DELIVERY HERO - Großaktionäre fordern raschen Kurswechsel

• Delivery Hero SE - WKN: A2E4K4 - ISIN: DE000A2E4K43 - Kurs: 17,540 € (XETRA)

Innerhalb eines Jahres verlor das Papier mehr als 50 % an Wert. Damit rückt erneut die Frage nach der Zukunft des international zersplitterten Geschäftsmodells in den Mittelpunkt, das trotz Wachstum bislang nicht die erhoffte Profitabilität erreicht.

Aktionäre erhöhen den Druck

Besonders deutlich positioniert sich Aspex Management aus Hongkong, mit mehr als 5 % zweitgrößter Delivery-Hero-Aktionär. Zusammen mit Broad Peak Investment Advisers, PSquared Asset Management und mindestens einem großen US-Investor fordert der Fonds eine strategische Überprüfung, die auch die Option eines Teil- oder Komplettverkaufs einschließt, berichtete Bloomberg am gestrigen Abend. Aus ihrer Sicht sei die Konsolidierung der Branche weit fortgeschritten, während Delivery Hero bei der Straffung seiner verlustreichen Beteiligungen zu langsam vorankomme. Frühere Verkaufsversuche, darunter der geplatzte Deal zur Abgabe des Taiwan-Geschäfts an Uber, haben diese Zweifel verstärkt.

Nach deutschem Recht können unzufriedene Aktionäre mit mehr als 5 % der Stimmrechte eine außerordentliche Hauptversammlung erzwingen und dem Management die Unterstützung entziehen. Auch wenn ein solcher Schritt überwiegend symbolischen Charakter hat, würde ein verlorenes Vertrauensvotum das Führungsteam empfindlich treffen.

Attraktive Assets, begrenzte Zeit

Im Zentrum der Debatte steht insbesondere das Korea-Geschäft Baedal Minjok, der führende Lieferdienst des Landes und einer der wenigen echten Ergebnisbringer im Portfolio. Branchenkenner halten das Asset für hochattraktiv, sollte es offiziell zum Verkauf stehen. Als mögliche Interessenten gelten Meituan aus China, Singapurs Grab oder auch Uber, die ihre Marktposition in Asien ausbauen wollen. Der Wert einzelner Sparten könnte dabei weit über dem derzeitigen Börsenwert des Gesamtkonzerns liegen, was den Druck der Investoren weiter erhöht.

Zusätzliche Spannung entsteht durch den größten Aktionär Prosus, der seine Beteiligung von 27,4 % bis 2026 deutlich reduzieren muss, um kartellrechtliche Risiken zu verringern. Die Aussicht auf erhebliche Paketverkäufe verstärkt die Unsicherheit am Markt.

Auch aus dem Mittleren Osten mehrt sich Kritik. Der in Dubai ansässige Vermögensverwalter Ajeej Capital, der sowohl bei Delivery Hero als auch bei der börsennotierten Tochter Talabat investiert ist, sieht eine eklatante Lücke zwischen der operativen Stärke und der schwachen Bewertung. Talabat betont offiziell eine robuste Governance und nachhaltiges Wachstum, doch auch hier drängen Investoren auf klarere strategische Prioritäten.

Fazit: Der Vorstand schweigt zunächst zu den jüngsten Vorstößen seiner Großaktionäre. Hinter den Kulissen aber nimmt der Druck wohl massiv zu, denn der globale Markt für Essenslieferdienste hat sich nach Jahren des Wachstums verlangsamt. Kapital ist teurer geworden. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann Delivery Hero liefert, was die Investoren fordern.

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