Kommentar
13:35 Uhr, 08.08.2005

Deka erwartet US-Leitzinserhöhung

1. Nächsten Dienstag wird sich der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammenfinden und aller Wahrscheinlichkeit nach die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf ein Niveau von dann 3,50 % erhöhen. Wir erwarten für Ende 2005 ein Niveau von 4,0 %. Weiteren Zinserhöhungsbedarf zeigt auch unser Prognoseinstrument, der DekaBank-Fed-Indikator an.

Das voraussichtliche Statement

2. Nachdem Alan Greenspan bei seiner turnusmäßigen halbjährlichen Anhörung vor dem US-Kongress im Rahmen der Vorstellung des Monetary Policy Reports die Sicht der Federal Reserve einer robusten Konjunkturdynamik bei gleichzeitig nur verhaltenem Inflationsdruck bestätigt hat, die weitere Leitzinserhöhungen bedinge, erwarten wir nur wenig Änderungen im Statement zum Zinsentscheid.

3. Im letzten Statement vom Juni stand: „The Federal Open Market Committee decided today to raise its target for the federal funds rate by 25 basis points to 3 ¼ percent. The Committee believes that, even after this action, the stance of monetary policy remains accommodative and, coupled with robust underlying growth in productivity, is providing ongoing support to economic activity.“ Dieser Teil des Statements sollte mit Ausnahme des Zinssatzes („3 ½ percent“) unverändert beibehalten werden.

4. “Although energy prices have risen further, the expansion remains firm and labor market conditions continue to improve gradually. Pressures on inflation have stayed elevated, but longer-term inflation expectations remain well contained.“ Auch der Gehalt dieses Teils des Statements sollte im Wesentlichen beibehalten werden.

5. “The Committee perceives that, with appropriate monetary policy action, the upside and downside risks to the attainment of both sustainable growth and price stability should be kept roughly equal.“ Die Risikoeinschätzung sollte beibehalten werden. Die Minutes vom Zinsentscheid im Juni zeigen aber, dass die Inflationsrisiken angesichts der Unsicherheit über zentrale Inflationstreiber implizit vom FOMC stärker gewichtet werden als die Konjunkturrisiken. Die Prognosen der Fed für die Kerninflationsrate des Preisindex der persönlichen Konsumausgaben PCE liegt nach der Revision des FOMC oberhalb unserer Prognosen.

6. “With underlying inflation expected to be contained, the Committee believes that policy accommodation can be removed at a pace that is likely to be measured. Nonetheless, the Committee will respond to changes in economic prospects as needed to fulfill its obligation to maintain price stability.“ Dieser Teil sollte unverändert beibehalten werden.

Der Hintergrund der Zinsentscheidung

7. Die konjunkturelle Expansion ist weiterhin intakt. Getragen wird diese von einer robusten Konsumtätigkeit, sich dynamisch entwickelnden Investitionen und einer starken Exporttätigkeit. Die Stimmungsindikatoren für die Unternehmen wie die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende und das nicht-verarbeitende Gewerbe sind im Juni ebenso gestiegen wie die Laune der Verbraucher. Im Juli legte der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe nochmals deutlich zu. Sorgenkind bleibt die Beschäftigungsentwicklung, die, gemessen an früheren vergleichbaren Konjunkturphasen, weiterhin relativ schwach ist. Umso stärker entwickeln sich allerdings die Arbeitseinkommen, sodass auch zukünftig der private Konsum stabile Zuwächse aufweisen wird.

8. Die Verbraucherpreise in den USA blieben im Juni saisonbereinigt im Monatsvergleich unverändert. Der auf das Jahr hochgerechnete gleitende Sechsmonatsdurchschnitt für die Kernrate des CPI zeigte sich mit 2,2 % schwächer als in den beiden Vormonaten. Der gleitende Sechsmonatsdurchschnitt der Inflationsrate des Trimmed-Mean-CPI lag ebenfalls bei 2,2 %. Der Trimmed-Mean-CPI filtert die monatlichen Extremwerte der Inflationsraten im Warenkorb des CPI heraus und dient damit als Prognoseinstrument für die Kerninflationsrate. Der Inflationstrend stabilisiert sich damit zusehends auf einem für die Fed akzeptablen Niveau. Betrachtet man aber die Haupttreiber der Inflation, die Restaurantpreise und die kalkulatorischen Eigenmieten, so zeigen sich unterschwellige Inflationsrisiken.

9. Die Hauptdiskussionsthemen im FOMC sollten der Zustand des Arbeitsmarktes, die Inflationsrisiken, die Revaluierung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar und das weiterhin sehr niedrige Zinsniveau am langen Ende sein. Was den Zustand des Arbeitsmarktes angeht, so sieht das FOMC die kürzlich erschienene Studie der Fed of Boston, wonach die Arbeitslosenquote unter Einbezug eines in der Zukunft wieder höheren Partizipationsgrades wesentlich höher liegt als aktuell bei 5,0 %, als zu pessimistisch an. Insbesondere vernachlässige diese Studie strukturelle Veränderungen am Arbeitsmarkt. Hier wird sicher größerer Diskussionsbedarf zwischen dem Vertreter der Fed of Boston und den anderen Mitgliedern des FOMC herrschen. Was die Inflationsrisiken angeht, so sollte das Augenmerk hier auf der Entwicklung der Lohnstückkosten, der Preissetzungsmacht der Unternehmen und der Produktivitätsentwicklung liegen.

10. Ein Dauerthema im FOMC ist sicher das extrem niedrige Zinsniveau am langen Ende mit den entsprechenden Auswirkungen auf den überhitzten US-Immobilienmarkt. In diesem Zusammenhang hat die chinesische Notenbank kürzlich mit der Revaluierung des Yuan gegenüber dem US-Dollar einen ersten – wenn auch eher symbolischen – Schritt in Richtung der Auflösung der globalen Ungleichgewichte begonnen, indem sie die Bindung des Renminbi (CNY) an den USD aufgehoben hat. Von nun an ist der CNY an einen Währungskorb gebunden, dessen Zusammensetzung nicht bekannt gemacht wird. Dieser Re-Peg des CNY wurde mit einer Aufwertung gegenüber dem USD um 2,1 % verbunden. Die Aufwertung ist maßvoll, ihre Auswirkung auf die US-Realwirtschaft und die Kapitalmärkte sollte begrenzt bleiben. Denn die Zentralbanken haben unzweifelhaft aus der Asienkrise Ende der Neunzigerjahre gelernt und werden alles versuchen, die Auflösung der globalen Ungleichgewichte „maßvoll“ und graduell herbeizuführen. Der Re-Peg des Renminbi stellt einen Einstieg in eine flexiblere chinesische Wechselkurspolitik dar, die das FOMC zu Diskussionen über mögliche Herdeneffekte an den Devisenmärkten und die Auswirkungen auf die US-Bondmärkte und die Leistungsbilanz bewegen könnten. Denn die Revaluierung des Renminbi ist quasi als ein Test der These anzusehen, ob das niedrige Zinsniveau am langen Ende des US-Bondmarktes wirklich maßgeblich durch die Ankäufe von US-Bonds durch die asiatischen Notenbank herbeigeführt wurde oder nicht. Sollten die Finanzmärkte darauf spekulieren, dass weitere Revaluierungen seitens der chinesischen Notenbank in der Pipeline sind, könnte dies die Fed zu stärkeren Leitzinserhöhungen zwingen als bisher erwartet.

11. Wir erwarten dass die Fed aufgrund ihres Konjunktur- und Inflationsbildes im weiteren Verlauf des Zinserhöhungszyklus weiter 25-Basispunkteschritte vornehmen wird. Dementsprechend sollte am 20. September eine weitere Zinserhöhung um 25 BP auf ein Niveau von dann 3,75 % erfolgen. Ende 2005 sollte das Leitzinsniveau bei 4,00 % liegen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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