Kommentar
09:08 Uhr, 10.03.2020

DAX setzt zur Gegenbewegung an – Fallende Ölpreise geben der Geldpolitik mehr Spielraum

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Nach dem Ausverkauf gestern kommt es nun erst einmal zu einer Gegenbewegung an den weltweiten Börsen. Das dürfte allerdings noch keine Trendwende sein, auch wenn man vorläufig feststellen muss, dass zum Beispiel der Deutsche Aktienindex seine Unterstützung bei 10.486 Punkten aus dem Jahr 2016 zunächst bestätigt hat. Die Woche ist noch lang und die fundamentalen Rahmenbedingungen ändern sich rasant.

Für den Moment sind Politik und Notenbanken ein wenig ins Hintertreffen geraten. Die Tatsache, dass die Zinssenkung der Fed in der vergangenen Woche es nicht vermochte, die Stimmung an der Börse zu drehen, sondern sogar mehrheitlich negativ aufgenommen wurde, scheint vielen Zentralbanken eine Lehre zu sein. Sie wollen den Fehler der Fed nicht wiederholen.

Am Ölmarkt ist indes ein Preiskampf entbrannt. Wo Marktteilnehmer sonst immer damit rechnen konnten, dass das Ölkartell OPEC einschreitet, um die Preise zu stabilisieren, regieren jetzt Angebot und Nachfrage am freien Markt. Eine Jahrzehnte alte Regel wird nun verworfen und die Ölmärkte dürften eine Weile volatil bleiben, um sich an die neue Situation anzupassen.

Der nun stark gefallene Ölpreis hat nichts mit der realwirtschaftlichen Entwicklung zu tun und ist auch nicht das Signal einer beginnenden weltweiten wirtschaftlichen Depression. Hier ist ein Kartell zerbrochen, das bislang den Ölpreis manipulierte. Durch die OPEC war Öl in der Vergangenheit viel teurer als es hätte sein müssen. Jetzt aber findet keine Mengenkontrolle mehr statt, der Ölpreis fällt. Das ist eine sehr gute Nachricht für Öl importierende Länder. Die frei verfügbaren Einkommen der Menschen werden gerade in der wirtschaftlich angespannten Zeit des Coronavirus von jetzt auf gleich durch tiefere Tankstellenpreise entlastet. Das ist eine gute Nachricht. Außerdem sinken die Inflationserwartungen. Das gibt den Zentralbanken mehr Spielraum. Das Arsenal an möglichen geldpolitischen Stimuli hat sich durch den gefallenen Ölpreis spürbar erweitert.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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