Kommentar
12:12 Uhr, 03.10.2017

DAX und S&P 500: Totgesagte leben länger

Der September war für Anleger ein Wonnemonat, obwohl es historisch der schwächste Monat im Jahr ist. Was passiert dann erst im vierten Quartal?

Das vierte Quartal ist für gewöhnlich das ertragreichste für Anleger. Zu verdanken haben wir das der Jahresendrally, die Aktien auf den letzten Metern des Jahres noch einmal ein paar Prozentpunkte nach oben schiebt.

Der DAX konnte im September fast 7 % zulegen und der S&P 500 immerhin 2 %. Geht jetzt bis Jahresende nichts schief, haben US-Aktien die Chance auf eine Jahresperformance von mehr als 15 %. Der Dax würde sich dieser Größenordnung anschließen.

Das alles geschieht unter widrigen Umständen. Noch im August sah die Lage richtig düster aus. Unter den DAX-Werten notierten nur noch gut 40 % über ihrer 200-Tageslinie (Grafik 1). Die Lage war also richtig kritisch. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und der DAX wäre in einen Sturzflug übergegangen.

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Die Lage hat sich im September dramatisch aufgehellt. Inzwischen sind wieder knapp 80 % der DAX-Aktien über der 200-Tagelinie. Die Rally des letzten Monats war also solide und marktbreit. Sie wurde vom Großteil der Aktien mitgemacht. Ist das nicht der Fall, hat eine Rally wenig Substanz und wenig Chancen zu überleben.

Historisch wird es für die Rally eng, wenn zwischen 90 % und 100 % der Aktien über der 200-Tagelinie notieren. Das ist praktisch wie mit einem Sentiment-Indikator. Sind alle zu euphorisch, kann es fast nur noch nach unten gehen. Bis es soweit ist, kann der DAX noch ein paar hundert Punkte zulegen.

Die Rettung für den DAX hat durchaus fundamentale Gründe. Über den Sommer störten sich Anleger an einem Euro, der täglich neue mehrjährige Hochs erreichte. Auch wirtschaftlich gab es in den Sommermonaten einen Dämpfer. Jetzt werden die Erwartungen wieder nach oben geschraubt und der Euro setzt seinen Aufwärtstrend erst einmal nicht weiter fort.

Der S&P 500 ist nicht ganz so gesund wie der DAX (Grafik 2). Die Marktbreite ist für das Kursniveau noch immer bescheiden. Die Lage hellt sich derzeit aber wieder auf. Noch gibt es eine klare Divergenz. Die Kurse erreichen neue Hochs, doch die Marktbreie ist seit Jahresanfang im Abwärtstrend.

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Solche Divergenzen lösen sich häufig auf, indem Aktien korrigieren. Das blieb bisher aus und es wird aller Voraussicht nach auch nicht mehr dazu kommen. Zu verdanken haben wir das Trump, der nun bei der Steuerreform endlich Gas gibt.

Streng genommen ist es zwar keine Reform, sondern einfach nur eine Steuersenkungsübung, doch das macht für Anleger keinen Unterschied. Wichtig ist, dass der Unternehmenssteuersatz sinkt. Das kann bei dem einen oder anderen Unternehmen den Gewinn je Aktie um 10 % nach oben springen lassen.

Der Markt hatte die Steuersenkungspläne fast schon abgeschrieben. Unternehmen, die hohe Steuersätze haben, konnten nach Trumps Wahl überproportional zulegen. Diese Outperformance baute sich bis vor kurzem ab. Jetzt geht der Trump-Trade wieder los. Das kann den Markt bis Jahresende über Wasser halten.

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4 Kommentare

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  • Morningstar
    Morningstar

    Fantastisch wie man sich wirklich alles schön reden kann. Also der Euro ist von 1,205 auf 1,175 gefallen was brutal schwach ist und ein ungemeiner Boost für den DAX bedeutet!? Die bereits eingepreiste sagenhafte Steuerreform von Dr. Trump, die sich angeblich selbst trägt (!!), wie der Bau der Mexican Wall wahrscheinlich, trägt ihr übriges bei für unsere fulminante DAX Rally. Dann kommen wir doch mal zu den Themen die offensichtlich bereits abgearbeitet sind. Korea. Katalonien. Was passiert eigentlich mit unseren Target 2 Salden, deren Saldo hauptsächlich von Spanien und Italien verursacht sind, wenn sich Katalonien abspaltet und die spanische ZB de facto ein Existenzproblem hat? Wieviel steht für unsere Bundesbank ca im Feuer? 250 Mrd. Ein Klacks für Herrn Draghi nehm ich an, der es geschafft hat mit seinem Irrsinn, die Rendite von Junk Corporate Bonds unter die der amerikanischen Staatsanleihen zu hieven. Deshalb immer schön weiter trommeln, Aktien müssen steigen, wir pfeifen auf die Bewertungen, Hauptsache es fällt ein Rekord nach dem anderen.

    11:40 Uhr, 04.10.2017
  • BTCETH
    BTCETH

    Trump gibt Gas mit seiner Steuerreform. Und dabei ist noch gar nix von dem was er Versprochen hat umgesetzt! Ja der Euro ist doch immer schulde ober der Dax jetzt steigt oder fällt. Fundamental hat sich gar nichts geändert. Nach wie vor ist die Pumpenkohle von Dragi und co. für die Indexstände Verantwortlich. Wenn ich Sie wäre würde ich mal im Dax nachschauen, wie viele Aktien fundamental bereits massiv überbewertet sind. Oder wollen Sie mir auch noch weiss machen, dass es gut ist, dass die Aktienkurse Doppelt so schnell steigen wie die Unternehmensgewinne. Unglaublich schlecht Ihre Analysen. Wie gesagt, die Daten sind manipuliert von A bis Z.

    12:46 Uhr, 03.10.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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