Fundamentale Nachricht
08:55 Uhr, 17.02.2015

DAX: Zuspitzung im griechischen Schuldendrama belastet

Die fortgesetzte Zuspitzung des griechischen Schuldendramas drückt auf die Stimmung am Aktienmarkt. Bisher überwog der Zweckoptimismus, doch das Blatt scheint sich zu wenden. Der Dax dürfte deutlich tiefer starten.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

DAX - Verluste zu erwarten

Die Sitzung der Eurogruppe ist gestern ohne eine Vereinbarung über die Fortsetzung oder die Anpassung des Rettungsprogramms für Griechenland beendet worden. Der griechische Regierungschef Tsipras hat die Forderungen der Eurogruppe als „unlogisch und inakzeptabel“ zurückgewiesen. Eurogruppenchef Dijsselbloem bestand hingegen darauf, dass die griechische Regierung das Sparprogramm bis ins Detail umsetze.

Medienberichten zufolge hat die griechische Regierung ein Ultimatum bis Freitag erhalten, um eine Verlängerung des Rettungsprogramms zu beantragen, das Ende Februar ausläuft. Bisher weigerte sich die griechische Regierung, um eine Verlängerung zu bitten. Stattdessen fordert sie nach den Worten von Finanzminister Varoufakis eine weitreichende Neuverhandlung der Bedingungen. Ohne eine Vereinbarung wird Griechenland keine finanzielle Unterstützung durch die Euro-Partner mehr erhalten. Griechenlands Kassenwart bleibt aber gelassen. Varoufakis zweifelt nicht daran, dass es eine Einigung im Schuldenstreit geben wird. Athen sei bereit, alles zu tun, um eine Einigung in den nächsten Tagen zu erreichen, sagte er am Montag in Brüssel. Die griechische Regierung muss sich in den kommenden Tagen schriftlich erklären, wie sie sich die Zukunft des Hilfsprogramms vorstellt. Es gebe eine gewisse Zuversicht, dass die Griechen etwas liefern werden, heißt es in EU-Kreisen.

Gleichzeitig hat sich die inländische Finanzlage in den letzten Wochen aufgrund geringerer Steuereinkünfte verschlechtert. Zuerst müsste die griechische Regierung auf den Zugriff auf 7,2 Milliarden Euro verzichten. Diese Summe wird seit 2014 durch die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) vorbehaltlich einer Einigung auf die nächsten Schritte gehalten. Nach Einschätzung von JPMorgan wird den griechischen Banken in rund drei Monaten des Geld ausgehen, wenn die Anleger weiterhin Einlagen von rund 2 Milliarden Euro pro Woche abziehen. Bei diesem Tempo hätten die Banken des Landes in 14 Wochen keine Sicherheiten mehr für neue Kredite.

Die fortgesetzte Zuspitzung des griechischen Schuldendramas drückt auf die Stimmung am Aktienmarkt. Bisher überwog der Zweckoptimismus, doch das Blatt scheint sich zu wenden. L&S taxiert den Dax am Morgen 0,73 Prozent tiefer auf 10843 Punkte. Da die Wall Street am Montag feiertagsbedingt geschlossen hatte, gingen von dort keine Impulse aus. Heute treten die US-Börsen jedoch wieder als Taktgeber in Erscheinung.

Der Euro reagiert hingegen erstaunlich gelassen auf das erneute Scheitern der Schuldengespräche mit Griechenland und zeigt sich am Dienstagmorgen stabil. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,1357 Dollar nach 1,1352 Dollar am späten Vorabend.

Die Ölpreise legen im frühen Handel am Dienstag weiter zu. Nach Ansicht von Mohammed Al-Sada, Ölminister des Opec-Landes Katar, gibt es Hinweise auf eine Trendwende am Ölmarkt und die Aussicht auf weiter steigende Preise.

Österreich kritisiert Verschleierungstaktik Griechenlands

Der österreichische Finanzminister Schelling hat der griechischen Regierung vorgeworfen, im Schuldenstreit mit der EU Finanzunterlagen zurückzuhalten. „Athen legt keine Zahlen vor, sondern hält stattdessen einen Vortrag über die eigenen Vorstellungen“, sagte Schelling im Interview mit dem Deutschlandradio. Die griechische Regierung habe nicht verstanden, dass es Rechtsgrundlagen und Spielregeln gebe, die man befolgen müsse.

Abschläge bei Bankenwerten

Vorbörslich geraten wegen der Griechenland-Krise Bankenwerte unter Druck. Gestern hatten Deutsche Bank und Commerzbank noch zu den robusteren Titeln gezählt.

Ostukraine: Brüchige Waffenruhe

Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef Hollande haben sich in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko besorgt über die anhaltende Gewalt in der Ost-Ukraine geäußert, teilte das Büro Hollandes in Paris mit. Regierungseinheiten und Separatisten warfen sich gegenseitig vor, geschossen zu haben. Die brüchige Waffenruhe gefährdet den Friedensplan von Minsk. Ursprünglich sollte heute mit dem Abzug schwerer Waffen begonnen werden.

Europäischer Automarkt setzt Erholungskurs fort

Der europäische Automarkt hat im Januar weiter zugelegt. Der Absatz in der Europäischen Union kletterte um 6,7 Prozent auf 999.157 Fahrzeuge, wie der Branchenverband Acea am Dienstag mitteilte. Damit stieg der Absatz den 17. Monat in Folge.

Air Liquide erhöht Dividende für 2014 um 10 Prozent

Der französische Linde-Konkurrent Air Liquide hat das Gesamtjahr 2014 mit einem Gewinnplus abgeschlossen. Nach Steuern stieg der Gewinn um 1,5 Prozent auf 1,665 Milliarden Euro. Fürs laufende Jahr peilt Air Liquide erneut einen Zuwachs beim Gewinn an. Die Dividende soll um gut zehn Prozent auf 2,55 Euro je Anteilsschein angehoben werden.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten