Kommentar
06:46 Uhr, 04.08.2014

Dax nach unten durchgereicht. Was sagt die Jahresprognose?

Nach dem Abverkauf weltweit kommt Fantasie auf - Fantasie nach unten. Der Dax hat nach dem Ausbruch über 8.000 Punkte bisher noch keinen klassischen Pullback zurück auf das Ausbruchslevel gezeigt. Jetzt könnte es soweit sein.

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Auf kurzfristiger Ebene besteht zunächst die Chance auf einen Anstieg von 9.400 auf 9.600. Im kurzfristigen Bereich ist der Index immerhin überverkauft, steht auf der 200-Tageslinie und schloss Freitag außerhalb der Bollinger Bänder. Mittelfristig dürfte der Rebound kaum Bedeutung haben.

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Der Dax hat nämlich nicht nur ein Problem, sondern gleich mehrere. Auf der einen Seite ist die Korrelation zu den US Indizes recht hoch. Hier wurde verkauft, weil Zinsängste umhergehen. Diese Ängste hatten in der Vergangenheit eine kurze Halbwertszeit. Das wird diesmal nicht anders sein. Ob das Fehlen der Angst bereits reicht, um wieder nach oben durchzuziehen, ist fraglich.

Auf der anderen Seite gesellen sich mehrere andere Themen zum Hauptbelastungsfaktor. Die Lage im Ukrainekonflikt spitzt sich weiter zu. Bisher waren die Sanktionen nur kosmetisch. Jetzt geht es aber um wirklich wirtschaftsschädliche Sanktionen. Der deutsche Maschinenbau wird Umsatz- und Gewinnrückgänge verzeichnen. Exporte werden auch darüber hinaus zurückgehen. Zu allem Überfluss könnten die Energiepreise steigen. Russland hat letztlich nur diese Möglichkeit auf die Sanktionen zu reagieren. Höhere Kosten für Energie lassen Margen in der Produktion sinken und die Konsumentenstimmung dürfte sich spätestens eintrüben, wenn der Sommer vorbei ist und die Heizungen wieder laufen.

Das ist aber noch nicht alles. Die Berichtssaison läuft schlecht. Während in den USA die Unternehmen tendenziell gut abschneiden, ist davon in Deutschland keine Spur. Wenige Branchen können auftrumpfen. Die meisten müssen Gewinnrückgänge vermelden und korrigieren ihre Jahresprognosen nach unten. Grund für die Kürzungen der Prognosen ist sicherlich auf die Ukrainekrise. Die schlechten Ergebnisse des zweiten Quartals haben damit aber wenig zu tun. Hier lief also schon vorher etwas aus dem Ruder.

Denkbarer Hintergrund ist eine kleine, zeitlich begrenzte Schwäche des Wachstums im zweiten Quartal in Deutschland und in anderen EU Ländern (nicht zuletzt Frankreich). Die Stimmung und die Erwartungen hellen sich allerdings schon wieder auf. Das könnte dem Markt dann im vierten Quartal noch einmal Schwung verleihen. Bis dahin kann es ungemütlich werden.

Die Jahresprognose vom 3.1.2014, die ich hier veröffentlicht habe, sieht nun den Pullback zum Ausbruchslevel vor. Ob es wirklich soweit kommt steht natürlich in den Sternen. Tendenziell passt die Prognose bisher. Der schwarze Prognosepfeil zeigt das favorisierte Szenario. Februar bis April passten nicht so gut. Aktuell finden Kurs und Prognose wieder zueinander. Eine Korrektur unter 8.500 erscheint schon etwas zu düster. Die Zeit dafür hätte der Markt allerdings. Saisonal zieht sich die Sommerschwäche bis Ende September. Danach folgen dann wieder die Rallyemonate. Dass der Dax ausgehend von Kursen unter 9.000 Punkten neue Hochs erreicht, erscheint mir aktuell ambitioniert. Warten wir's ab. Insgesamt stimmt die Tendenz der Prognose.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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