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13:25 Uhr, 04.08.2015

DAX: Ölpreisverfall setzt EZB und Fed unter Druck

Der DAX lässt gegen Mittag wieder nach und rutscht abermals ins Minus. US-Konjunkturdaten könnten dem Markt am Nachmittag frische Impulse liefern.

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Der DAX konnte sich heute nach einem schwachen Start zwischenzeitlich aufrappeln und ins Plus vordringen. Doch der Ausflug ins positive Terrain war nur von kurzer Dauer. Zuletzt notierte der deutsche Leitindex wieder mit 0,4 Prozent tiefer bei 11.400 Punkten. Die Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte bleibt das entscheidende Argument für Anleger, bei Aktien zuzuschlagen. Doch zeigt sich mit Blick auf die in Summe nicht ganz so überzeugenden Quartalszahlen der hiesigen Unternehmen, dass diese Aussicht auf tönernen Füßen steht. Eine wenig ermutigende Drohung der Ratingagentur S&P an die Adresse der EU sorgt darüber hinaus für Unbehagen. Am heutigen Nachmittag könnten die Auftragseingänge der US-Industrie im Juni weitere Hinweise auf die Verfassung der US-Wirtschaft und damit auch frische Impulse liefern.

Thema des Tages

Der zuletzt rasante Rückgang der Rohölpreise schürt Sorgen vor einer weltweiten Konjunkturabkühlung. Zudem sind die Inflationserwartungen der Notenbanken womöglich bald schon Makulatur. Sowohl die schwache Nachfrage in Fernost als auch die Erwartung eines sich hartnäckig haltenden Überangebots lasten auf den Notierungen. In den vergangenen fünf Wochen ist der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent um fast 20 Prozent gefallen und rutschte zu Beginn der Woche erstmals seit Januar wieder unter 50 Dollar je Barrel. Der Preis für US-Öl brach seit Anfang Juli ebenfalls um fast 20 Prozent ein. Rohstoffexperten der Commerzbank sprechen von einem „rabenschwarzen Handelsauftakt in den August“.

Sorgen über die weitere konjunkturelle Entwicklung in China drücken auf die Ölpreise, zuletzt beschleunigt durch heftige Kurseinbrüche an den Börsen des Landes. Der Großverbraucher China zeige nicht mehr den ungezügelten Appetit nach Rohöl der letzten Jahre, kommentieren die Experten der Helaba.

Die Entwicklung der Ölpreise setzt auch die Europäische Zentralbank unter Handlungsdruck. „Die allgemeine Inflationsrate droht mit Blick auf den jüngsten Rückgang des Ölpreises länger im Bereich der Nullmarke zu bleiben als ursprünglich angenommen“heißt es in einer Einschätzung von HSBC Trinkaus. Und das trotz der Geldflut, die die EZB jeden Monat im Kampf gegen die ihrer Meinung nach zu geringe Teuerung einsetzt. Laut der Commerzbank ist auch die US-Notenbank unter Zugzwang, die auf die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren zusteuert. So gibt es an den Finanzmärkten die Befürchtung, dass die Preisdynamik für eine Zinserhöhung zu schwach ist.

Aktien im Blick

Die Lufthansa-Aktie gibt nach einer "bösen Klatsche" der US-Investmentbank Merrill Lynch 3,3 Prozent ab. Die Analysten haben ihr Anlageurteil um zwei Stufen nach unten revidiert.

Der Autozulieferer Continental erwartet für die zweite Jahreshälfte glänzende Geschäfte und hebt seine Gewinnprognose an. Die Aktie steigt um 4,46 %.

Anders die Lage bei den erfolgsverwöhnten Bayern. BMW hat im vergangenen Quartal einen Gewinnrückgang erlitten, die Anleger zeigen sich zudem von den vorsichtigen Aussagen zum China-Geschäft wenig angetan. Die Aktie sinkt um 2,25 %.

Axel Springers Digitalisierungskurs macht sich immer mehr bezahlt. Der Medienkonzern profitierte im ersten Halbjahr von weiter steigenden Umsatz- und Ergebnisbeiträgen seiner digitalen Aktivitäten. Die Aktie steigt um 6,40 %.

Konjunktur

Die Preise auf der Erzeugerebene in der Eurozone sind im Juni laut Eurostat um 0,1 Prozent zum Vormonat zurückgegangen. Ökonomen hatten mit gleichbleibenden Preisen gerechnet.

Währungen

Der US-Dollar gibt am Dienstagvormittag gegenüber den anderen Hauptwährungen leicht nach. EUR/USD notierte bislang bei 1,0980 im Hoch. Zu stärkeren Kursausschlägen kommt es bei AUD/USD. Das Währungspaar klettert nach starken Wirtschaftsdaten aus Australien und einem unveränderten Zinsentscheid der Reserve Bank of Australia (RBA) um mehr als ein Prozent auf ein knappes Zweiwochenhoch bei 0,7394.

Der Ölpreisverfall lastet weiterhin schwer auf der ölpreissensitiven Norwegerkrone. Im Hoch erreichte USD/NOK am Dienstag 8,2638 – ein Vierwochenhoch. Kaum profitieren konnte die norwegische Valuta von dem überraschend gestiegenen norwegischen Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe.

Rohstoffe

Am Dienstag erholen sich die Preise für die Ölsorten Brent und WTI etwas. Zu vermuten ist eine Gegenbewegung nach einem Einbruch vom Vortag, als die Ölpreise etwa vier Prozent nachgaben. Fachleute nannten mehrere Gründe, darunter das hohe Angebot aus den OPEC-Staaten. Auf der Ölnachfrage wiederum lastet die konjunkturelle Schwäche Chinas sowie zahlreicher weiterer wichtiger Schwellenländer.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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