Analyse
19:55 Uhr, 23.12.2018

DAX - Ein Doppelleben wie Dr. Jeckyll und Mr. Hyde - Ausblick ab 27.12.2018

Man kann theoretisch fast schon froh sein, dass (meines Wissens) nun erst wieder am 27.12.2018 in D gehandelt wird. Am morgigen Heiligabend sind anderswo aber sogar Börsen, wenn auch verkürzt, geöffnet (z. B. Paris, London und auch USA).

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.633,82 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.633,82 Pkt (XETRA)

DAX - Kursstand bei Erstellung der Analyse = 10.633,82

Rückblick auf den letzten Handelstag und die letzte Prognose vom 20.12.2018 für den 21.12.2018:

Was gab es für charttechnische Optionen? : Charttechnisch wäre es schöner gewesen, wenn der Dax zuvor noch auf Xetra ein weiteres Tief ausbilden würde, bevor er steigt. Hierbei war es relativ egal wo (idealer Weise am besten aber ca. 10.550/500).
Was geschah tatsächlich? : Der Index fiel noch an 10.512,64 und baute die technisch noch fehlenden schöneren Tiefs. Vom Tagestief war der Index den Rest des Tages recht stark und legte bis Handelsschluss um rund 150 Punkte zu.

Einleitung: Das Jahr neigt sich dem Ende und es wird Zeit, mal zu schauen, was so am Ende des Jahres übrig geblieben ist. Am 01.01.2018 veröffentlichte ich eine Analyse auf dem Godmode mit der reisserischen Überschrift "DAX Fiction - Maximale Kursziele bei ca. 112.000-119.000 in den 2040er Jahren?". Die dort getätigten Aussagen finden sich hier (klicken!). Die Überschrift mag damals bewusst überzogen gewesen sein, mit der Analyse war es mir aber sehr wohl ERNST und sie enthielt deshalb auch alle damals nennenswerten charttechnischen Aussagen zum Dax. Diese will ich hier nicht alle noch einmal aufzählen, sondern nur die relevanten daraus und da gab es zwei besonders wichtige, die für die Fortsetzung größerer Rallye-Bewegungen essentiell waren:
1) "....Der Dax kann Kursziele von ca. 21.000/32.600 und 51.280 Punkten erreichen. Ebenso darf und muss man das an ein paar Bedingungen knüpfen: Diese Kursziele bleiben solange zu präferieren, wie der Index auf Monats-Basis oberhalb ca. 9.950/10.650 notiert/schließt. Kommt es zu Kursen deutlich darunter und zu Tests von ca. 7.600/8.150 so ist das oberste Kursziel arg zu hinterfragen...."
2) "...Vorgelagerter wichtigster Support ist die Zone um ca. 11.950 herum (Monats-Basis)..."

Von Februar bis März 2018 attackierten die DAX-Bären massiv diesen unter Punkt 2 benannten wichtigsten Support, doch die Bullen wussten ihn zu verteidigen. Erst im Oktober starteten die Bären den nächsten Versuch und dieser glückte mit fatalen Folgen und dabei wurden logischer Weise auch die Tiefs aus März 2018 unterschritten und bis heute nicht mehr erreicht. Die extremen Abverkäufe insbesondere im Oktober und Dezember erreichten also inzwischen den Sektor aus Punkt 1 (ca. 9.950/10.650). Es steht also im Index derzeit sicherlich etwas mehr auf dem Spiel. Zumindest die Tages-Schlusskurse zeigten bislang auf, dass die Bullen bereits am oberen Rand dieser Zone geballt zur Verfügung stehen, unter 10.600 wurde zudem zuletzt im Dezember 2016 geschlossen.

Der Vergleich mit dem Dow hinkt zwar etwas, wird aber zuletzt immer wieder gerne gezogen und all die vermeintliche Stärke, die sich zuletzt gegenüber dem US-Leit(oder besser Leid?)-Index offenbarte, kann nackte Zahlen letztlich auch nicht verbergen. Seit den Januar-Hochs 2018 hat der Dow Jones rund 16 % verloren und seit den Hochs Anfang Dezember immerhin etwas über 14 %. Der Dax jedoch liegt seit den Januar-Tops fast 23 % hinten (der Kurs-Index sogar fast exakt 25 %) weist aber tatsächlich im Dezember eine relative Stärke gegenüber dem US-Bruder auf, da er nur rund 9 % in dieser Zeit verloren hat (je aktueller Stand Schlusskurs Kassa 21.12.2018). Der Grund dafür ist recht einfach, der US-Markt brach zuletzt intraday oft erst dann ein, wenn der Xetra-Markt hierzulande gar nicht mehr handelte und erholte sich am Vortag via Futures, womit man sich in D nicht mehr genötigt gefühlt hat, alle Kurs-Massaker 1:1 nachbilden zu müssen.

Vermutlich steckt da ein wenig Methode dahinter, es ist aber unmöglich festzustellen, was damit bezweckt werden soll, also den "Alu-Hut" schnell wieder abgenommen. Dennoch führt der DAX zuletzt tatsächlich so ein kleines Doppelleben ala Dr. Jekyll/Mr. Hyde, mal sehen, welcher sich von beiden letztlich durchsetzen wird und eventuell wird ja aus dem Doppelleben auch ein Doppelboden....

Kurzfristig relevante (charttechnische) Aussagen:

  • Betrachtet man den Dax ganz simpel, darf weiterhin ein konventioneller Doppelboden bereits entstanden sein oder in Kürze entstehen. Kursziele daraus sind zunächst nur ca. 11.000/11.050 bis 11.200, wobei die letzte Marke nicht einmal zwingend erreicht werden muss und falls doch,dann dürfte darüber hinaus weiteres Aufwärts-Potenzial wahrscheinlicher werden (zum Beispiel ca. 11.400/450)
  • Ein Sell-Off gen ca. 10.200/300 bleibt leider auch noch immer im Rahmen der Möglichkeiten und hat solange leichte Präferenz, wie der Kurs nicht wieder zurück über 11.000 gezogen ist (vermutlich reicht es technisch aber wohl aus, ab ca. 10.840/10.900 nicht mehr zwingend eine so arg bärische Präferenz haben zu müssen), denn bereits ab Kursen über 10.805 fällt es schwer, technische Begründungen für weitere notwendige Tiefs zu finden.
  • Umgekehrt ist jede Strecke, die ca. 10.750/800 nicht überwinden kann, nur als Aufwärts-Korrektur zu werten, auf die wohl zwingend noch ein weiteres Tief folgen wird.
  • Erreicht der Index 10.832, besteht die Möglichkeit eines Short-Squeeze bis in den 11K-Bereich hinein.
  • Ähnlich wie am Freitag (aber nicht mehr ganz so wichtig) ist der Umstand, dass ein weiteres Verlaufs-Tief, das zur Not knapp unter dem Freitags-Tief ausreichen würde, technisch etwas sauberer wäre, da der Rücklauf seit dem späten Freitag-Vormittag ein wenig abgehackt wirkt. Für solch ein Tief reichen Kurse von 10.485/510 völlig aus.
  • Ein Unterschreiten von 10.475 gilt es, aufgrund dann erfolgender übergeordneter Verschlechterung des Chartbildes, weiterhin zu vermeiden. Zudem könnten sich die Marktteilnehmer beider Lager dann auch zu direkten Konsequenzen genötigt sehen, die Bullen zum Beispiel jegliche Gegenwehr einstellen und die Bären siegessicher den Druck noch mehr erhöhen. Mögliche Kursziele wären dann wohl ca. 10.250 oder gar (siehe oben in der Einleitung) ein direktes Erreichen der "Abgrund-Kante" bei ca. 9.950 Punkten.
  • Diese Woche wurden recht sauber die bärischen Kursziel-Zonen des DAXlender und des 7h-Future-Charts abgefahren und dort neuralgische Punkte erreicht, somit kann man fast schon froh sein, dass nun erst wieder am 27.12.2018 in D gehandelt wird. Am morgigen Heiligabend sind anderswo sogar Börsen, wenn auch verkürzt, geöffnet (z. B. Paris, London und auch USA). Der US-Handel läuft also sogar noch bis es hier in D 19 Uhr ist. (alle Angaben bzgl. möglicher Börsen-Öffnungszeiten ohne Gewähr)

Mögliche Interessenkonflikte: Der DAX-Index und der DAX-Future sind meine am häufigsten kommentierten und analysierten Assets. Aus diesem Grunde (und um mir eine möglichst hohe analytische Neutralität bewahren zu können) handele ich den Index nur noch sehr selten und nur temporär aktiv und bin generell bei Erstellung einer DAX- Analyse nicht im besprochenen Index investiert.

Frohe DAXnachten

Michael Borgmann (Journalist / Technischer Analyst)

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Über den Experten

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Technischer Analyst und Trader

Als "Kind des Neuen Marktes" kann Michael Borgmann inzwischen auf über 25 Jahre Börsenerfahrung zurückblicken und hat dabei schon früh die Anwendung der Technischen Analyse (Charttechnik) als "Mittel zum Zweck" für sich ausgemacht. Bei seinen Analysen beschränkt er sich nicht nicht auf einzelne wenige Aspekte der Materie, sondern verfolgt einen ganzheitlichen analytischen Ansatz, indem er Candlesticks, Elliott-Wellen, Fibonaccis, die Ichimoku-Methodik und diverse andere charttechnische Hilfsmittel miteinander kombiniert. In der Summe sieht er dadurch die Technische Analyse gegenüber der Fundamental-Analyse im Vorteil, da sie tagesaktuelle Chartdaten auswerten kann und somit einen deutlichen zeitlichen Vorsprung gegenüber der Auswertung zum Beispiel veralteter Quartalszahlen hat. Seit Juli 2015 betreut Michael Borgmann den Premium-Service „Centre Court Börse” (CCB) im stock3 Terminal (vormals: Guidants).

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