Kommentar
09:21 Uhr, 08.12.2016

DAX - Jahresrendite 2016 bisher bei 8,04%

Trotz eines turbulenten Börsenjahres hätten Anleger mit dem DAX dieses Jahr 8,04 % Rendite erzielen können und das ohne Spekulation oder Aufwand. Mit einem ETF-Sparplan haben Privatanleger nicht nur große Fondsmanager geschlagen, sondern sogar den DAX selbst.

Der Grund für den außergewöhnlichen Erfolg ist der sogenannte Cost-Average-Effekt, auch Durchschnittskosteneffekt genannt. Dieses positive Rendite-Phänomen trifft auf, wenn Wertpapiere, in die ein Anleger regelmäßig in gleichbleibenden Mengen investiert, hohen Schwankungen unterworfen sind. Und Kurskapriolen hat der DAX dieses Jahr wieder einmal geschlagen. Erst der verpatzte Start ins Jahr mit dem Abverkauf der chinesischen Börsen, dann der Brexit im Juni, die Seitwärtsphase seit Augst, die Wahl Trumps zum US-Präsidenten und zuletzt die Angst vor dem Italien-Referendum. Wer dieses Jahr taktische Entscheidungen treffen musste (Aktien rein/raus), bekam viele Chancen gehörig falsch zu liegen.

Der Vorteil eines Sparplans ist dabei von genau diesen Schwankungen zu profitieren. Bei hohen Kursen erwirbt der Anleger weniger Anteile z.B. eines ETF-Fonds oder einer Aktie (da der Preis pro Wertpapier hoch steht) und wenn die Kurse in den Keller rauschen, kann er mit der gleichen Sparrate mehr Anteile erwerben (da die Papiere nun weniger kosten). Daraus entsteht ein Durchschnittspreis, der verhindert, dass Anleger einen zufälligen Einstieg zu hohen Kursen erwischen.

Kritik am Cost-Average-Effekt

Natürlich hat auch die Fondsindustrie den Durchschnittspreiseffekt für sich entdeckt und wirbt seit Jahren damit für Sparpläne. Was jedoch dieses Jahr wunderbar geklappt hat, nämlich eine Überrendite gegen die Benchmark zu erzielen, klappt langfristig nur bei äußerst glücklichen Startphasen eines Sparplans (z.B. wenn man 2008 vor der Krise einen Sparplan eröffnet hätte).

Langfristig, über viele Jahre und Krisen der Märkte hinweg, verschwindet der Cost-Average-Effekt und das Timing eines Einstiegs wird immer unwichtiger (wer vor 30 Jahren Aktien gekauft hat, dem kann dank Dividenden und Zinseszinseffekt fast egal sein, ob die Börse schwankt). Wer also die Wahl hat zwischen einer Einmalanlage und einem Sparplan, wird mit der Einmalanlage langfristig besser fahren, da das Markt-Timing weitgehend überschätzt wird.

Dennoch bleiben Sparpläne, insbesondere für den Vermögensaufbau, eine gute Sache. Wer keine hohen Summen zur Verfügung hat, um eine Einmalanlage am Aktienmarkt zu tätigen, der kann mit kleinen monatlichen Sparraten anfangen von den langfristig positiven Renditen des Marktes zu profitieren. Im Artikel Entwicklung eines DAX-Sparplans seit 1996  habe ich gezeigt, welches Vermögen ein Sparplan erwirtschaftet hätte.

ETF-Sparpläne

Einen besonderen Vorteil bieten Fondssparpläne mit Indexfonds. Mit ETF-Sparplänen können Anleger von gleich zwei Vorteilen profitieren. Erstens die niedrigen Gebühren der ETFs (die auf viele Jahre gesehen deutlich ins Gewicht fallen) und zweitens die Outperformance gegenüber teuren, aktiv gemanagten Fonds. Wie ich im Artikel Neue Studie setzt Fondsindustrie unter Druckgezeigt habe, schaffen es nur sehr wenige aktive Fonds besser zu sein als der Markt.

Ein weiterer Pluspunkt von ETF-Sparplänen ist ihre Flexibilität. Anders als bei Versicherungen gehen Sparer keine Laufzeiten oder andere Verpflichtungen ein. Bereits mit 50,00 EUR pro Monat (manche Banken bieten bereits Sparpläne ab 10,00 oder 25,00 EUR an) können Fondssparer loslegen. Der Vorteil: einen ETF-Sparplan kann man jederzeit aussetzen, stoppen oder die monatliche Rate verändern (macht vor allem Sinn, wenn die Börsen gerade abgerauscht sind. Stichwort antizyklisches Investieren).
Leider bieten Filialbanken kaum ETF-Sparpläne an. Anleger müssen daher oftmals ein Wertpapierdepot bei einer Online-Bank eröffnen (Vorteil: spart Gebühren). Der Grund ist, dass Indexfonds aufgrund ihrer niedrigen Managementkosten und „demokratischen“ Vertriebskanäle (jeder kann diese Fonds über die Börse kaufen und verkaufen) keine Vertriebsprovisionen zahlen. Für „abhängige“ Finanz- und Bankberater besteht somit kein Anreiz diese Produkte zu vertreiben.

Vorsicht: Oft höre ich von Anlegern, die bei ihrer Bank nach ETF-Sparplänen fragen, dass ihnen als Alternative Indexzertifikatevon der Bank angeboten werden. Diese bitte nicht kaufen. Der Grund: Zertifikate sind kein Sondervermögen und nicht von der Bilanz der Bank getrennt und zweitens sind Zertifikate in ihrer Preis- und Kostenstruktur weniger transparent als Indexfonds (in ihnen lassen sich wunderbar Provisionen für den Geschäftsabschluss verrechnen).


Weltweite Indizes besonders geeignet für Sparpläne

Um von der ganzen Vielfalt des Aktienmarktes zu partizipieren, sollten Anleger bei der Wahl ihres ETF-Sparplans nicht nur auf den DAX schauen. Große europäische Indizes (wie der Stoxx 600 Europe) oder weltweit investierende Indexfonds auf den MSCI World Index streuen die monatliche Anlage über hunderte von Aktien, wohingegen der DAX in die bekannten 30 Standardwerte aus Deutschland investiert.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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3 Kommentare

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  • Buford T Justice
    Buford T Justice

    Grausig, was einige so schreiben! Werden solche Artikel nicht vor Veröffentlichung geprüft?! Wenn ein selbsternannter Finanzexperte nicht in der Lage ist, grundlegende Dinge richtig zu berechnen, was macht ihn dann zum "Experten" oder berechtigt ihn zur Veröffentlichung dieser Artikel.

    In dem oben angeführten Fall (Sparplanbeginn bei Null, Monatssparrate von € 50,00) ergibt sich bei einem Endwert von € 648,24 eine Rendite von 16,74% und NICHT 8,04%. Der Grund liegt in der falschen Betrachtung des gebundenen Kapitals, "Experten" sprechen von geldgewichteter Rendite ... !

    13:33 Uhr, 08.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • tschak
    tschak

    Danke für den einleuchtenden, rationalen, logischen Artikel. Könnte ein Wake-UP-Call für den ängstlichen Newbie sein. Genau da haben wir aber auch das zweischneidige Problem. Wir, die sich jahrelang per Praxis und Theorie-und/oder Studium dieses Wissen angeeignet haben, kennen (mittlerweile ; -) auch unsere Risikotoleranz/"trial & error". Ein nachhaltig erfolgreicher Anleger kann gut in sich selber reinhören, weiß schon intuitiv was sein Risiko-Korsett NACHHALTIG erschüttern könnte (hat sein CRV-Verständnis intuitiv in sich drinnen). Die "Anderen" haben aber diesen tlw. schweren Weg der Selbsterkenntnis noch vor sich - um tatsächlich von den imensen Kräften des Zinsenzins NACHHALTIG/in vollem Umfang (!) profitieren zu können.

    Ich bin dabei, den Österreichern zu vermitteln, welche Risikotoleranz denn sie nun tatsächlich haben. Eigentlich wären ängstliche Personen prädistiniert für Sparpläne, weil diese NEWBIES dann sogar manisch-DEPRESSIV glücklich über tiefere Kurse WÄREN. Allerdings kann man die Pferde nicht immer zur Tränke bekommen (besonders wenn diese nicht wissen, ob sie die Geduld für einen seriöse 15 bis 20 Jahre-Anlage-Horizont mitbringen, um das Risiko so gut wie möglich auszuradieren / Ziel: flankierende Zukunftsvorsorge). Es gibt was, "gegen" WAS WIR nur sehr schwer ankämpfen können/Mission impossible/MISSION LOST (?): Die "verlorenen" Bildungs- und Erziehungsjahre bis hin zu den kritischen Lebensjahren 16 bis 25 - Hier wird, wie wir wissenschaftlich (bewiesen), wissen, das Risiko-Spektrum klar definiert - bzw. GELD-UMGANG gelernt. In Österreich habe ich so ziemlich alle Wirtschafts-Ausbildungsstufen mitgemacht bis zum Uni-Master (of Disaster *LOL*). Somit weiß ich, wie RISIKO gelehrt wird....AKTIEN? sind wohl manchmal auch eher Teufelszeug, wie gar mancher Politiker in Österreich implizit verlautbart. Bei meinen Uni-Aufenthalten in U.S.A. und London war das halt naturgemäß anders...

    "Gegen solch eine Wand in Österreic"... muss man also anfangen, das THEMA MITEIGENTUM auch durch alternative Zugänge - der NORMALEN MITTELSCHICHT schmackhaft zu machen. Wir wollen nicht die einzigen Millionäre in DE/AT werden (ich habe bisher oft als Angestellter in globalen Unternehmen gearbeitet - seit geraumer Zeit selbständig) . Ohne die "Anderen" mitzunehmen. Vielen wurde die Möglichkeit genommen, den Zinseszins und exponentielle Kurven zu verstehen. Warum wohl?? Wer profitiert von solch asymmetrischer Wissens/Info-Verteilung .

    Dafür kämpfe ich die die letzten Quartale, die kommenden Jahre - es braucht einen Change hin zu Financial EDUCATION, Forcierung der Talente des Einzelnen und eine Kultur des Miteinanders als Eigentümer, Miteigentümer (Aktionär) und geschätzter Angestelleter, Arbeiter, etc.. TOI TOI - ich sehe, sie gehen einen ähnlichen Weg! Weiter so - sie machen gute Arbeit !!
    LG aus Wien

    09:39 Uhr, 08.12. 2016

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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