Kommentar
15:30 Uhr, 20.01.2016

DAX im freien Fall – GodmodeTrader-Experten zur Marktlage

Der Markt ist unter Druck, nicht erst seit gestern und wahrscheinlich morgen auch noch. Die Fragen, die sich alle Anleger nach dem ausgesprochen schwachen Jahresauftakt stellen, haben wir Rocco Gräfe, André Tiedje, Rene Berteit, Henry Philippson und Bastian Galuschka auch gestellt.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Die Ausgangslage:

Von seinem Allzeithoch bei 12.390 Punkten ist der DAX rund 20 % entfernt, hat im Januar bis dato gut 12 % verloren und sich in den letzten Tagen bereits an die Vorjahrestiefs bei 9.338 bzw. 9.325 Punkten angenähert. Heute wurden diese Marken im frühen Handel bereits unterschritten. Diese charttechnische Unterstützungszone könnte zum Dreh- und Angelpunkt für den weiteren Verlauf werden, da ein Bruch der Marke auf Tagesschlusskursbasis gegebenenfalls weitere Stopplosswellen nach sich ziehen könnte. Oder, André Tiedje? „Diese Unterstützung besitzt m.E. keine Relevanz, sollte der DAX sie ansteuern, dann wird sie brechen.“ konstatiert der Elliott Wellen Spezialist. Ähnlich sieht dies auch Charttechniker Henry Philippson, der nicht davon ausgeht, dass dieser Preisbereich einem Angriff der Bären Stand halten könne. Rocco Gräfe, der in seinem täglichen erscheinenden Tagesausblick und seinen Premiumservices sozusagen auf "Du und Du" mit dem DAX steht, ergänzt: Das Niveau um „9.325/9.300 kann zu temporären Abwärtspausen führen.“ Allerdings betont er dabei, das es sich dabei wirklich nur um kurzfristige Gegenbewegungen handeln dürfte und die Anleger gewarnt sein sollten: Der europäische Bruderindex des DAX, der EuroStoxx 50 hat sein analoges Vorjahrestief bei 2.972 Punkten bereits bereits deutlich unterschritten. Der DAX könnte sich dieser Entwicklung anschließen.

Die kurzfristige Gefahr eines weiteren Einbruchs ist nicht von der Hand zu weisen, unabhängig von der Interpretation der Bedeutung der Vorjahrestiefs. Doch ist das, was wir im DAX seit dem Rekordhoch vom Mai 2015 erleben - trotz der Heftigkeit des Einbruchs - nur eine Zwischenetappe im Rahmen des langfristigen Aufwärtstrends?

Oder hat sich das Blatt bereits zu Gunsten mittel-bis langfristige fallender Kurse gewendet?

„Der Einbruch seit Dezember ist teil eines mehrmonatigen, wahrscheinlich sogar mehrjährigen Bärenmarktes“ stellt Philippson fest und Bastian Galuschka pflichtet ihm für den Fall bei, dass das Septembertief 2015 deutlich durchbrochen wird: „Wenn die Tiefs aus dem Vorjahr unterschritten werden, liegt es ein neuer langfristiger Abwärtstrend vor.“ Rene Berteit, Chartanalyst und Tradingcoach, ergänzt dazu, das aktuelle Trendverhalten und die panikartigen Kurseinbrüche seien ein Indiz für einen Stimmungswechsel: „Die Risiken für einen langfristigen Abwärtstrend haben zugenommen und vor allem in den Köpfen der Marktteilnehmer wird dieses Szenario gespielt. Deshalb auch die starken Reaktionen nach unten in den letzten Wochen. Jetzt muss man abwarten, inwieweit sich diese Ängste auch realwirtschaftlich durchsetzen werden.“

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Worst Case 8.350 Punkte?

Was aber geschieht, wenn der Bereich von 9.325 bis 9.338 Punkten deutlich unterschritten wird und wo liegen passende Marken, an denen eine Erholung oder gar das Ende des Abwärtstrends auf die Anleger warten?

Für die kurzfristige Entwicklung sieht Gräfe eine Unterstützungsmarke bei 9.000 Punkten. Hierzu ergänzt Tiedje, dass auf Höhe von 8.803 Punkten ein mittelfristiges, aus der Elliott Wellen Theorie abgeleitetes Korrekturziel im Markt liegt. Damit bieten diese Marke die Chance für eine mehrwöchige Zwischenerholung. Im mittelfristigen Zeitfenster auf Sicht einiger Monate haben Gräfe, Galuschka und Philippson die langfristige Supportmarke bei 8.350 Punkten auf dem Schirm. Ein Ziel, das aktiviert würde, sollten die kurzfristigen Marken von Gräfe und Tiedje unterschritten werden. 8.800 und 8.350 Punkte sind im Umkehrschluss damit interessante Kursniveaus an denen sich auch Langfristanleger wieder mit einem Einstieg in die Börsen auseinandersetzen können.

Investoren und Trader die aktuell bereits positioniert sind, haben damit einen Rahmen für die mögliche weitere Entwicklung. Was aber, wenn man aktuell insbesondere aufgrund der aktuell massiven Kurschwankungen und der schwachen Entwicklung an den Börsen noch an der Seitenlinie auf ein Investment wartet? Wann kann man wieder prozyklisch einsteigen?

Sofern sich keine Bodenbildungstendenzen ergeben, die in den Bereich um 9.300 bzw. 8.800 und tiefer bei 8.350 Punkten für eine mittelfristige Trendwende sprechen, nennt Gräfe die 11.000 Punkte-Marke als prozyklisches Einstiegsniveau. Und das bei einem anschließenden mittelfristigen Kursziel bei 14.280 Punkten.

Und welche Einzeltitel sollte man sich genauer ansehen und im Falle einer Erholung auf die Watchlist oder in das Depot nehmen? Tiedje nennt nach einer umfassenden Analyse nach Elliott insbesondere die Aktien der Deutschen Post. Von Gräfe werden Fresenius SE, Beiersdorf und Henkel als interessante Kandidaten ausgemacht. Für Berteit spielt die statistisch-mathematische Auswertung aller zur Verfügung stehenden Aktien eine große Rolle. Einen Tip hat er hierzu auch parat: „Aktien, die im Rahmen der aktuellen Abwärtsbewegung relative Stärke aufweisen, könnten, sofern sich denn im breiten Markt ein Boden ausgebildet hat, überproportional profitieren. Um diese Aktien zu finden, könnte beispielsweise der Guidants Screener genutzt werden.“

In der aktuell stark angespannten und möglicherweise richtungsweisen Marktphase kommt es jetzt also darauf an, Bodenbildungstendenzen abzuwarten, ehe man über Neuinvestments nachdenkt. Der kurzfristig agierende Anleger, der private Trader wird dagegen ein hochinteressantes und chancenreiches Jahr vor sich liegen haben – hier sind sich alle Experten einig. Berteit bringt es auf den Punkt: „Als Charttechniker habe ich jedoch das Glück, mit jeder neuen Kerze auch eine neue Information zu erhalten. Aktuell ist der Trend nach unten gerichtet und mein Fokus liegt auf der Shortseite. Eine schöne Wochenkerze an der richtigen Stelle und die Sache sieht eventuell schon wieder ein wenig anders aus.“

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  • Gutschi
    Gutschi

    unfassbar ein 200 punkte reversal nachbörslich

    22:47 Uhr, 20.01. 2016

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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