DAX stabil, mehr aber nicht – Aus schlechten werden wieder gute Nachrichten
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Apple hat eine Marktkapitalisierung von fast zwei Billionen US-Dollar und ist damit doppelt so schwer wie alle 30 Aktien im Deutschen Aktienindex. Im Unterschied zum DAX allerdings konnte die Aktie gestern auf ein neues Allzeithoch steigen. Allein die am gestrigen Handelstag hinzugewonnene Marktkapitalisierung betrug 55 Milliarden Euro, was ungefähr dem aktuellen Börsenwert von Bayer entspricht. Nach einigen Tagen Pause haben die großen fünf Technologiekonzerne Apple, Amazon, Facebook, Microsoft und Alphabet gestern ihre Rückkehr gefeiert. Fast das gesamte Plus im S&P 500 kann durch diese fünf Aktien erklärt werden – mehr als die Hälfte der Aktien im Index notierten dagegen im Minus.
Die Pandemie hat das Verständnis der Anleger, was gute Nachrichten sind, maßgeblich verschoben. Natürlich lagen die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung gestern auf dem tiefsten Stand seit März. Aber es sind immer noch konstant über eine Million Anträge, was dafür spricht, dass die Wirtschaft weit davon entfernt ist, ihr Niveau vor der Pandemie zu erreichen. Hier machen einige die Rechnung auf: Wenn die Daten so schlecht bleiben, dann muss die Regierung mehr Geld zur Verfügung stellen. Schlechte Nachrichten werden damit zu guten Nachrichten, aber nur deshalb, weil die Schulden weiter steigen. Hier findet ein spekulativer Kreislauf statt, der die Aktienkurse immer weiter von den tatsächlichen Fundamentaldaten entfernt.
Der „Weltaktienindex“ MSCI erreichte gestern seinen Stand von Anfang des Jahres und stieg darüber – Weltaktien sind jetzt also im Plus, als hätte der Einbruch der Weltwirtschaft im Zuge der Pandemie nie stattgefunden. Viele Sektoren werden sich auf Jahre nicht mehr auf die Umsatzniveaus erholen, die sie vor der Pandemie gesehen haben, anderen allerdings geht es weitaus besser als zuvor. Durch eine überbordende und renditesuchende Liquidität führt dies nun dazu, dass durchschnittliche Anleger mit einem MSCI-Weltaktien-Portfolio gerade ihre Einstiegskurse vor der Pandemie wiedersehen. Das ist ein entscheidender Moment: Werden sie nun aus Angst vor erneuten Verlusten ihre Aktien verkaufen, weil ihnen der jüngste Anstieg nicht geheuer ist? Dann allerdings stellt sich die Frage, wo die überschüssige Liquidität hingehen soll, die von den Regierungen und Zentralbanken in die Märkte gepumpt wurde.
Vielleicht ist es das Silber, das gestern fast die 30-Dollar-Marke erreichte und damit seit dem März-Tief um rund 150 Prozent teurer geworden ist. Dabei darf man nicht vergessen, dass es sich bei dieser Rally vornehmlich um die Spekulation auf Produktionsausfälle bei Silberminen und dem Recycling bestehenden Silbers handelt, während die Silbernachfrage auf ein Sechsjahrestief einbrechen könnte. Über beide Zahlen besteht sehr viel Unsicherheit, da sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie kaum in Echtzeit ermitteln lässt. Im schlimmsten Fall könnte ein Angebotsdefizit am Ende durch eine stark erhöhte spekulative Silbernachfrage erzeugt werden. Damit wäre die Silber-Rally fast schon eine Art selbst erfüllende Prophezeiung, erzeugt durch Spekulanten, die den Preis zum Selbstzweck nach oben trieben.
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