Kommentar
16:52 Uhr, 05.08.2021

Der Aktienmarkt hat es schwerer als die Wirtschaft

Die Wirtschaft in Deutschland brummt. Gerade erreichte der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen ein Rekordhoch. Was für Aktien gut klingt, muss aber nicht gut sein.

Analysten und Börsenkommentatoren heben gerne die Bedeutung aktueller Daten hervor. Viele Kursbewegungen werden diesen Daten zugeschrieben. Dabei weiß eigentlich jeder, dass die Börse die Zukunft handelt. Die meisten Wirtschaftsdaten wir Wirtschaftswachstum, Inflation oder Einkaufsmanagerindizes blicken in die Vergangenheit. Diese Daten sind trotzdem von Bedeutung und zwar dann, wenn sie für Überraschungen sorgen. Anleger bilden sich im Vorfeld eine Meinung. Weichen die Daten erheblich von der Erwartung ab, ist das neue Information und kann für die Kurse mittelfristige Relevanz haben. Ein Großteil der Daten ist jedoch so wie erwartet. Der Informationsgehalt ist praktisch Null. Niemand sollte ein Investment tätigen, weil die Daten in diesem Moment gut sind. Das ist bereits eingepreist. Was zählt, ist die zukünftige Entwicklung. Diese sieht für die Wirtschaft solide aus. Viel besser als jetzt kann es zwar kaum noch werden, doch je länger das hohe Niveau an Aktivität und Wachstum gehalten werden kann, desto besser.

Derzeit darf man erwarten, dass die Aktivität bis Anfang 2022 hoch bleibt. Das lässt sich zumindest erwarten, wenn man auf die Entwicklung der Geldmenge M1 blickt (Grafik 1). Das Geldmengenwachstum geht dem Geschäftsklimaindex voraus. Dieser wiederum ist ein guter Indikator für den Zustand der Wirtschaft und dafür wie schnell diese wächst.


Das Geldmengenwachstum geht der realwirtschaftlichen Entwicklung ca. ein Jahr voraus. Das höchste Wachstum wurde im Februar 2021 erreicht. Verschiebt man dieses Datum ein Jahr nach vorne, sollte die Realwirtschaft also bis Februar 2022 sehr gut laufen. Spätestens danach ist mit einer deutlichen Abkühlung zu rechnen.

Um die Wirtschaft muss man sich kurzfristig keine Sorgen machen. Das gilt nicht automatisch auch für die Börse. Die Börse blickt sechs Monate in die Zukunft. In sechs Monaten (Februar 2022) erreicht die Wirtschaft aller Voraussicht nach einen Umkehrpunkt. Die Börse müsste also demnächst darauf reagieren.

Das Geldmengenwachstum geht den Kursen um sechs Monate voraus (Grafik 2). In diesem Monat wird das höchste Wachstum erreicht. Tatsächlich hat sich der Aufwärtstrend von Aktien bereits im Vormonat verlangsamt. Bis September ist gegenüber dem Vorjahr sogar nur noch eine Steigerung von 15 % zu erwarten.


Damit dieser Wert erreicht wird, müsste der Euro Stoxx sogar fallen und zwar um mehr als 10 %. Das alles ist natürlich keine exakte Wissenschaft. Die Umstände ändern sich zudem regelmäßig. Viele hängt vom Verlauf der Pandemie ab und davon wie die Politik darauf reagiert. Tendenziell ist der Aktienmarkt jedoch weiter gelaufen als es die wirtschaftliche Entwicklung rechtfertigt.

Für die Wirtschaft ist noch monatelang Boom angesagt, sofern steigend Covid-Fallzahlen nicht wieder zu Einschränkungen führen. Für die Börse muss das nicht gelten, denn diese blickt sechs Monate in die Zukunft und spätestens in sechs Monaten ist in der Eurozone ein wirtschaftlicher Trendwechsel nach unten zu erwarten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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