Fundamentale Nachricht
12:56 Uhr, 10.03.2015

DAX: Anleger machen einen Rückzieher

Die wochenlang gute Stimmung im Dax scheint passé. Die Anleger geben sich angesichts der fragilen Umstände in der Eurozone und der schlechten Börsenstimmung an der Wall Street zurückhaltend und schicken den Dax gen Süden.

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DAX

Noch immer ist das gestern angelaufene Anleihekaufprogramm der EZB die Triebfeder für steigende Aktienkurse schlechthin. Allerdings häufen sich Belastungsfaktoren, die dem Dax zusetzen. So sorgen die anhaltenden Verluste der US-Börsen angesichts einer möglichen baldigen Zinswende in den USA sowie wieder aufkommende Spekulationen um einen griechischen Euro-Austritt für Unsicherheit und Zurückhaltung bei den Anlegern. Der deutsche Leitindex notierte zuletzt bei 11.483 Punkten (-0,85 %). Außerdem stören Experten die rückläufigen Umsätze am Markt. Offenbar ist eine immer geringere Anzahl an Anlegern bereit, auf dem derzeitigen Kurslevel neue Käufe zu tätigen.

Charttechnik

Ohne neues Allzeithoch drehte der Dax heute früh wieder nach unten ab und steuert auf die Unterstützung bei 11.455 Punkten zu. Diese könnte kurzfristig für einen Erholungsversuch sorgen, wobei sich im Anschluss entscheiden muss, ob damit gleichzeitig der Aufwärtstrend fortgesetzt werden kann oder es doch zu einer größeren Korrektur kommt. Für Letzteres spräche, wenn wir per Stundenschluss unter 11.455 Punkte zurückfallen.

Thema des Tages

Die Athener Regierung und Vertreter der internationalen Geldgeber aus EU-Kommission, EZB und IWF werden am Mittwoch nach langer Pause über den weiteren Spar- und Reformkurs verhandeln. „Wir stimmen überein, dass keine weitere Zeit verloren werden darf“, sagte Eurogruppenchef Dijsselbloem in Brüssel. Parallel sollen „technische Teams“ nach Athen entsandt werden, sagte er.

Die griechische Regierung hatte jüngst einen zweiten Brief mit Vorschlägen für Reformen und höhere Einnahmen nach Brüssel geschickt. Aus Kreisen der EZB hieß es aber, Grundinformationen zur Finanzlage fehlten weiterhin. „Wir werden keine frühzeitige Auszahlung der Hilfskredite haben, ohne eine Einigung auf das gesamte Paket", sagte der Niederländer Dijsselbloem. Dazu müsse Athen auch beginnen, angekündigte Reformen in die Tat umzusetzen.

Die Spekulationen um eine mögliche Staatspleite bzw. ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone sind noch nicht vom Tisch. Die Kassen in Athen sind inzwischen laut Informationen aus Griechenland so gut wie leer.

Aktien im Blick

Die RWE-Aktie steht heute im Fokus der Anleger. Das Papier gab zuletzt 0,43 % ab. Der betriebliche Gewinn ist 2014 eingebrochen und laut Ausblick auf 2015 sind weitere Rückgänge zu erwarten.

Geringe Katastrophenschäden bescherten der Hannover Rück 2014 den dritten Rekordgewinn in Folge. Die Aktie steigt im MDax um 4,86 %.

Konjunktur

Bundesanleihen haben am Dienstag mit der neuen Geldschwemme der EZB Rekordwerte erreicht. Bei richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen erreichte der Zinssatz am Vormittag ein Rekordtief von 0,28 Prozent. In den Laufzeiten von fünf Jahren sank die Rendite weiter in den negativen Bereich und lag zuletzt bei minus 0,10 Prozent.

Die EU-Staaten unterstützen den Investitionsplan von Kommissionspräsident Juncker. Bei einem Treffen in Brüssel erteilten die EU-Finanzminister dafür ihre Zustimmung. Kernelement ist ein neuer Fonds bei der Europäischen Investitionsbank, EIB. Dieser soll in den nächsten drei Jahren Investitionen von mind. 315 Milliarden Euro anschieben.

Währungen

Der US-Dollar setzt seinen jüngsten Höhenflug gegenüber den anderen Hauptwährungen fort, wobei der Greenback weiterhin von den sich verdichtenden Anzeichen profitiert, dass es in den USA bald zu der Zinswende kommt. EUR/USD erreichte nach enttäuschenden Daten aus der französischen und italienischen Industrie bei bislang zutiefst 1,0732 ein knappes Zwölfjahrestief.

USD/JPY kletterte auf ein frisches Siebeneinhalbjahreshoch bei 122,02, während AUD/USD nach einem schwachen NAB-Geschäftsklima auf ein frisches Fünfeinhalbjahrestief bei 0,7602 gefallen ist. USD/NOK kletterte auf ein frisches Rekordhoch bei 8,0608, nachdem die norwegischen Inflationszahlen enttäuscht haben.

Rohstoffe

Umfangreiche Regenfälle in den wichtigsten Anbauregionen Brasiliens lösten zuletzt eine Verkaufswelle bei Kaffee aus, die den Preis für die Sorte Arabica bis 126 US-Cents je Pfund abstürzen ließ - ein Wertverlust von einem Viertel im Vergleich zu Oktober letzten Jahres. Zudem übt der schwache brasilianische Real weiterhin einen hohen Anreiz zu Verkäufen aus.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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