weiter steigende Kurse. Im Sommer oder Herbst ist eine ernstzunehmende Korrektur wahrscheinlich. Eine Trendwende ist das nicht, auch wenn sie viele bereits erwarten. Ohne einen neuen wirtschaftlichen Schock hat der Bullenmarkt noch viele Jahre vor sich.

Clemens Schmale


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  • MC500
    MC500

    ...komisch. Zuletzt hatten Sie mehrfach betont, dass wir vor einem Jahrzehnt niedriger Aktienrenditen stünden, weil alles schon so teuer und nicht mehr viel zu erwarten ist!? 🤔

    19:15 Uhr, 27.04.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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