Kommentar
23:00 Uhr, 15.11.2008

DAX - Die Finanzwerte sind durch, jetzt sind die Autos dran

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Die Finanzkrise kommt nun mit Macht in der sogenannten Realwirtschaft an. Trotz aller Bemühungen der Regierungen und der Zentralbanken sind wir nun auch per Definition in einer Rezession. Inzwischen wird sogar offen von einer Depression gesprochen. Zu groß war das Vertrauen und zu tief sind die Wunden jetzt, um dieses Vertrauen zurück zu gewinnen. Selbst die optimistischsten Marktbeobachter rechnen frühestens im zweiten Halbjahr nächsten Jahres mit einer Verbesserung der Konjunktur. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir mindesten noch bis zum Jahresende mit zumindest unsicheren Börsenzeiten zu rechnen haben. Da die Börse ca. ein halbes Jahr vorweg nimmt, könnte es auch noch etwas länger Dauern. Denn diejenigen, die jetzt vom 2 Halbjahr 2009 sprechen, haben vor einem Jahr auch schon vom Ende dieses Jahres gesprochen.

Die Unternehmen melden nach und nach ihre Quartalszahlen. Es sind die Zahlen, die im 3. Quartal erwirtschaftet wurden, also als uns so richtig die Finanzkrise erreicht hatte und es auch den Letzten bewusst wurde was da so passiert ist. Es ist doch kein Wunder, dass die Umsätze jetzt allgemein zurückgehen. Glaubt denn heutzutage wirklich noch jemand, dass eine Branche wie eine Insel im Ozean ist und die anderen davon völlig unberührt sind? Nicht einmal mehr die Länder oder Kontinente sind wirtschaftlich getrennt voneinander. Dieses Jahrhundert ist lange vorbei. Deshalb verwundert es auch nicht, wenn China nun auch um sein Wirtschaftswachstum Angst bekommt. Obwohl die chinesische Wirtschaft noch immer mit über 9% wächst, erwägt man ein Konjunkturpaket zu beschließen, ähnlich wie in Europa und in den USA. Das macht insofern Sinn, als eine sich abschwächende Wirtschaft in China auch auf die Weltkonjunktur Auswirkungen haben würde und das dann wieder auf China zurückschlagen würde. An einer Weltwirtschaftskrise kann keiner interessiert sein. Die Chinesen machen aber noch etwas: Sie kaufen bei weitem nicht mehr so viele US-Staatsanleihen wie noch vor gut einem Jahr. Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, wann sie mit dem Abstoßen dieser Anleihen beginnen werden. Zunächst nehmen sie natürlich den Zinssenkungszyklus voll mit, da die USA gezwungen sind, die Zinsen weiter zu senken und damit die Rentenkurse in die Höhe zu treiben. Aber irgendwann ist Schluss damit. Dann wird es zu Verkäufen kommen, langsam und kaum merklich aber doch messbar. Was das für Amerika bedeutet möchte ich mir heute noch nicht ausmalen. Aber man wird es an einem anderen Indikator bemerken können. Am Goldpreis nämlich. Dieser hat in den letzten Tagen (und dieses Mal trotz fallender Märkte, das war in den Wochen davor nicht so) wieder deutlich angezogen. Offensichtlich ist die von vielen wegdiskutierte Inflation doch plötzlich wieder aus ihrem Unterschlupf gekommen.

Inflation wird das beherrschende Thema im nächsten Jahr werden, davon bin ich überzeugt. Möglicherweise werden sich in diesem Zusammenhang die Märkte etwas beruhigen können, vielleicht sogar stabilisieren. Aber der Goldpreis wird unweigerlich steigen, bzw. die Währungen gegen den Goldpreis fallen. Nach wie vor gilt für mich die Devise, die günstigen Goldpreise zum Aufbau von Beständen zur Werterhaltung nutzen. Spekulieren Sie nicht mit irgendwelchen Derivaten auf einen steigenden Preis, dazu schwankt er zu sehr und Sie verlieren per Saldo nur Geld damit. Nein, kaufen Sie es physisch.

Zurück noch einmal zur Realwirtschaft. Die Bankwerte wurden in den letzten Wochen gehörig abgestraft. Keine, und hatte sie einen noch so redegewandten Manager an der Spitze, blieb davon verschont. Viele haben vernünftiger Weise das zusammen ausgearbeitete Rettungspaket in Anspruch genommen (Wir wissen wer das Kraft Arroganz nicht getan hat). Es war eigentlich nicht zu verhindern dass damit neue Begehrlichkeiten wach werden würden. So hat nun die Automobil-Industrie bei der Regierung angeklopft und um Unterstützung gebeten.

Die Lage ist hier mindestens genauso ernst wie im Bankensektor. Machen wir uns nichts vor. Wenn Arbeitsplätze abgebaut werden, weil das Produkt nicht mehr zu verkaufen ist, dann trifft es in erster Linie die Auslandseinheiten eines Unternehmens. General Motors steht kurz vor der Pleite und selbst wenn man unter den Gläubigerschutz gestellt wird (das heißt die Geschäfte werden weitergeführt nur die Kredite müssen zunächst nichts bedient werden) dann gilt dies nicht für die Auslandseinheiten der Gesellschaft. Und eine Auslandseinheit ist nun einmal seit Jahren die alteingesessene Firma OPEL. Kein Wunder also, dass OPEL mit dem Schlimmsten rechnet und hofft, dass Berlin die Traditionsmarke rettet. Aber nicht nur OPEL ist betroffen, auch Daimler, BMW und nicht zuletzt VW haben Probleme. Bei dem einen mehr bei dem anderen bislang weniger zu spüren. Von Kurzarbeit ist die Rede. So werden viele Arbeiter weniger verdienen (nicht nur bei uns in Deutschland) und vermutlich auch etliche entlassen werden.

Der nächste Schritt liegt auf der Hand. Wer kein Geld mehr verdient kann auch nicht konsumieren. Das wiederum schlägt auf den Konsum durch, der jetzt bereits zu klagen anfängt. Ich könnte mir vorstellen, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr weit unter den Erwartungen ausfallen wird. Dabei zählt das Weihnachtsgeschäft zu den wichtigsten Umsatzträgern des Jahres. Was glauben Sie, wie die Zahlen für das 4. Quartal der Konsumunternehmen aussehen werden. Ich glaube das gibt dann den nächsten Schock, wenn es nicht bereits jetzt in die Kurse eingepreist wird. Vor dem Hintergrund all dieser Argumente glauben Sie, die Krise sei beendet? Und wir haben heute noch nicht über die Kreditkarten in den USA und noch nicht über den Klimawandel und eventuelle Naturereignisse gesprochen.

Zugegeben, der DAX schickt sich an eine Stabilisierung zu versuchen. Aber tut er das wirklich? Lassen Sie uns den Chart einmal genauer ansehen. Zunächst fällt auf, dass der übergeordnete Abwärtstrend intakt ist. Damit meine ich nicht den kurzfristigen, im Chart eingezeichneten Trend, sondern den seit den Höchstkursen um 8.000 Punkte. Dieser Trend verläuft über 6.000 Punkte. Auch der kurzfristige Abwärtstrend ist intakt und verläuft ebenfalls in gebührendem Abstand bei über 5.000 Punkten. Nun kommen die Heerscharen von selbsternannten aber auch erfahrenen Charttechniker und wollen eine Trendumkehrformation in Gestalt einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation erkennen. Ja, die sehe ich auch. Ist sogar Schulbuchmäßig. Kann ich bestimmt irgendwann einmal als historische Trendumkehrformation auf Seminaren verwenden. Ist es aber wirklich so? Zunächst einmal ist die Formation noch nicht vollendet. Das ist erst der Fall, wenn die Nackenlinie bei ca. 5.300 Punkten überschritten wird. Idealer Weise kommt der Kurs dann noch einmal auf diese zurück, muss aber nicht. Das liegt aber noch ca. 600 Punkte in der Zukunft. Dann wurde am Freitag die Chance vertan, den kurzfristigen Abwärtstrend, der jetzt wenige Tage intakt ist, nach oben zu brechen. Schlimmer noch, des wurde ein Intraday – Reversal hinterlassen, welches an einem Aufwärtstrend – Ende ein sehr bearishes Zeichen wäre. Der morgendliche Anstieg des DAX am Freitag kam nicht zuletzt von der sehr festen Wall Street am Handelstag zuvor. Doch hier war lediglich die letzte Stunde mit Zugewinnen versehen und es gab keinen triftigen Grund für den Anstieg. So gibt es auch keinen Grund für die deutsche Börse am Montag (inzwischen hat USA einen Großteil der Gewinne wieder abgegeben) freundlich oder gar fest zu eröffnen. Das heißt, der Abwärtstrend bleibt intakt. Sollte ein neues Tief ausgebildet werden, ich meine damit ein Tief unter die Marke von 4.500 Punkten und dieses zum Börsenschluss gehalten werden, dann könnte es das mit der Umkehrformation gewesen sein, so schön sie auch aussehen mag. Mich stört ein wenig, dass zu viele davon sprechen und schreiben. Die Börse überrascht ja meistens und warum sollte es dieses Mal anders sein. Wenn also die Schulter-Kopf-Formation nicht eintritt, dann rechne ich erneut mit einem Test der Tiefs bei 4.000 und da dieses Mal VW nicht helfen wird, sollte die Marke auch unterschritten werden.

Argumente für eine weitere Marktschwäche hatte ich ja oben beschrieben und gibt es auch genügend wenn man nur einmal die Zeitungen zwischen den Zeilen ließt.

Bevor ich Ihnen eine gute Woche wünsche, möchte ich Sie noch auf eine Situation hinweisen, die Sie unbedingt beachten sollten. Bei Continental zeichnet sich eine ähnliche Situation ab, wie kürzlich bei VW. Die Lage ist zwar nicht ganz vergleichbar, aber der Markt ist durch die Scheffler-Offerte ebenfalls schon recht eng geworden. Am Freitag konnte man schon beobachten, was eine einfache Aussage, die obendrein noch kaum eine Relevanz besitzt bewirken kann. Ich rate dringend von Engagements in die eine oder andere Richtung ab. Man kann sich mit solchen Investments eigentlich nur die Finger verbrennen.

So, nun wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Woche und bleiben Sie wie immer am Ball und schützen Sie Ihr Vermögen.

Herzliche Grüße bis zu nächsten Woche

Ihr Martin Marquardt

Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte.

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DAX-Die-Finanzwerte-sind-durch-jetzt-sind-die-Autos-dran-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-1

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