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13:17 Uhr, 15.06.2015

DAX: Anleger streichen die Segel - Neuer Test der 11.000-Punkte-Marke

Die griechische Regierung sendet keine Signale eines Entgegenkommens im Schuldendrama. Die Geldgeber scheinen mit ihrer Geduld am Ende zu sein. Die Unsicherheit drückt die Aktienkurse.

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Der DAX macht zum Wochenstart da weiter, wo er in der vergangenen Woche aufgehört hat: Im Nachgang einer weiteren Enttäuschung im Griechenland-Drama am Wochenende streichen die Anleger die Segel und lassen den Leitindex um zuletzt weitere 1,43 Prozent auf 11.037 Punkte abtauchen. Die Geldgeber scheinen mit ihrer Geduld bei der aus ihrer Sicht inflexiblen griechischen Regierung am Ende zu sein. Vor dem nächsten Treffen der Eurogruppe am Donnerstag dürften die Investoren weiter verstärkt Verkaufsorders abgeben, denn eine Kompromisslösung und damit eine Beruhigung der Lage bleibt bis zu diesem Termin sehr unwahrscheinlich.

Thema des Tages

Der griechische Staatspräsident Pavlopoulos bleibt der festen Überzeugung, dass sein Land weiterhin Mitglied der Eurozone sein wird. „Ich will Ihnen versichern: Der Kurs des Landes in Europa und in der Eurozone wird fortgesetzt", sagte er im Staatsfernsehen. Nach dem Abbruch der Vermittlungsgespräche im griechischen Schuldenstreit steigt der Druck auf das Land. Nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Weidmann wird die Gefahr eine Staatspleite größer. „Die Zeit läuft ab, die Wahrscheinlichkeit, dass keine Lösung gefunden wird, steigt von Tag zu Tag", sagte Weidmann. „Es scheint an Einigungsbereitschaft zu fehlen.“ EU-Kommissar Oettinger verlangt bereits einen Notfallplan für Griechenland für den Fall eines Ausscheidens aus der Eurozone. Wenn sich Athen nicht bewege und die Verhandlungen scheiterten, drohe Schlimmes, sagte Oettinger. „Griechenland würde ab 1. Juli zu einem Notstandsgebiet werden“.

Ministerpräsident Tsipras ist offenbar nicht zu Kompromissen bereit. Sein Land werde geduldig warten, bis IWF, EZB und EU in der Realität ankommen seien, sagte er einer griechischen Zeitung. Tsipras kritisiert vor allem, dass die Geldgeber auf Rentenkürzungen beharren. Auch der griechische Finanzminister Varoufakis sieht die Geldgeber am Zug. Er forderte einen Schuldenschnitt und längere Tilgungszeiten. Im Gegenzug würde Athen auf weitere Hilfsgelder verzichten, sagte er der „Bild"-Zeitung.

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hält die Wiedereinführung der nationalen Währung Drachme für die beste Lösung der Krise. Dies sei auch der sozial verträglichste Weg, sagte ifo-Präsident Sinn am Montag. Als Folge der damit verbundenen Abwertung der Landeswährung würde sich die griechische Wirtschaft erholen können. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte man Griechenland die Möglichkeit geben, in den Euroverbund zurückzukehren, fügte Sinn hinzu.

Aktien im Blick

Metro verkauft seine Warenhauskette Kaufhof für rund 2,8 Mrd, Euro an den kanadischen Handelskonzern Hudson's Bay. Die Aktie verliert 3,63 %. Anleger haben offenbar auf einen höheren Preis gehofft.

Die Aktien von Gerry Weber haben ihre jüngsten Verluste am Montag nach einem negativen Analystenkommentar der Deutschen Bank ausgeweitet (-4,74 %).

Die Deutsche Annington büßen 4,88 %. ein. Die Immobiliengesellschaft finanziert eine Übernahme mit einer Kapitalerhöhung.

Konjunktur

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Fuchs, befürchtet, dass ein umfangreicher Teil der griechischen Schulden abgeschrieben werden muss. Bei einem Staatsbankrott Griechenlands müsse Deutschland auf Milliarden Euro verzichten, sagte er im Deutschland Radio. Laut ifo-Präsident Sinn beträgt der maximale Ausfall für Deutschland 87 Mrd. Euro.

Der saisonbereinigte Handelsüberschuss der Eurozone ist im April auf ein neues Rekordhoch bei 24,3 Mrd. Euro gestiegen. Im März hatte der Überschuss bei 19,9 Mrd. Euro gelegen. Die Exporte stiegen von März auf April um 1,1 Prozent, die Einfuhren fielen um 1,6 Prozent.

Währungen

Der US-Dollar ist fester in die neue Handelswoche gestartet, wobei der Greenback weiterhin von der Erwartung profitiert, dass es in den USA bald zu der ersten Leitzinsanhebung seit 2006 kommen wird. EUR/USD fiel vom Freitagsschlusskurs bei 1,1265 zu Wochenbeginn bis 1,1187 zurück, hat seitdem jedoch Boden gutgemacht. Nach Einschätzung von BNP Paribas ist der Euro stark überverkauft. Die Devisenexperten des Instituts sehen den fairen Wert der Gemeinschaftswährung bei 1,1468 Dollar.

GBP/USD hat trotz eines Anstiegs des britischen Rightmove-Hauspreisindex vom am Freitag erreichten Dreiwochenhoch bei 1,5598 bislang bis 1,5519 im Tief nachgegeben. USD/CHF ist trotz überraschend gestiegener schweizerischer Einzelhandelsumsätze fester in die neue Handelswoche gestartet und notierte bislang bei 0,9339 im Hoch. USD/SEK setzt hingegen dank guter Nachrichten vom schwedischen Arbeitsmarkt seine Talfahrt fort, nachdem das Währungspaar am Freitag bei 8,1489 ein Viermonatstief erreicht hat.

Rohstoffe

Die Ölpreise sind am Montag weiter im Rückwärtsgang. So kostet ein Barrel Brent im Mittagshandel 62,73 US-Dollar. Das waren 1,14 Dollar weniger als am Freitag. Das anhaltend hohe Überangebot an Rohöl ist laut Commerzbank für die Verluste verantwortlich. Zudem habe Saudi-Arabien angekündigt, bei einem Anstieg der Nachfrage sein Angebot weiter erhöhen zu wollen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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