DAX - Griechenland-Drama: Hoffnung und Skepsis
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DAX
Getragen von der Hoffnung auf eine Einigung in quasi letzter Minute im griechischen Schuldendrama frohlockte der deutsche Aktienmarkt zu Wochenbeginn und hievte den DAX zeitweise über 3 Prozent auf knapp oberhalb von 11.420 Punkte nach oben. Zuletzt gab der Index geringfügig nach, liegt aber immer noch mit 2,8 Prozent vorne. Auslöser der heutigen Kurseuphorie waren neue Reformvorschläge durch den griechischen Premierminister Tsipras vom Sonntag. Allerdings mehrten sich zuletzt Stimmen der Geldgeber-Länder, die betonten, dass keine substanziell neuen Konzepte aus Athen eingetroffen sind. Bundesfinanzminister Schäuble sagte am Montagmittag, der Status sei der gleich wie am vergangenen Donnerstag.
Thema des Tages
Die 19 Euro-Finanzminister tagen zur Stunde in Brüssel zu einer Krisensitzung zum Thema Griechenland. Belgiens Ressortchef Van Overtveldt sagte zu Beginn des Treffens, es hänge nun von den Griechen ab, welche Vorschläge sie haben und wie sie in das Programm hineinpassen. Für die Eurogruppe sei das laufende Hilfsprogramm mit seinen Auflagen der Bezugspunkt. Der finnische Finanzminister Stubb ergänzte, er habe „sehr geringe Erwartungen für heute“. Auch EU-Kommissionspräsident Juncker glaubt nicht, dass es heute einen Deal mit Griechenland geben wird. Am Abend treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder zu einem Sondergipfel.
Aus ihrer Sicht hat die griechische Regierung mit der Vorlage neuer Vorschläge ihre Aufgabe zunächst erfüllt und sieht nun die Gläubiger am Ball. Das Angebot (Anm. v. Sonntag des Premiers Tsipras) zeige den Willen Griechenlands, zu einer Einigung zu kommen, hieß es aus Athen. Nach dem neuen Entwurf soll der Mehrwertsteuersatz für bestimmte Grundnahrungsmittel von 13 auf 23 Prozent erhöht werden und die Mehrwertsteuer im Hotelgewerbe solle von 6,5 auf 13 Prozent verdoppelt werden. Tsipras bekräftigte laut einer aktuellen Erklärung seine Bedingungen für eine Einigung. Dazu zählten kein „übermäßiger" Primärüberschuss, keine Einschnitte bei den Renten und keine „exzessiven und unvernünftigen“ Erhöhungen bei den Strompreisen.
Das Bundesfinanzministerium hat nach einem Bericht der „Welt“ darauf hingewiesen, dass es mit dem normalen parlamentarischen Prozedere jetzt kaum noch möglich wäre, den Griechen finanziell zu helfen. Die Zeit sei zu kurz, um alle Vorbedingungen zu erfüllen. Das deutsche Parlament müsse daher entscheiden, ob es zu einer Notfall-Sitzung bereit sei.
Aktien im Blick
Bei der Lufthansa droht ein neuer Streik des Kabinenpersonals, die Aktie dreht im positiven Marktumfeld am Mittag dennoch ins Plus.
JPMorgan äußerte sich grundlegend positiv zum Automobilsektor, was den Titeln im Sektor guttut. BMW-Papiere erobern mit 4,62 % den Spitzenplatz. Daimler-Aktien verteuerten sich um 3,57 % und Volkswagen-Aktien rückten um 2,95 % vor.
Konjunktur
Ifo-Präsident Sinn hat davor gewarnt, die Griechenland-Troika zu sprengen und den IWF aus den Verhandlungen „herauszukegeln“. Ohne den IWF werde sich der Druck der Krisenländer und Frankreichs gegenüber Deutschland ins Unermessliche steigern. Dann folge ein Griechenland nach dem anderen, sagte Sinn.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wird in Kreisen der EZB erwogen, Kapitalverkehrskontrollen gegen einen beschleunigten Mittelabfluss in Griechenland einzusetzen.
Währungen
Der US-Dollar präsentiert sich nach den deutlichen Verlusten in der vergangenen Woche infolge des zinspessimistischer als erwartet ausgefallenen Statements der US-Notenbank zu Wochenbeginn auf breiter Basis etwas fester. EUR/USD notierte bislang trotz Annäherung im griechischen Schuldenstreit schwächer bei 1,1309 im Tief, während GBP/USD bislang bis 1,5844 zurückfiel.
USD/JPY erreichte bislang bei 123,15 im Hoch. Die Bank of Japan (BoJ) ist laut ihres aktuellen Monatsberichtes weiterhin zuversichtlich, dass sich die japanische Wirtschaft auf einem anhaltend moderaten Wachstumskurs befindet.
NZD/USD gibt nach Veröffentlichung eines schwachen neuseeländischen Westpac-Verbrauchervertrauens nach und notierte bislang bei 0,6890 im Tief.
Rohstoffe
Die Rohölpreise sind fester in die neue Handelswoche gestartet. Die gestiegenen Hoffnung auf eine Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland lässt Rohöl anspringen. Zunehmende Sorgen vor einer Staatspleite haben am Freitag die Kurse noch unter Druck gebracht. Das Thema Griechenland ist für die Nachfrage der Finanzinvestoren, die zuletzt die Ölpreise maßgeblich bestimmt haben, nicht unerheblich, schreiben die Experten der Commerzbank.
Ein Thema am Ölmarkt sind die laufenden Verhandlungen über das iranische Atomprogramm. Sollte es zu einer Einigung kommen und der Westen seine Sanktionen aufheben, dürfte der Iran seine Ölexporte umgehend deutlich erhöhen. Das weltweite Überangebot an Öl würde dann noch weiter zunehmen, was die Preise weiter belasten dürfte.
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