Analyse
09:30 Uhr, 30.08.2023

DELIVERY HERO - 832 Mio. EUR Verlust im ersten Halbjahr

Ich versuche es mal mit einer etwas anderen Überschrift. Während man allerorten davon liest, dass Delivery Hero den „Turnaround“ gepackt habe und ein positives, bereinigtes EBITDA von 9,2 Mio. EUR im ersten Halbjahr ausweisen kann, schaue ich, was unter dem Strich hängen bleibt.

Erwähnte Instrumente

  • Delivery Hero SE
    ISIN: DE000A2E4K43Kopiert
    Kursstand: 35,760 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Delivery Hero SE - WKN: A2E4K4 - ISIN: DE000A2E4K43 - Kurs: 35,760 € (XETRA)

Der Umsatz von Delivery Hero verbesserte sich um 21,3 Prozent auf 5,075 Mrd. EUR. Dieser Anstieg kommt freilich hauptsächlich durch die Übernahme von Glovo zustande.

Verlust deutlich reduziert

Halten wir Delivery Hero zugute, dass der Verlust immerhin deutlich reduziert werden konnte. Die bereinigte EBITDA-Marge auf dem GMV (Gross Merchandise Value) erreicht 0,0 Prozent, nach -1,6 Prozent im Vorjahr.

Mehr als 15 Prozent vom Umsatz hat Delivery Hero für Marketing ausgegeben. Im Vorjahr lag der Wert noch bei über 18 Prozent. Skaleneffekte haben dafür gesorgt, dass die Kosten weniger stark als der Umsatz gestiegen sind. Das ist eindeutig positiv zu werten. Das operative Ergebnis wurde von -1,04 Mrd. EUR auf -461 Mio. EUR verbessert. Netto stehen derweil die genannten 832 Mio. EUR Verlust in den Büchern der Berliner.

Auffällig bei der Segmentbetrachtung: Während in Asien und der MENA-Region operativ Gewinne eingefahren werden, sind die Geschäfte in Amerika und Europa mit hohen Verlusten verbunden. Wenn es also Handlungsbedarf gibt, dann dort. Gut möglich, dass sich Delivery Hero in Weltregionen zurückzieht, in denen man auch profitabel wirtschaften kann. Dieser Prozess wurde ja schon angestoßen. Regulatorische Änderungen sind stets eine Gefahr, gerade in Bezug darauf, wie Delivery Hero die Fahrer zu behandeln hat und welche Löhne man mindestens zahlen muss.

Im Gesamtjahr 2023 will Delivery Hero den Break-even auf Basis des bereinigten EBITDA verteidigen. Die GMV-Marge soll sich auf 1 Prozent im zweiten Halbjahr verbessern. Laut Bilanz verfügte Delivery Hero zuletzt über 2,4 Mrd. EUR an Cash. Die Marktkapitalisierung liegt bei 9,35 Mrd. EUR. Es stehen noch zahlreiche Wandelanleihen aus, die den Börsenwert noch erhöhen werden.

Fazit: Die Bewertung von Delivery Hero scheint weiterhin exorbitant hoch zu sein. Das Wachstum ist organisch sehr schwach, und bis Nettogewinne in den Büchern stehen, könnten noch Jahre vergehen. Für mich ist das im aktuellen Umfeld keine Story, die ich gerne spielen würde. Es gibt zahlreiche Alternativen, beispielsweise Hellofresh, die operativ deutlich weiter sind.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 8,57 10,22 12,03
Ergebnis je Aktie in EUR -11,21 -3,18 -1,28
KGV -3 -11 -28
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,00 0,00
Dividendenrendite 0,00% 0,00% 0,00%

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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